Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Autor: Norbert Reichel / Demokratischer Salon (Seite 2 von 41)

Es ist an der Zeit

Der Newsletter des Demokratischen Salons für Januar 2025 erscheint etwa drei Wochen vor der Bundestagswahl, die uns mitunter bei all den vielen Botschaften auf Plakaten, in Talkshows und Wahlveranstaltungen irritieren mag. Im Editorial kommentiert Franz-Reinhard Habbel die so oft zitierte „Zeitenwende“ mit einem „etwas anderen Blick auf die Wahlprogramme“: „Es ist an der Zeit“.  Weiterlesen

Rollback

In modernen Demokratien stimmen vernünftige Wähler über vernünftige Vorlagen ab. Vernünftige Individuen treffen vernünftige Produktions-, Dienstleistungs- und Kaufentscheidungen und halten so den Kapitalismus am Laufen. (Das zumindest ist die Theorie.) Es gibt eine allgemeine Schulpflicht, Fördermassnahmen für Hochbegabte und Stützunterricht für Minderbegabte. Medien leisten Aufklärungsarbeit. Im Strafrecht ist die Zurechnungsfähigkeit massgebend für die Schuldfähigkeit und und noch einige menschenfreundliche Dinge mehr, die im Lauf der Jahrhunderte mühsam durchgesetzt wurden. Weiterlesen

Bundeskanzlerin a.D. im Wortlaut

Erklärung von Bundeskanzlerin a. D. Dr. Angela Merkel zur Abstimmung im Deutschen Bundestag am 29. Januar 2025

“In seiner Rede am 13. November 2024 im Deutschen Bundestag hat der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Kanzlerkandidat von CDU und CSU, Friedrich Merz, ausweislich des stenografischen Protokolls des Deutschen Bundestags unter anderem erklärt: Weiterlesen

Gruß an die Heimat

Kürzlich habe ich geträumt, ein Fernseh-Ansager erscheint auf dem Bildschirm und verkündet das amtliche Endergebnis der Bundestagswahlen: Wahlbeteiligung 0%. Davon entfallen auf die SPD 0%, auf die CDU/CSU 0%, auf die Grünen 0%, auf die FDP 0%, auf die Linke 0% und auf die übrigen ebenfalls 0%. Man wird ja wohl mal träumen dürfen… Weiterlesen

Bild dir meine Meinung

Kürzlich meldete sich auf meinem iPhone mitten in der Nacht Siri und sagte: „Herzlichen Glückwunsch – geile Russen wollen mit dir chatten! Du wurdest unter achtzig Millionen Verdächtigen ausgelost für eine Online-Durchsuchung vom FSB, dem mit Abstand größten russischen Nachrichtendienst, dessen Hauptaufgabe die zivile und militärische Spionageabwehr ist! Kunden, die von uns online durchsucht wurden, genießen den besonderen Schutz des Militärgeheimdienstes GRU (Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije) und erhalten von uns eine Dose Soljanka sowie eine Tüte voll mit kostenlosen Wahlvorschlägen für die kommende Bundestagswahl“. Ich bin kein ängstlicher Mensch, aber da kam ich dann doch ins Grübeln… Weiterlesen

Oscar Wilde for Archbishop of Canterbury!

Ich kenne ein paar schöne alte Wörter. Aus dem Neuhochdeutschen sind sie verschwunden. Es gibt sie nur noch auf englisch und auf schweizerdeutsch. Eins davon ist englisch „to giggle“, berndeutsch „gigele“.

Was heisst das? „Gigele“ ist der ununterdrückbare Drang zu kichern, zu glucksen, wie er manchmal Mädchen in der Pubertät überkommt, wenn sie auf dem Mäuerlein vor der Schule sitzen und nicht mehr anders können als eben über alles und nichts zu gigeln. Weiterlesen

Ernst Friedrich: „Krieg dem Kriege“

100 Jahre Anti-Kriegs-Museum Berlin

Vielen Älteren aus der Friedensbewegung wird das kleine schwarze Taschenbuch aus dem 2001-Verlag „Krieg dem Kriege“ von Ernst Friedrich noch bekannt sein, das tausendfach Anfang der 1980er Jahre verbreitet wurde. Dieses Buch, das Schreckensbilder von schwerverletzten Soldaten aus dem 1. Weltkrieg zeigt, ist nun – 100 Jahre nach dem Ersterscheinen – neu aufgelegt worden, ergänzt mit einem Vorwort und einem Blick auf das Leben von Ernst Friedrich. Weiterlesen

Wann ist die KI ein Mensch?

