Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Autor: Regine Glaß / ver.di-publik (Seite 2 von 40)

Soziale Schieflage in Bullerbü

Schweden — Rechtsruck verschärft bestehende Missstände in der Pflege und die Wohnungsnot

Rechte bis rechtsextreme Parteien erhalten in Dänemark, Norwegen und Schweden in den vergangenen Jahren immer mehr Stimmen und Einfluss, selbst wenn andere Parteien in der Regierung sitzen. Am drastischsten ist der Einfluss rechts der Mitte gegenwärtig in Schweden zu sehen, wo die derzeitige Regierung nur mit Unterstützung der extrem rechten Partei „Schwedendemokraten“ (SD) zustande gekommen ist. Die Parteien ­Moderate, Liberale und Christdemokraten einigten sich 2022 auf eine Koalition, nachdem die Sozialdemokraten und die Schwedendemokraten die Mehrheit der Stimmen erhalten hatten. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 14. Dezember 2024: Teiggespräch

„Hmm,” meinte Alwys, „wie sieht’s denn aus? Müssten wir nicht für die Ziehung nächste Woche neue Lottozahlen pendeln?“

„Machen wir nach der Partie Mensch-ärgere-dich-nicht,” grummelte Josh vor sich hin, als er Legu mit einer satten drei genau vor dem rettenden Hütchenhafen hinauswarf.

Über dem Küchentisch hing eine große blaue Papppyramide, entworfen, geschnitten und gefaltet von Angel, kopfüber von der Decke herab. An deren Spitze baumelte ein kleines Lot, wie es Maurer benutzen, um festzustellen, ob die Wand wirklich senkrecht hochgezogen wurde. Weiterlesen

Der Allesmacher

Ausbildung Pflege — Enorme Verantwortung, ständiger Zeitdruck und der Anspruch, allem und allen gerecht zu werden – das ist nicht nur Rodneys Arbeitsalltag als Pflegeazubi

Rodney Schalk läuft die Stufen zum Bahnsteig hinunter. Im Schein der Bahnhofs­lampen stehen die Wartenden, Mützen und Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, um sich vor dem eisigen Wind zu schützen. Die ­Anzeige am Bahnsteig zeigt 5 Uhr 04, als die S-Bahn einfährt. Rodney lässt sich auf den Sitz fallen. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 13. Dezember 2024: Fritz

Vor einem Jahr kam es in der Nähe, in Ramstein, zu einem schweren Unglück, als ein Jet einer italienischen Flugstaffel bei einer Flugschau auf der amerikanischen Airbase brennend auf die Zuschauer stürzte. Aus Legus Familie starb ein Nachzügler-Cousin. Dessen Freundin überlebte mit schweren Verbrennungen am ganzen Körper. Eine Schadensersatzklage war noch anhängig. Etliche Psychologieinstitute leisteten in der Gegend immer noch seelischen Beistand. Das Trauma hatte auch Legu bis hinunter zum Rhein erreicht. Legu war eigentlich nicht gut auf sein Heimatkaff, in dem es nur zwei Familiennamen gab, zu sprechen. Weiterlesen

Tragische Einzelfälle?

Trendreport zur Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen – Kurzfassung der Studie

Auf einen Blick
– Die Studie analysiert die Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen in deutschen Printmedien von 2020 bis 2022.
– Es zeigt sich eine überproportionale Fokussierung auf Tötungsdelikte, während häufigere und alltägliche Gewaltformen wie Körperverletzung und Bedrohung unterrepräsentiert sind.
– Oft wird Gewalt gegen Frauen isoliert dargestellt, ohne strukturelle Ursachen oder Präventionsmöglichkeiten anzusprechen. Das gilt insbesondere für deutsche Täter.
– Die Perspektive der Opfer findet selten Raum in der Berichterstattung, Hilfsangebote werden so gut wie nie erwähnt. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 12. Dezember 2024: Kontinentaldrift

Legu wohnte schon seit ewigen Zeiten hier. Er war gewissermaßen die graue Eminenz in der Republik freier Flaschenhals. Etwas grau an den Schläfen war der Mittvierziger tatsächlich über die Jahre geworden. Im Schweinestall, neben Angels und Joshs Grafikatelier, befand sich Legus großartige Bibliothek, die er über die Jahre antiquarisch und dazu systematisch aufgebaut hatte. Rund um den fast zwanzig quadratmeter großen Raum standen die Bücher schon zweireihig bis unter die Decke hoch aufgestellt. Legu wusste aber genau, wo jedes Buch zu finden war. Etwa Fichtes Reden an die Deutschen oder ein Nachdruck von Michael Preatoris’ ikonographischem Standardwerk „Musica getutscht“ aus der Renaissance. Weiterlesen

Trumponomics 2.0

Deutschland droht zum Hauptverlierer der amerikanischen Wirtschaftspolitik zu werden

