Nur wenige Onlinemedien wagen die Äusserung von Zweifeln und Kritik. Das ist nicht beruhigend.
German-Foreign-Policy weist auf einen Aufsatz von Liana Fix aus der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) hin, leider ohne ihn zu verlinken. Hier steht er in der NZZ online. Keine abweichende Meinung, eher die Nuancierung einer Reala. Die GFP-Kollegen, deren Text in einigen Tagen seinerseits in einem Paywall-Archiv verschwinden wird, vermuten Rivalitäten im Nato-Bündnis. Da haben sie sicher recht, aber auch das ist nicht beruhigend. Beim Wettbewerb, wer die grössere Grossmacht ist, ist mit Mässigung nicht zu rechnen.
Die nachdenkseiten bringen heute die deutsche Übersetzung eines Textes von Craig Murray, eines ehemaligen britischen Diplomaten, der sich heute als Renegat betätigt. Ansonsten verbreiten sie Vorkriegspanik. Warum?
Was noch nervöser macht, als aufgeblasene Politiker*innen-Statements ist, dass öffentlich-rechtliche und private Medien keine abweichenden oder zweifelnden Meinungen mehr artikulieren. Sie scheinen mit dem Verbreiten der diversen Regierungspropaganden ausgelastet. Das ist das eigentlich Beängstigende. Renitenz und eigenständiges Denken wird kaum noch rekrutiert. Eine Zensur ist gar nicht erforderlich. Aus der Ukraine-Krise, die sich bei uns vor allem als Krise der Berichterstattung erwies, haben die Medien nichts gelernt, sondern sich mit Autosuggestion von Vertrauensdemoskopie anästhisiert.
Weder Verkaufszahlen noch Einschaltquoten sprechen für diese Methode, im Gegenteil. Woher dieser Autismus? Wollen wir so werden wie Russlands Putinsystem? Viele wollen das nicht. Sie finden im öffentlichen Diskursraum derzeit keine Lautsprecher*innen. Das ist ein gefährliches Vakuum.
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