Es gibt zurzeit eine intensive Diskussion über die Frage der möglichen Menschlichkeit einer KI, von der Frage, ob ich eine KI einfach abschalten darf bis hin zur Frage, wann eine KI das Wahlrecht haben sollte. Durchgespielt wurde das in der Science Fiction bereits mehrfach, beispielsweise in Star Trek, einem durchweg humanistischen Projekt, unter anderem am Beispiel der Figuren Data (und seinem bösen Alter Ego Lore), dem holographischen Doktor in „Voyager“, den Synths in „Picard“ oder dem empathischen Computer Zora in „Discovery“ (auch dieser mit einem bösen Gegenbild, der KI „Control“, zu dem gesamten Kontext siehe meinen Essay „It’s Imagination“). Ethische Dilemmata in diesem Kontext habe ich mit der Juristin Jenny Joy Schumann erörtert, die u.a. sich auch mit so kritischen Fragen wie dem Trolley-Problem, der Triage oder der Sterbehilfe befasst (dazu die Dokumentation des Gesprächs unter dem Titel „Liberale Ethik“). Weiterlesen

Wechselstimmung – aber wohin?

Das Editorial der Ausgabe des Demokratischen Salons vom Dezember 2024 befasst sich etwa sechs Wochen vor der Bundestagswahl mit einem Phänomen, das immer wieder auftaucht: Wechselstimmung – aber wohin?“ . 

Im Dezember 2024 wurden folgende neuen Texte veröffentlicht:

    • Nora Guthrie spricht über „The World According to Trump”: Lügen, Wahrheit und „Turf“. Trump – der „Pate“ von Amerika? Er imponiert jungen Männern durch sein Bündnis mit Musk, alternativ Gesinnten mit RFK. Seine Sicht der Welt orientiert sich an den „five familys“, in deren „turfs“ er aufwuchs. Seine Unwahrheiten wiederholt er so oft bis genug Leute sie glauben. Es ginge auch anders, wenn wir dem Rat von Woody Guthrie folgten: „sing it again and again and again“. Die Zivilgesellschaft ist stark, aber die Demokraten haben es bisher leider nicht gemerkt. (Rubrik: Weltweite Entwicklungen)

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Komödie des Geldes, Heilig Abend, 24. Dezember 2024: Kinder

Alwys spielte noch einen improvisierten Schluß und brach die erste Nummer damit ab. Aus Joshs Verstärker kam kein Mucks mehr. Crash. Ein paar Leute klatschten. Es waren so wenige, dass es sich anhörte, als hätte ein moderner Komponist ein Stück über die Abwesenheit von Applaus gemacht. Alwys sah ins Publikum. Sein Blick blieb an einer Person in der Mitte hängen. Es war Jelena, die ihn von weitem ansah. Obwohl keiner der beiden die Pupillen des anderen auf die Distanz hätte fixieren können, wusste Alwys jedoch im nächsten Moment, dass Jelena ihm schon sehr lange in die Augen geblickt hatte. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 23. Dezember 2024: Best Bodys

Am Samstag brachen Josh und Alwys gegen fünf Uhr am Nachmittag im R 4 auf. Die Rückbank war ausgebaut, damit die Instrumente Platz hatten: Joshs bundlose Bassgitarre, Alwys’ akustische Gitarre mit Stegtonabnehmer und ihre zwei Verstärker. Alwys spielte über einen recht knallig klingenden Carlsbrow-Verstärker, die Marke der Rolling Stones und Josh über einen dazu kontrastierend weich eingestellten Fender. Jede Menge Fußpedale, Echo, Phaser, Equalizer und für jeden ein Lautstärkepedal bildeten auf der blechernen Ladefläche gewissermaßen die rallentierende Grundausstatttung. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 22. Dezember 2024: Zehner

Seinen ersten Artikel hatte Alwys am Sonntag also glücklich über die Telefonleitung an die Redaktion schicken können. Als sich das Faxgerät nach vollbrachter Dienstleistung von selbst wieder in den Empfangsmodus geschaltet hatte, war es in dem gediegen angedeuteten Rittersaal-Büro mucksmäuschenstill geworden. Jelena fühlte plötzlich an ihren Fußsohlen das Fehlen jenes leichten Rüttelns ihrer Gliedmaßen, hervorgerufen durch das Gleiten der Stahlkufen über die Spurrillen einer stark benutzten Eisfläche wie einen Phantomschmerz. Ihren recht schlanken hochgewachsenen Körper empfand sie in diesem Moment als tonnenschwer, als unüberwindliches Gebirge, hinter dem tatsächlich und vielleicht ein besseres Leben jenseits von Eislauf und wettergegerbten Paprikaerntehänden auf sie warten könnte. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 21. Dezember 2024: Eis

Alwys, Jelena und ihr kleiner Bruder gingen gemeinsam hinüber zum Haupthaus. Er achtete sehr darauf, nicht schneller als die beiden zu werden. Es waren nur zwanzig, vielleicht fünfundzwanzig Meter. An Jelena bemerkte er, wie sich ihr Gang vom Kaffeetisch hinüber zu ihrer Familie, änderte, härter wurde, etwas weniger elegant. Ihre Körpersprache war jetzt eine ganz andere. Es wirkte alles viel gedrängter, die Gesten und der Körper. Jelena sprach mit ihren Eltern – es mussten wohl ihre Eltern gewesen sein, die etwas zerknirscht Fragen an Jelena richteten – in ihrem Dialekt mit vielen slowakischen Worten dazwischen. Es ging wohl um den Ausflug mit ihrem Bruder. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 20. Dezember 2024: Child in Time

