Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Biennale (Seite 1 von 2)

Fragwürdige Ernennung

Streit um Kuratorin der Istanbul-Biennale: Die britische Kuratorin Iwona Blazwick soll 2024 die Kunstbiennale in Istanbul leiten. Doch die Personalie und die Vergabekriterien erregen Protest.

„Wir freuen uns, dass Iwona Blazwick unserer Einladung gefolgt ist, die 18. Istanbul-Biennale zu kuratieren.“ Als die Istanbuler Stiftung für Kunst und Kultur (IKSV) in der vergangenen Woche diese Pressemitteilung verschickte, klang das nach den rituellen Formeln des Kunstbetriebs. Weiterlesen

Die Geister fürchten sich

Zwischen Tom of Finland und Kulturkampf: eine Reise durch den finnischen Kunstsommer. Noch gibt sich die neue Rechtsregierung moderat. Doch die Kulturszene ist besorgt

Hexe, Voodoo-Zombie oder Vogelscheuche? Wer in diesem Sommer die Insel Vallisaari in der See vor Helsinki durchstreift, trifft immer wieder auf furchteinflößende Puppen mit schwarzen Gothic-Umhängen und Köpfen aus Gestrüpp.

Das ehemalige Militäreiland, eine halbe Fährstunde vom Südhafen der finnischen Hauptstadt, ist der Schauplatz der 2. Helsinki Biennale. Weiterlesen

Mehr Sex durch Klimawandel?

Nach dem Prantl-Tag, der uns mehrere hundert zusätzliche Besucher*innen brachte, ist nun ein normaler Sommerlochtag fast vollendet. Er startete mit dem hochverehrten Hans Conrad Zander: “Zölibat und Klimakatastrophe”. Für Nicht-Theolog*inn*en: welche Auswirkungen wird der Klimawandel auf unser Sexleben haben? Zanders Antwort wirkt auf mich wie immer attraktiv-verwegen und ist definitiv theologisch auf stabilem Fundament. Glaube ich. Und darum gehts ja in der Theologie. Weiterlesen

Mit Ironie in Ruinen

Kunstbiennale im Kosovo: Die klitzekleine Autostrada-Kunstbiennale im Kosovo ist so schön wie politisch. Und das Bottom-Up-Projekt begibt sich in ein kulturelles Vakuum.

Pferde ohne Reiter, hoch erhoben auf ehernen Sockeln. Luchezar Bouyadjievs Werke sind schon oft ausgestellt worden. Aber noch nie dürften sie so gut platziert worden sein wie auf der 4. Autostrada-Biennale jetzt im kosovarischen Prizren. Seit zwanzig Jahren dekonstruiert der bulgarische Künstler mit seinen Fotografien die Repräsentation von Militärs, Königen und nationalen Helden auf öffentlichen Plätzen. Dazu retuschiert er aus Reiterstandbildern, die er auf der ganzen Welt ablichtet, die menschlichen Gestalten heraus. Weiterlesen

Transparente Fischschuppen

Das Museum Istanbul Modern feiert seine Wiedereröffnung. Der neue Renzo-Piano-Bau ist erdbebensicher und soll auch politisch ein Zeichen setzen

“Road to Tate Modern“. So heißt ein Video der kurdischen Künstler Şener Özmen und Erkan Özgen aus dem Jahr 1971. In dem Streifen sieht man die beiden in der Manier von Cervantes’ Klassiker „Don Quijote“ auf Eseln durch den steinigen Südosten der Türkei reisen – auf der nie endenden Suche nach dem Heiligen Gral der Kunstwelt. Eine großartige Metapher auf die Kunstwelt, aber auch auf die Perspektive der Peripherie auf das ästhetische Versprechen des Westens. Weiterlesen

Gute Miene zum autoritären Spiel

Erdoğan und die säkulare Kultur – Recep Tayyip Erdoğan eröffnet den Neubau des Kunstmuseums Istanbul Modern. Kurz vor der Stichwahl ist der Noch-Präsident auf Stimmenfang.

Bleibt Türkiye, so heißt die Türkei seit Neuem auf Geheiß ihres Dauerpotentaten, doch modern? Schwer zu sagen, ob Recep Tayyip Erdoğan diese Message senden wollte, als er kürzlich im Kunstmuseum Istanbul Modern aus den Händen von Oya Eczacıbaşı ein Bild des Hauses entgegennahm. Seit Monaten hatte die türkische Kunstszene gerätselt, wann der Neubau des 2004 in einer Lagerhalle an der Uferpromenade des Stadtteils Karaköy eröffneten Kunstmuseums endlich öffnen würde. Weiterlesen

Kritik als Poliermittel

Die Deichtorhallen in Hamburg zeigen eine hier kaum bekannte zeitgenössische Kunst jenseits des Transatlantiks, doch die dahinter stehende Stiftung aus dem Emirat Schardscha ist widersprüchlich

