Beueler-Extradienst

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Schönes Wiedersehen

“Thelma & Louise” bis 7.4. verfügbar

mit Update 12.3.

Zu diesem erfolgreichen Kinofilm gibt es auf meiner Hirn-Festplatte einen weiteren aus dem wahren Leben, entstanden kurz nach dem Kinoerfolg. In Köln hatte sich eine Frauengruppe nach ihm benannt. Eine gute Freundin hatte sie mitinitiiert. Es sollte nicht nur politisch geschwätzt, sondern auch praktisch gehandelt werden: für ein besseres Sicherheitsgefühl für Frauen. Ungefragt war ich Zaungast einer entsprechenden Probe.

Ich zog mit der attraktiven Dame in Köln um die Häuser, ein schöner Abend. Irgendwann mittendrin passierten wir das Unterführungsgewirr unter Dom und Hauptbahnhof. Dabei erspähten wir in der dort gewohnten Dunkelheit eine kleine Gruppe wildpinkelnder Männer. Sie ging jedoch nicht verächtlich aber achtlos an ihnen vorüber, sondern quatschte sie aggressiv als dreckige Säcke an. Die Herren mussten erst zuendepinkeln, wir gingen gemessenen Schrittes weiter. Ich fürchtete, sie könnten uns einholen und sich gewalttätig revanchieren. Sie taten es nicht – im Gegenteil: sie waren eingeschüchtert von ihr. Sie war wie Thelma und Louise, nur unbewaffnet. Wow. Bis heute erinnere ich mich ehrfürchtig. Das Weichei war ich. Der Abend blieb schön. Und sie blieb mir eine sehr gute Freundin.

Das ist meine persönliche Begleitgeschichte zu einem US-Film von 1991, d.h. die Jüngeren haben ihn vielleicht nie gesehen. Er ist aber – leider – gut gealtert. Er könnte auch von heute sein. Darum nutzen Sie die knappe Zeit: Thelma & Louise – Zwei Freundinnen, eine Hausfrau und eine Kellnerin, wollen ein Wochenende ohne Männer verbringen, geraten aber bei diesem Versuch, ihre Freiheit zu finden, in unvorhergesehene Probleme. Und werden schließlich vom FBI gejagt. – Für das Drehbuch von ‘Thelma & Louise’ (Regie: Ridley Scott) gewann Callie Khouri 1992 erst den Golden Globe, dann den Oscar.” verfügbar bis 7.4.

Plus die gelungene aktuelle dokumentarische Ergänzung von Leni Merat und Joséphine Petit: ‘Thelma & Louise’, ein feministischer Western – 1991 kam ein Film in die Kinos, dessen Sprengkraft die Konventionen des US-amerikanischen Films erschütterte: ‘Thelma & Louise’ von Ridley Scott räumte mit den gängigen Macho-Stereotypen Hollywoods auf: Erstmals sitzen zwei junge Frauen am Steuer und bestimmen, wohin die Reise geht! Der Kultfilm schrieb fast 30 Jahre vor #MeToo ein entscheidendes Kapitel Feminismusgeschichte.” verfügbar bis 6.6.

Update 12.3.

Den zu Beginn dieses Textes erwähnten Film auf meiner Hirn-Festplatte habe ich mir nun in voller Länge nochmal angesehen. Er entpuppte sich als Zeitdokument der Gentrifizierung in Köln, letztere gemeint in ihrer ganzen widersprüchlichen Ambivalenz.

Den Absacker nahmen meine Begleiterin und ich nämlich in der damaligen Kneipe des Kunsthauses Rhenania ein. In dem verlinkten Text wird so subjektiv wie anschaulich beschrieben, wie es dort zuging. Die Location strotzte von morbidem Charme. Der Köln-Tatort wählte den Ort immer wieder gerne für düstere Dreharbeiten. Keine Ahnung, wie viele TV-Leichen sie dort gefunden haben.

Heute dagegen ist das “Kunsthaus Rhenania” ein zentraler und integraler Bestandteil des kölschen Stadtmarketings.

Dieses Beispiel zeigt, wie die Gentrifizierung des Rheinufers nach dem Bau des Rheinufertunnels in den 80ern vollendet wurde. Nicht alles daran ist schlecht. In bin sehr für die Professionalisierung einer qualitativ hochwertigen Gastronomie. Das Dumme im real existierenden Kapitalismus ist nur, dass das Kapital einfach alles frisst – den Fussball, die schönsten Plätze und Orte – und es privatisiert hemmungslos jedes öffentliche Vermögen und jeden öffentlichen Besitz und Reichtum.

Insofern bin ich meiner mich damals durch Köln führenden Freundin dankbar, dass ich das alte “Rhenania” noch gesehen habe. Es war die Zeit, in der die Stunksitzung von der Alten Mensa ins Mülheimer E-Werk umzog. Daran war auch nicht alles schlecht. Heute ist sie die grösste Sitzung des grössten rheinischen Karnevals in der grössten Stadt des Rheinlandes … Eines Tages können Paris, London und NYC einpacken. Und der FC gewinnt die Champions-League.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

Ein Kommentar

  1. Klaus Vater

    …..und Glenn Freys unvergeßlicher Song am Ende: Part of Me, Part of You.

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