Die medienpolitische Torschlusspanik der reaktionärsten CDU-Teile
Alle wissen, dass es “so” nicht weitergeht. Das heisst: solange es noch “so” ist, muss all das mitgenommen werden, was bald nicht mehr möglich ist. Das ist der rote Faden durch alle gegenwärtigen CDU-Strategien. Wird Laschet Bundeskanzler, wird das noch vier Jahre so weitergehen. Das möchte ich hier kurz am Beispiel der Medienpolitik erläutern.
Jürgen Liminski ist gestorben. Vorigen Monat. Habe ich gar nicht mitbekommen, obwohl es gleich hier nebenan, in Hangelar geschehen ist. Er ist mir “unvergesslich” geblieben, als reaktionärer Kopf der Deutschlandfunk-Moderatorenteams (Frauen weniger mitgemeint). Unvergesslich bleibt mir, wie Stefan Niggemeier sich völlig zurecht an ihm gerieben hat. Der Deutschlandfunk dagegen hielt in Treue fest zu ihm bis zur Rente. Dann waren sie doch froh, das Quengelthema los zu sein. Auch ohne Liminski ist die CDU/CSU als einzige Partei täglich in der Radio-Primetime (6-9 h) im DLF-Programm mit Interviewgästen vertreten – exzellente Arbeit des (oder für?) das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.
Über seinen Tod hinaus wirkt er von nun an im WDR-Rundfunkrat. Ich hatte zunächst gar keine Lust das noch zu kommentieren. Steffen Grimberg/taz machte mich auf Liminski sen. Ableben aufmerksam. Dass sich Medienredaktionen jetzt darüber aufregen, zeigt nur, dass sie ihrer Arbeit nicht nachkommen. Dass so eine reaktionäre Sekte in den WDR-Rundfunkrat einzieht, ist auf das vom Landtag beschlossene WDR-Gesetz zurückzuführen, beschlossen im Mai! So ein Gesetzgebungsprozess dauert mehrere Jahre. Warum wurde darüber nicht berichtet, als er imgange war? Wo war die Landtagsopposition? Warum hat sie keinen Lärm gemacht? Sie alle machen ihren Job nicht. Das ist mindestens genauso skandalös. Ganz ähnlich, zu einem ganz anderen Thema “Venedig und die Kreuzfahrtschiffe”, hier bei Petra Reski (inhaltlich bestätigt von Thomas Steinfeld in DLF-“Fazit”, Audio 9 min). Diese Art “Journalismus” blüht uns in der Zukunft als Dauerverdummung. Weil:
Strobl killt kritischen ARD-Journalismus
Die ARD-Chefetage hätte durchaus die Möglichkeit, sich mit den Chefinnen (wenige) und Chefs (viele) ihrer investigativen Politikredaktionen zusammenzusetzen, um zu diskutieren, wie sie gemeinsam ihre wertvollen Inhalte in der immer wichtiger werdenden Mediathek besser zum Publikum bringen könnten. Das hat die Chefetage nicht getan. Stattdessen stechen sie Kahlschlagpläne topdown, also von oben nach unten, durch, genau wissend, dass es Protestwind und Unterschriftenlisten nach sich zieht. Ein selbstreferentieller Wind, der am breiten Publikum vorbeiziehen möge. Nach der Sommerpause hat sich dann alles beruhigt, und die Untergebenen sind frustriert und weichgekocht. Dann bekommen sie das hartgewordene Schwarzbrot “alternativlos” und Umverteilung “bei bestehenden Budgets”. Es wird also nicht beim Sport gespart. Manche der Politikleute, erkennbar ahnungslos und unsolidarisch, meinen, es könne doch an der Fiction gespart werden. Die ist qualitativ aber bereits durch Reduzierung der Drehtage niedergelegt. Die “Tatorte” werden nicht besser sondern schlechter. Die letzte hochwertige ARD-Eigenproduktion – vom #metoo-Delinquenten Gebhard Henke redaktionell verantwortet – war “Mord mit Aussicht”. Bis heute endlos in den Dritten wiederholt, und seit Sendebeginn schon gut abgehangene 13 Jahre alt. Eine Billigfortsetzung soll folgen.
Nach der Sommerpause sind dann etliche Störenfriede, denen in Berlin sowieso niemand mehr Interviews gibt, auf die Strasse gesetzt, Sendeplätze gestrichen, Honorare für “Freie” eingespart. Alles für einen Technikfetisch Mediathek. Journalismus muss dann dort gar nicht mehr gesucht werden. Er sucht sich andere Abspielplätze als die ARD (Jahresmarktanteil in der Glotze 12%; Mediathekzahlen werden bisher nicht transparent gemacht). Schade eigentlich, war ‘ne gute Zeit. Aber die CDU hat eine Kerbe im Revolver, von der Helmut Kohl nur geträumt hat.
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