Keine Beteiligung des Konzerns mehr am umstrittenen GPM-Projekt – Wundersame Bahn CCXXV
Nach dem „Tren Maya“ in Mexiko zieht sich die Deutsche Bahn nun auch aus dem „GPM“-Vorhaben im brasilianischen Maranhão zurück. In beiden Fällen war dem Rückzug internationaler Protest vorausgegangen.
Ende 2024 zog sich die DB samt ihrem Tochterunternehmen DB Consulting & Engineering aus dem zerstörerischen Megaprojekt im Südosten Mexikos zurück. Seit Beginn der Bauarbeiten im Jahr 2018 war das Projekt aufgrund massiver Umweltzerstörung und zahlreicher Menschenrechtsverletzungen von Betroffenen, Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen, NGOs und Institutionen der UN kritisiert worden. Dass die DB nun nicht weiter in Südmexiko aktiv ist und zusichert, an keinen weiteren Ausschreibungen des „Tren Maya“ teilzunehmen, dürfte auch eine Reaktion auf Kritik und Protest sein, die sich seit 2021 gegen den Konzern im deutschen Staatsbesitz richteten. Begonnen hatte der internationale Widerstand gegen die DB-Beteiligung während der „Gira por la Vida“ zahlreicher indigener Organisierungen Mexikos. Indigene Maya máasewáal von der Yucatán-Halbinsel trugen ihre Botschaft damals bis vor die Zentrale des Unternehmens.
Es folgten Demonstrationen, Petitionen, öffentliche Berichterstattung und weitere Aktionsformen auf beiden Seiten des Atlantiks, die auch nach dem Rückzug der DB aus dem „Tren Maya“ nicht abnahmen. Zu offensichtlich war die Taktik des Konzerns: Über drei Jahre hinweg beteiligte er sich nicht nur weiter am Projekt, trotz der vorgeblich selbstgesetzten Klimaziele und der in Deutschland erst 2021 ratifizierten ILO-Konvention 169 zum Schutze der Rechte indigener Gemeinschaften (die eigentlich die Bundesregierung dazu verpflichtet hätte, den Austritt der DB aus dem „Tren Maya“ zu erzwingen), sondern verlängerte den Vertrag nach dessen ursprünglichem Ende 2023 noch bis Mai 2024. Erst nach dem offiziellen Auslaufen gab man schließlich an, dass sich die DB „aus Projekten mit einem Risiko von Menschenrechtsverletzungen grundsätzlich zurückzieht“. Ein billiger Versuch, sich im Nachhinein von jeglicher Verantwortung für die nachgewiesenen Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen freizusprechen.
Koloniale Projekte
Drei Jahre nach den Delegierten des mexikanischen CNI protestierten Vertreter*innen der brasilianischen Initiative „Gerechtigkeit auf Schienen“ vor dem DB-Tower in Berlin gegen eine Beteiligung an dem Projekt Grão-Pará Maranhão (GPM). Auch hier sollen Regenwald, Mangroven und Korallen einem Tiefseehafen und Schienen weichen. Tausende Tonnen von Erzen und Kupfer sowie Soja und weitere Agrarprodukte sollen von der geschützten Insel Cajual nach Europa, China und in die USA transportiert werden. Eine Ausweitung des Sojaanbaus, des Bergbaus und der Entwaldung schienen vorprogrammiert.
Allein die Infrastruktur des GPM-Projektes bedroht das Territorium mehrerer indigener Gemeinden, darunter einige, die bis heute in freiwilliger Isolation leben, andere in Agrarreformdörfern. Auch Quilombola-Gemeinden, die Nachfahren versklavter Menschen aus Afrika, sind bedroht. „Ein Vorhaben dieses Ausmaßes löscht das Quilombola-Gebiet aus“, erklärten die Aktivist*innen aus Maranhão und trugen die Botschaft in die Konzernzentrale am Potsdamer Platz, gemeinsam mit jenen, die bereits seit 2021 Widerstand gegen die DB-Beteiligung am „Tren Maya“ leisteten.
Erneut folgten weitere Aktionen. Fast genau ein Jahr nach dem Rückzug aus dem „Tren Maya“ und dem Protest der brasilianischen Aktivist*innen vor dem Bahntower teilte die DB im April 2025 auf Anfrage mit: „Die 2023 unterzeichnete Vereinbarung mit der Firma GPM ist ausgelaufen und wurde nicht verlängert.“ Ein noch größerer Erfolg ist der Rückzug der EU aus der finanziellen Förderung des GPM-Projekts. Die DB selbst hatte zuvor für GPM Kontakte zur EU hergestellt und an Präsentationen des Projekts in Brüssel teilgenommen.
Die internationale Vernetzung, die aus dem Widerstand gegen die Beteiligung der DB an diesen kolonialen Vorhaben hervorgegangen war, bleibt bestehen: In Brasilien plant das deutsche Unternehmen weiterhin fragwürdige Projektbeteiligungen im Zuge von Exporthäfen oder für Bergbauunternehmen. Und gegen die Zerstörung durch den „Tren Maya“ und den „Interozeanischen Korridor“ in Südmexiko wird auch nach dem DB-Rückzug weiter Widerstand geleistet.
Dieser Beitrag ist eine Übernahme aus ila 485 Mai 2025, hrsg. und mit freundlicher Genehmigung der Informationsstelle Lateinamerika in Bonn.
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