Donald Trump ist zurück. Der Milliardär surfte auf einer sozialen Protestwelle erneut ins Weiße Haus. Im Wahlkampf spielte Trump mit den Abstiegsängsten der Arbeiterklasse. In Inflationszeiten konnten geringverdienende Familien kaum noch ihre Supermarkt- und Tankrechnungen bezahlen. Unter dem demokra­tischen Präsidenten Joe Biden schrumpften zwei Jahre lang die Reallöhne. Trump griff den Unmut auf und machte Migranten zu Sündenböcken. Der Rechts­populist hetzte so Kassiererinnen, Müllwerker und Servicepersonal gegen die Ärmsten der Armen auf. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 11. Dezember 2024: Republik freier Flaschenhals

Alwys kam nach einer halben Stunde mit Joshs R4 von Anatols Heimfahrt zurück an den Winzerhof. Der bestand aus einem stattlichen Haupthaus, rechts davon ein nur wenig kleineres Wirtschaftsgebäude mit Fachwerk am Giebel und einem ehemaligen Schweinestall dahinter. Das fast fußballfeldgroße Gehöft war von einer hohen Steinmauer aus Bruchstein eingefasst und von wilden Weinreben überwachsen. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 9. Dezember 2024: Solo

In dem Moment flog die Tür auf. Drei stämmige Afro-Amerikaner mit Pilotensonnenbrillen standen blitzartig mitten im Raum, wie bestellt und nicht abgeholt. Klaus holte sie ab, bzw. begrüßte den größten von ihnen, den im geblümten Hawaii-Hemd, mit besserem Englisch, als bislang vermutet. Der größte war Louisiana Red. Dahinter stand seine nicht minder raumfüllende Frau und Managerin. Der etwas Schmalere war sein Sohn, der das Tour-Auto fuhr. Wo die Bühne sei, fragte Louisiana Red etwas unwirsch. Klaus zeigte sehr verhalten auf die vier Quadratmeter freie Fläche neben der Theke. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 8. Dezember 2024: Break again

Mit wenigen Schritten stürzte sich Alwys den herausströmenden Menschen in die S-Bahn entgegen. Die Trasse führte quer durch das Opel-Werksgelände. Vor der neuen Omega-Montagehalle war eine Betriebshaltestelle für die Schichtarbeiter. In die Halle selbst durfte fast niemand hinein. Wie man sich in der Umgebung erzählte, arbeitete dort eigentlich auch niemand mehr. Die Montage würde größtenteils von Computerarmen übernommen, die mit viel Feingefühl schweißen könnten und mit Saugnäpfen das ganze Vehikel zusammensetzten. Über diesen Sachverhalt wurde eigentlich nirgends richtig berichtet oder offen gesprochen. Viele Opel-Arbeiter hätten darüber gar nicht wirklich sprechen können, weil sie gar kein Deutsch konnten. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 7. Dezember 2024: Zeit

Vom Bahnhof in R. war es tatsächlich nicht weit bis zur Lokalredaktion. Der Bahnhof war typisch deutsch. Im schalterlosen Gebäude roch es flüchtig nach Urin. An den Wänden hingen diese antiseptischen Plakate mit Bahntouristen in der weiten Welt, meist vor den Alpen. Oder ein schlafender Autofahrer, dessen PKW im angehängten Wagenteil mittransportiert wurde, träumte von Strand, Sonne und Meer. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 6. Dezember 2024: Supper‘s Ready

Es wurde Zeit in die Franz-Vorlesung zu eilen: „Komödie des Geldes.” „Jetzt mache ich einmal Literaturwissenschaft, wie ich sie verstehe,” hatte der graugelockte Professor Franz zu Anfang in einem der steil abfallenden, kleinen Hörsäle gesagt und fing sofort mit Lukács „Theorie des Romans“ an. Über Max Webers Aufsatz zur Konvertierbarkeit der menschlichen Arbeit in Geld, Karl Marxens Mehrwerttheorie und der Tatsache, dass dies alles bei den Griechen eben nicht griff, Mehrwerttheorie, Konvertierbarkeit der Arbeit in Geld, weil es in einem Sklavenhalterstaat, der Griechenland war, eben gar nicht erst einen Begriff von Mehrwert gab, kam Franz von Plautus, über Molière zu Sternheim: „Wir haben einen Eindruck, soll der einmal gesagt haben,” sagte Franz. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 5. Dezember 2024: Job

Außer, dass ihm der Kaffeefilter beim Wasser einfüllen auf der Spüle umgekippt war, die Küche danach überall dunkle Sprenkel aufwies, was sie aussehen ließ wie eine Dalmatinerfalle, die Alwys dann seinerseits fluchend grob wegwischte, gab es kein größeres Ungemach am Morgen zu meistern. Eine Stunde später klingelte es an der Wohnungstür. Alwys las gerade auf der „Seite für die Frau“ in der WG-Tageszeitung aus der nahen Bankenstadt, dass Paare auch dann zusammenblieben, wenn sie selbst genau wüssten, dass sie eine schlechte Beziehung führten. Schon geschiedene Probanden hätten indes angegeben, dass sie ihre zweite Ehe schlechter als die erste empfänden. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 4. Dezember 2024: Raus

