von Yasemin Becker

Alles was das Herz begehrt – Edward II – Die Liebe bin ich – Dramazon Prime online-Programm des Schauspiel Köln

Eingeladen wurde ich von Freund*innen, die zu den wenigen gehören, die ich in diesen Zeiten treffe. Der Start des Stücks „Edward II“ fiel zusammen mit einer unserer Verabredungen zum gemeinsamen Abendessen. Ich wurde gefragt, ob ich etwas früher kommen wolle, um gemeinsam die erste Folge anzuschauen. Ich gehe gerne ins Theater und sagte zu. Und ich war und bin begeistert von dieser Inszenierung des Schauspiels Köln, das in seinem online-Programm Dramazon Prime das Stück im Livestream als sechsteilige Serie anbietet.

Jeden Freitagabend um 19.30. Dauer pro Folge ca. 30 Min. Start war am Freitag, 12.02.2021, gestern lief die dritte Folge. Bis zum 02. Juli bleiben alle Teile online abrufbar. Tickets gibt es ab 1 Euro für einzelne Folgen oder alle sechs Folgen ab 10 Euro. Eine lohnende Investition, finde ich!

In diesem Stück von Christopher Marlowe, in einer Bearbeitung durch Ewald Palmetshofer und unter der Regie von Pınar Karabullut bekommt die*der Zuschauer*in Theater geboten mit Bildern, die erfrischen, ästhetisch sind, bunt, künstlich, schwarz-weiß, plakativ, absurd, albern, …. und Schauspieler*innen, die regelrecht berauscht scheinen von ihrem Tun. In diesem Format kommt mann*frau ihnen so nah wie sonst selten.
An diversen Spielorten eröffnen sich gewagt realistische, sehr berührende Liebesszenen – deshalb die Altersempfehlung ab 16 Jahren, Mordszenen in schwarz-weiß, in denen der Zuschauer*in nicht nur das Blut, sondern auch die Lust der Schauspieler am Spiel, in rauen Mengen entgegenspritzt. Besonders bewegt hat mich persönlich eine Szene im Restaurant des Schauspiels Köln im Carlswerk, denn sie weckte ganz unerwartet starke Erinnerungen an vergangene Vorstellungen, die Geselligkeit und die Diskussionen mit Freund*innen danach, genau an diesem Ort. Mir wurde plötzlich sehr klar, wie groß meine Sehnsucht nach Theater, Kultur und Begegnung ist. Fast hatte ich es schon vergessen. Eine kluge Werbemaßnahme!

Es ist sogar von Vorteil, dass die einzelnen Folgen so kurz sind. Die einzelnen Szenen, die wirklich alle toll und sehr verschieden sind, bleiben besser in Erinnerung und wirken noch lange nach. Ich bin gespannt auf die nächste Folge.

Tausend Dank an das Schauspiel Köln und an alle die mitgewirkt haben!

Die Autorin arbeitet als Restauratorin in der Bundeskunsthalle in Bonn, und lebt in Köln-Ehrenfeld.

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