Wie bei einem schlecht geführten Fußballverein. Oder: bei der von mir kritisierten Fraktionsführung der Bonner Grünen (hier, hier und hier) läuft es auch nicht schlechter, als bei der teuerst bezahlten Führung der deutschen Finanzwirtschaft. Hinter dieser kleinen Nachricht der FAZ (weiteres hinter Paywall verborgen), die auch in allen anderen Medien die Spatzen von den Dächern pfeifen, tun sich Abgründe schlechter Konzern- und Menschenführung auf. Es ist zu befürchten, dass die durchaus repräsentativ für das sind, was in unserem Geschäfts- und Arbeitsleben derzeit los ist.

Darum passt der deutsche Profifussball zu dieser Bestandsaufnahme dazu. Er ist nicht nur Opium fürs Volk, er ist auch eine relevanter Teil der Entertainment- und Medienindustrie, und damit auch für Fußballverächter*innen wichtiger, als die denken. Fragen Sie Angela Merkel!
Was beim Fußballkonzern in Süddeutschland los ist, ähnelt in seiner Performance-Qualität der oben erwähnten Grossbank. Die Liste derer, die dort trotz beachtlicher Gehaltsangebote nicht arbeiten wollen, wird länger und länger. Der abgehängte Rivale BVB profiliert sich zwar als Resozialisierungsstelle für ehemals verdienstvolle Beschäftigte (Sammer), stellt diese aber so fahrlässig in den Regen der Boulevardmedien (Kehl oder Ricken? Tuchel, Bosz und Mislintat vergrault, Stöger behalten oder nicht? die meisten Spieler unter ihrem Leistungsvermögen), dass ich mich frage, ob die Herren Watzke und Zorc in den Erfolgsjahren wirklich so gar nichts dazugelernt haben.

Die Liga müffelt seit Monaten vor Langeweile. Der gelieferte Sport verliert an Ansehnlichkeit, weil er zwangsweise ambitionsarm ist. Herr Rummenigge hat sich nach eigenem Bekunden bereits “geistig verabschiedet” – für den FC St. Pauli und Andy Rettig ein schönes Kompliment. Wer hätte geträumt, dass es diesen Hamburger Aussenseitern gelang, in einer DFL-Mitgliederversammlung eine Mehrheit zu erobern? Ein schönes Vorbild für die Politik. Die Führungen der fetten Spitzenvereine in Süddeutschland und Westfalen müssen entschieden dringender erneuert werden, als die von CDU und SPD. Und als Leser*innen dieses Blogs wissen Sie: das ist ein brutalstmögliches Urteil.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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