Draußen war es an diesem frühsommerlichen Sonntagnachmittag nicht sonderlich heiß. Es ging sogar ein immer noch frischer Luftzug über das Gehöft. Die Slowaken saßen auf den Eingangsstufen des Herrenhauses, die Kinder spielten irgend etwas mit Holzklötzen, die sie durch die Luft wirbelten. Jelena lugte ab und zu heraus und der kleine blonde Junge, mit dem sie streng sprach, war wohl ihr Bruder. Die geplante Radtour nach Bingen war schon nach wenigen Kilometern beendet, als sie am Rheinufer zum Fähranleger kamen. Der Rhein mitsamt seinen Inseln war am Ingelheimer Hafen so breit wie der Mississippi. Das Rheingau lag vor dem Betrachter wie in einem aufgeschlagenen Bilderbuch. Weiterlesen

Keine Zeit für Verzweiflung

Transformation — Der Klimawandel ist längst eingetreten, die Klimakatastrophe zu verhindern kann nur gelingen, wenn wir die Klimapolitik sowohl ökologisch als auch sozial gerecht gestalten

Donald Trump ist zurück, die deutsche Regierung zerbrochen – und das in Zeiten, in denen Klimapolitik höchste Priorität haben müsste. Obwohl Deutschland es geschafft hat, die Treibhausgase fast kontinuierlich zu senken, meldete der Sachverständigenrat für Umweltfragen schon im März: Deutschland hat die Gesamtmenge, die ihm nach dem Pariser Klimaschutzabkommen zustand, bereits vollständig aufgebraucht. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 19. Dezember 2024: Olfactory

Die Nacht war für Alwys recht kurz gewesen. Nach drei Uhr hatte sich die scheinbare Verschwörung weniger verschwörerisch aufgelöst, als es das emsige Pläneschmieden hätte vermuten lassen dürfen. Nachdem Legu dem Ganzen mit seinem „wir bezahlen es mit dem Klang des Geldes“ noch eins oben auf gesetzt hatte, winkte Angel diesen sehr gewagten Gedanken mit eifrigem Handwedeln und hörbar nach Luft schnappend ab, so, als wollte sie eine schwarze Wolke Mücken vor ihrem Gesicht vertreiben. Weiterlesen

Künstliche Kolleg*innen

Journalismus — Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann bei Medienschaffenden eine hilfreiche Unter­stützung sein. Die KI birgt aber auch erhebliche Risiken, insbesondere für die Demokratie

Werden Schreib- und Textroboter Journalist*innen bald ersetzen? Wird Künstliche Intelligenz die Presse übernehmen? Was wird aus den Jobs? Ein Blick auf die aktuellen technologischen Entwicklungen kann Angst machen. Zudem wird die Debatte um den Einsatz von Technik oft auf ein Gegeneinander von „Mensch und Maschine“ verkürzt. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 18. Dezember 2024: Fesselballon

Und schon war Harry verschwunden, wie ein Spuk. Der Spuk sollte aber eigentlich jetzt erst beginnen.

„Wenn ihr mitmacht und helft, denen den Knall zu klauen, dann können wir hier zu Heilern werden. Die ganze Gegend ist krank seit Ramstein. Die sind total fertig seit dem Unglück. Die Amis hören aber nicht auf mit ihren Tiefflügen, die Deutschen üben mit denen gemeinsam. Letztens erst ist in Linz oben auf den Rheinhöhen bei Bonn eine F 16 direkt neben einem Krankenhaus eingeschlagen. Die brauchen gar nicht mehr anderen den Krieg erklären, die schaffen das auch ohne Gegner sich umzubringen und Teile der Zivilbevölkerung auch. Weiterlesen

Komödie des Geldes, 17. Dezember 2024: Geld

Legu stand auf, blickte kurz in die Runde und verließ die Küche. Angel hatte ihn noch nie so entschlossen erlebt. Sein Gang war anders als bei seinen endlosen Dünenspaziergängen, fast schon rasch: Sie hörten ihn über den Schotter in seine Bibliothek schreiten, Tür auf, kurzes Knarren der Scharniere, zwei, drei Worte zu Fritz, dem Leguan gesprochen, Geraschel, ein paar Bücher purzelten wohl auf den Boden, kurzes Fluchen, wieder das Knarren der Scharniere, Tür zu, über den Schotter zurück zum Wirtschaftsgebäude und Legu stand mit einem sandsackartigen Beutel am Küchentisch wie ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal – fehlte nur noch ein Gaul zwischen seinen O-Beinen. Weiterlesen

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