Diese Frage drängt sich nach dem heutigen innerdeutschen Champions-League-Achtelfinale zwischen dem Fussballkonzern aus dem süddeutschen Raum und dem Chemie- und Saatgutkonzern aus dem Rheinland auf. Die erregendsten Szenen waren Foulspiele, sowie ein Fehlpass von Upamecano, der von dem gefühlt 40-jährigen Ex-Schalker Manuel Neuer ausgebügelt werden musste. Seine einzige Parade bis zu seiner Auswechslung in der 58. Minute. Beide Teams dominieren in dieser Saison erneut die Liga des deutschen Spitzenfussballs der Herren. Doch was sagt uns das?
Der süddeutsche Konzern hat 8 Punkte Vorsprung vor dem Chemiekonzern. Der Tabellendritte folgt mit 19 Punkten Rückstand. Ich kenne keinen deutschen Fussballfan, den daran noch irgendwas erregt. So war es auch heute in meiner – zunächst – vollbesetzten Fussballkneipe. Als ich 20 Minuten vor Schluss ging, war ein Drittel schon weg. So what?
Der “Kaderwert”, den das eingebettete TV-Medium Dazn für den süddeutschen Konzern meldete, beträgt das 20fache des Tabellen-16. VFL Bochum, der derzeit auf erregende Weise um den Klassenerhalt kämpft. Was daran ist überraschend? Was daran ist für die Fans anderer Teams erregend? Nichts.
Weit erregender und attraktiver ist die deutsche 2. Liga (der Herren). Zwischen Tabellenführer Hamburger SV und dem Zehnten und nicht minder prominenten 1. FC Nürnberg beträgt der Abstand lediglich 7 Punkte. Das ist Spannung und sportlicher Wettbewerb pur. Aus gutem Grund gibt es mittlerweile Spieltage, an denen die 2. Liga mehr Stadionzuschauer hat als die erste. Hamburg, Kaiserslautern, Magdeburg, Köln, Düsseldorf, Hannover, Nürnberg, Schalke, Hertha BSC haben grosse Stadien, die immer voll sind. Da können Sinsheim, Wolfsburg und sogar Leverkusen mit ihren Ministadien, die sie manchmal noch nicht mal vollkriegen, nur von träumen. Tun sie aber nicht, weil Geld bei ihnen (noch) keine Rolle spielt.
Selbst die Frauenbundesliga bietet interessanteren Wettbewerb. Dort können immerhin noch drei Meisterinnen werden, freilich auch nur übliche Verdächtige, was die Finanzen betrifft (Christian Streich: “Der Gott des Geldes wird immer grösser”).
Die Mänätscher der Geldsäcke in der ersten Liga meinen nun, sie – also die andern Vereine – müssten mehr für die Auslandsvermarktung tun. Haha, dafür müsste sie jemand aus dem Ausland erstmal einladen. Warum sollte “das Ausland” das tun, wenn sie sowieso noch nicht einmal zuhause wettbewerbsfähig sind? Wer in Deutschland keine Wettbewerbsgleichheit will, sondern sie offensiv bekämpft, wie es die üblichen Verdächtigen unter den Fussballkonzernen tun, der sollte wenigstens die Klappe halten und die Öffentlichkeit nicht mit seinen Männereitelkeiten belästigen.
Wir Fans entscheiden dann selbst, was wir (noch) sehen wollen. Borussia Mönchengladbach gegen Mainz 05 am Freitagabend z.B., in dem beide Seiten eine traditionsreiche Fanfreundschaft pflegen aus einer Zeit, als Jürgen Klopp als Aussenverteidiger noch Kopfballtore machte. Eigentlich schade, was heute aus dem talentierten Burschen geworden ist.
Danke, dass Du die 2. Liga lobst – da ist der 1. FC Kölle gerade in der klassischen Krise der Zocker (Manager Christian Keller würde gut in die 1. Liga zu irgendwem passen), der HSV wird es wieder nicht schaffen und Kaiserslautern ist mein heißer Favorit und auch der KSC ist noch nicht weg vom Fenster…auf jeden Fall sind die ersten 8 so eng beieinander, dass diese Liga noch viel Spannung verspricht – im Gegensatz zu den Gähnveranstaltungen der 1. und Championsleague. Und ich hab ja schon vor 20 Jahren gesagt: Wenn ich am Wochenende in der Eifel Motorradfahren war, hab ich viele spannende Kreisligsspiele gesehen.