Die Mehrheit der vernunftbegabten Menschen lebt in dem Glauben, “die Welt” sei verrückt geworden. Das liegt daran, dass die Verrückten die Erregung der Aufmerksamkeitsökonomie dominieren. Vielleicht war es doch nicht die beste Idee der Reform-Psychiatrie, sie alle frei rumlaufen zu lassen. Aber ich will nicht abschweifen. Es gibt Belege, dass Sie als Vernünftige*r nicht allein, ja dass Sie sogar zu einer weltweiten Mehrheit gehören. Ein US-Denkpanzer, Pew Research, hat das jetzt ermittelt – hier das Original.
Die FAZ berichtet Ergebnisse (mit Firefox paywallfrei), versteckt es im Keller des Wirtschaftsressorts. Und siehe, auch ich gehöre zur Mehrheit. 45.000 Befragte, 36 Länder – 84% von ihnen meinen, dass Ungleichheit zwischen Arm und Reich “ein sehr grosses” oder “einigermassen grosses Problem” ist. In Deutschland meinen das sogar 92%. Schuld daran seien “die Reichen”, die “die Politiker bearbeiten”, meint eine Mehrheit von 60%. Gar nicht so doof. Und das meinten die schon vor knapp einem Jahr – also vor dem Musk-Wind für deutsche und italienische Faschisten.
In “fast allen” Ländern werden “große Veränderungen des Wirtschaftssystems” gefordert. Wer hätte das gedacht angesichts von allgegenwärtiger Arbeitgeberpropaganda gegen Arme und Kranke? In armen Ländern – genannt werden Nigeria, Ghana, Tunesienn – betrage diese Mehrheit sogar über 80%, in Deutschland 68%. Nur in Schweden, den Niederlanden und Singappur sieht das die Mehrheit nicht so.
In allen europäischen Ländern ausser Polen fürchtet die Mehrheit, dass es ihren Kindern schlechter gehen werde. In Deutschland sind es 61%, in den USA und Kanada sogar 78%. Optimismus herrscht nur in Asien, namentlich Indien, Bangladesch, Indonesien.
Ich rate deutschen Wahlkämpfer*inne*n: lest das. Lernt daraus. Und das schnell. Wer Optimismus für Veränderung verbreitet, kann gewinnen. Wer es unterlässt, nicht.
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