Wie die Medienkonzerne Red Bull und Alphabet straucheln

Gestern vormittag titelte es in der FAZ-Paywall: “Salzburg und das Warten auf den Klopp-Effekt”. Ein Volontär, Jens Wohlgenuth, hier um die Ecke aufgewachsen, bekam die redaktionelle Erlaubnis, den fussballerisch dilettierenden Red-Bull-Konzern, dessen Risikosport-Ideologie schon mal über Leichen geht, anzupinkeln. Der rechtssympathisierende Oligarch Dietrich Mateschitz ist tot. Jetzt sinken die Beisshemmungen.

Voraussahnend hat das solvente Red-Bull-Management die Allzweckwaffe Jürgen Klopp eingekauft. Der hat bekanntlich lebenslang Probleme, sich aus seinen zahlreichen Werbeverträgen hervorzubuddeln. Sie müssen ihm wohl eine Angebot gemacht haben, das er nicht ablehnen konnte.

Der Vorteil für ihn: als Sesselpupser „Head of Global Soccer“ muss er weniger, definitiv adrenalingedrosselter arbeiten, als zuvor als Coach von globalen Spitzenfussball-Marken (Liverpool, BVB, Mainz 05). Salzburg dagegen soll für Rentner*innen viele Lebensqualitäts-Vorteile bieten. Für Porsches werden sogar Tunnel gebohrt. Und als “Head of Global” besteht gewiss auch keine Präsenzpflicht – Schwarzwald geht auch.

Klopp ist nicht doof. Er wird abgewägt haben, wohin er zu welchen Konditionen geht. Dann kann er auch nicht überrascht sein, wie es sportlich nach dem semikritischen FAZ-Bericht ausgegangen ist. Die Mehrheit der Fussballfans in Deutschland und Österreich hat es erfreut. Große Show: Sturm schießt Salzburg aus dem Titelrennen – Meister Sturm Graz setzt sich in einem aufregenden Topspiel vor ausverkauftem Haus mit 4:2 gegen Red Bull Salzburg durch und nimmt damit Kurs auf die Titelverteidigung.” titelt der Kicker. Dem sportlichen Red-Bull-Absäger Sturm Graz ist zwar die Kommerzialisierungswelle im Profifussball (der Herren) auch nicht fremd. Aber er hat es nicht mit einem so pentetranten negativen Branding verbunden.

Als Fussballfan gönnt mann sich ja sonst nichts, und erfreut sich daran.

Alphabet

So heisst der Kontzern, dem u.a. Google und YouTube gehören. Zu seinem Markenbranding gehörte einst das Postulat “Don’t be evil”, was ich frei ins Ruhrpottdeutsch als “sei kein Arschloch” übersetzen würde.

Doch mit der Machtergreifung von TrumpII hat der Laden eine spektakuläre strategische Wende hingelegt. Wie Wolfgang Lieb hier soeben beharrlich-fleissig dargelegt hat, Alphabet-Boss Sundar Pichain hatte sich mit strategischer Absicht in die Füsselecker bei der Trump-Inauguration eingereiht.

Und nun darf auch der, neben einer ausgewachsenen mexikanischen Staatspräsidentin – vergleichsweise – Miniaturclown des ZDF an ihm kratzen, an dem grossen Evil-Konzern: “Rechte YouTuber: Das Vorfeld der AfD”. Besser er tut es, als er lässt es. Die Antwort, die seine Redaktion von YouTube bekam, hatte bereits ARD-Format.

Es geht alles schneller, als mann denkt.

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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