Die Kopfschmerzen wurden in der Nacht schlimmer, da half auch kein Kulenkampff mit einem Gedicht von Eugen Roth – etwa das von dem, der sich ein Kotelette briet, bemerkt, dass dieses im missriet, doch da er es sich selbst gebraten, tat er, als wäre es ihm geraten und so weiter – danach erklang ein versöhnliches Chopin-Nocturne als Ohrenyoga zum Sendeschluss und schließlich regierte das Testbild die Mattscheibe mit der akustischen Summe aller möglichen Frequenzen, genannt: Weißes Rauschen. “So muss es wohl im Mutterleib geklungen haben,” war Alwys letzter Gedanke vor dem Tiefschlaf. Weiterlesen

Offener Brief in Sachen Saudi-Arabien

Die FIFA will auf ihrem Kongress am 11. Dezember 2024 beschließen, die WM 2034 in den wegen seiner Menschenrechtsverletzungen berüchtigten Folterstaat Saudi-Arabien auszutragen. Daher haben wir gemeinsam mit vielen anderen Fan- und Menschenrechtsgruppen einen Offenen Brief an DFB-Präsident Bernd Neuendorf geschickt. Wenn ihr euch als Gruppe dieser Initiative anschließen wollt, teilt uns dies bitte per Mail mit: info@fairness-united.org
Und gerne könnt ihr natürlich diesen Brief über eure Sozialen Medien verbreiten. Herzlichen Dank!
#NOTOSAUDIARABIA2034
EINE WM 2034 IN SAUDI-ARABIEN JETZT VERHINDERN
URABSTIMMUNG ÜBER DIE TEILNAHME EINER DFB-AUSWAHL Weiterlesen

Komödie des Geldes, 3. Dezember 2024: Schluss

Harry schnaubte ein rauchiges „Leck-mich-unendlich-am-Arsch, Du Provinzei“ zurück: „Du kannst froh sein, dass Dir ECM den zugekifften John Abercrombie vor zehn Jahren in deine Kreisstadt gekarrt hat, sonst wüsstest du gar nicht, was ‘ne Melodie ist, du Prankengitarrist!“

Harry nannte All öfter „Prankengitarrist,” weil er den Sechssaiter mit allen Fingern der rechten Hand spielte, also überhaupt nicht mit Plektrum und nur Linienspiel, sondern mit Daumen und den restlichen Fingern gegen den Beat, also eigentlich wie beim Klavier. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 2. Dezember 2024: All

Alwys wurde oft All genannt. Wegen der von ihm verehrten Band The Allman Brothers. Dass Gitarrist Dickey Betts immer einen komischen Cowboyhut trug, so einen wie Hoss Cartwright, mit hoher Kalotte, Modell Sanfter Riese, ignorierte der Verdrängungskünstler Alwys einfach. Passte ihm etwas nicht ins Bild: raus aus der Erinnerung! Die nächste, er hatte allerdings noch nie eine, also: die nächste Freundin, dachte Alwys damals wie heute, sollte Jessica heißen. Wegen der Band The Allman Brothers, die mit ihrem Gitarreninstrumental „Jessica“ Anfang der siebziger Jahre ihren größten Hit hatten, so einen für die Zeitschaltuhr am Morgen. Es war heute im Break nur nichts Weibliches in Sicht, was seinem etwas holzschnittartigen Charme hätte aufsitzen können. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 1. Dezember 2024: Break

Alwys hatte Kopfschmerzen von den blauen Gauloises. Auch schmeckte ihm das Bier mit dem Römerimage nicht. Nur in der Mischung mit vielen Zigaretten war es einigermaßen erträglich, musste aber irgendwie sein. Drei von diesem Ganze-Kerle-Pils reichten ihm, so auch heute. Bei seinem Lieblingsthema – sage mir, was du hörst und ich sage dir, was du bist: Das endete meist mit einem politisch aufgeladenen Schimpfwort aus dem Unterleibsbereich – nahm Alwys keine Rücksicht auf empfindsame Zeitgenossen. Er wusste nämlich, wie er meinte, ganz genau: Genesis-Fans hielten sich für empfindsam, und so argumentierte er an diesem fortgeschrittenen Abend in einer der karussellgondelartigen Sitzvierecke seiner Stammkneipe Break viel bissiger als sonst – denn er war eigentlich wegen etwas ganz anderem ziemlich nervös. Dieser Geschmacksgrabenkampf war heute ganz sekundär für ihn, aber er musste geführt werden, da gab es kein Pardon: „Entweder Zappa oder Genesis. Wer beides hört, ist schizophren.“ Weiterlesen

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