Nichts hasse ich mehr, als die “Relaunches” von Medienprodukten, deren regelmässiger Nutzer ich bin. Produkte, von deren Qualität ich doch sowieso schon überzeugt bin, müssen nicht überarbeitet, sondern erhalten werden. OK, die Macher*innen meinen, ihr Produkt solle auch noch leben, wenn Leute wie ich ausgestorben sind. Darum basteln sie ständig daran rum und verändern alles in Richtungen, die sie für modern und hip halten.
Vor ein paar Wochen hat der Spiegel einen maximalen Wind darum gemacht, dass sein Onlineauftritt jetzt optisch mehr dem auflagenschwindsüchtigen Printprodukt ähnelt, und ausserdem die Paywall noch höher gezogen wurde. Wer aussterben will, muss es ungefähr so machen.
Doch jetzt sind auch im Deutschlandfunk ein paar Farbeimer umgekippt. Sie haben sich in das monatliche Programmheft dieses hörenswertesten aller deutschsprachigen Radiosender ergossen. Dieses gedruckte Heft kostet dankenswerterweise nichts; mann und frau erhält es allerdings nur auf ausdrücklichen Wunsch. Ich geniesse das seit vielen Jahren. Zwar ist in einem Monatsheft nichts ankündbar, was in den zahlreichen tagesaktuellen Sendungen laufen wird. Aber auf Hörspiele, längere Features und das Premiumprodukt des Hauses, “Die Lange Nacht” am Wochenende, lässt sich vorausschauen. Ansonsten hilft die Homepage weiter, auf der auch die Einzelbeiträge der Magazinsendungen angekündigt werden; am Wochenende läufts allerdings etwas schlampiger, da ist das Personal zum Betreuen des Onlineauftritts wohl zu teuer.
Im gedruckten Februarheft haben sich die hippen Möchtegerndesigner*innen etwas zu rücksichtslos ausgetobt und zu viel mit den neuen Farben gespielt. Ich hasse z.B. meine Partei dafür (und auch die Böll-Stiftung), dass ihre Layouter*innen häufig weisse Schrift auf grünem Hintergrund drucken. Das lege ich mit meiner Sehbehinderung gleich spontan zur Seite. Auch beim DLF-Heft fällt auf, dass schwarze Schrift auf grauem oder buntem Hintergrund gleich kontrastärmer und schwerer lesbar erscheint. Und ausgerechnet die entscheidende Substanz, das tägliche Programm wurde jetzt auch noch auf eine so kleine Schrifttype gesetzt, dass ich auf dem Klo sitzend oder im Bett liegend meine Gleitsichtbrille ganz weit runter auf die Nasenspitze rangieren muss. Ich warne Sie, meine Damen und Herren Designer*innen, da verliert mann und frau schnell die Lust! Oder ist das die Absicht (um auch daran Kosten zu sparen)?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net