Ein ovales Holzboot, verwittert von der See, gehalten von einem rostigen Anker. Vor über zehn Jahren hatte die Familie des libanesischen Künstlers Rayyane Tabet den Kahn zufällig an der Nordküste ihrer Heimat entdeckt. Es war genau das Boot, das Tabets Vater fast dreißig Jahre zuvor gemietet hatte, um vor dem Bürgerkrieg im Libanon nach Zypern zu fliehen. Als „bewegliches Denkmal“ hängt es nun von der Decke der Hamburger Deichtorhallen. Weiterlesen

Funken einer alten Glut

Im KW Institute for Contemporary Art arbeitet sich Christopher Kulendran Thomas an der gescheiterten Geschichte der tamilischen Befreiungsbewegung auf Sri Lanka ab – mit postdigitalen Mitteln

Ein junger Künstler lehnt sich zurück in den blauen Sitz eines Busses. Er philosophiert über Kant, die Menschenrechte, die Geschichte seines Landes. An dem Fahrzeug zieht die Landschaft Sri Lankas vorbei, später Bilder von Galerien in Colombo, der Hauptstadt der Insel im Indischen Ozean. Weiterlesen

Ästhetischer Auftrag

Architektur in der Wohnungsnot – soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Ökologie. Moderner Städtebau steht vor vielen Herausforderungen. Unser Autor meint: Bauhaus hat dabei ausgedient.

Längst sollten die Städte wieder Mittelpunkt für das private wie öffentliche Leben, für Wohnen, Arbeiten, Bildung und Freizeit werden. Heute wird bereits weitergedacht, wie bei Klimaneutralität auch die soziale Qualität urbaner Lebenskultur möglich sein kann. Schon in den 1970er-Jahren war „qualifizierte Verdichtung“ im Gespräch – heute aktuell für die Verwirklichung der „Stadt der kurzen Wege“ mit vielfältigen Möglichkeiten der sozialen und funktionalen Durchmischung des urbanen Lebens. Weiterlesen

Zwischen Repression und Selbstbehauptung

Ist zeitgenössische Kunst in der Türkei noch oder wieder die Domäne der kritischenIntelligenz? Die Frage stellt sich derzeit mehrmals in Istanbul

„Wir werden ihre Zungen herausschneiden. Wir werden ihre Köpfe zermalmen.“ Recep Tayyip Erdoğan war nicht zimperlich. Als sich die Pop-Sängerin Sezen Aksu im Sommer in einem Song über den Propheten Adam lustig machte, drohte der türkische Präsident mit körperlicher Vergeltung.

Der Mob, der sich nach der Drohung vor dem Haus der Diva der türkischen Musik zusammenrottete, bekam Aksus Zunge nicht. Der Vorfall markierte aber die Spielräume der Kunst am Bosporus. Weiterlesen

Verant­wortungsloses Kuratieren

„Schafft die Kuratoren ab!“ Ganz unrecht hatte der Kunstwissenschaftler Stefan Heidenreich nicht, als er vor ein paar Jahren diesen populistischen Schlachtruf ausstieß.

Der Unmut war groß, so wie sich die selbstverliebten und machtbewussten Ku­ra­to­r:in­nen zu den eigentlichen Künst­le­r:in­nen im internationalen Kunstbetrieb aufgeschwungen hatten. Weiterlesen

konbit

(kreyol: traditionelle Form der kollektiven Arbeit) oder, was die Documenta 15 anzubieten hat

In einem offenen Sarg sitzt ein aus metallischen Abfällen geschweißter Maschinenmensch. Er bedient aus der Hüfte heraus die Anmutung eines Schnellfeuergewehrs. Sein Totenschädel lacht dazu herausfordernd. Dieses Objekt eines haitianischen Künstlers ist zur Zeit auf der Documenta 15 zu sehen, zusammen mit weiteren Werken der haitianischen Künstlergruppe „Atis Resistanz“, was in Kreyol, der Landessprache Haitis, „Kunst im Widerstand“ bedeutet. Weiterlesen

Amma Baad – was danach kommt

Zeitgenössisches Marketing oder ein echter Wandel durch Kultur? Saudi-Arabien setzt zum Quantensprung in die zeitgenössische Kunst an. Eindrücke einer Rundreise durch die Kunstwelt auf der Arabischen Halbinsel

Eine silbern schimmernde Lache am Ende des Horizonts mitten in der rostroten Wüste, 400 Kilometer nordwestlich von Medina. Von Weitem ist es nicht genau zu erkennen: Liegt da ein See oder spiegelt es bloß in der flirrenden Hitze? „Geography of Hope“, die Arbeit des Künstlers Abdullah Al Othman, funktioniert nach dem Fata-Morgana-Prinzip. Weiterlesen

Diriyah-Biennale

Das Erfolgskonzept der Kunstwelt – jetzt auch in Saudi-Arabien
Lassen sich mit Biennalen Gerechtigkeit und Demokratie befördern? Sieht man einmal von dem Kunstmessen-Abkömmling Venedig ab, befeuert diese geheime Hoffnung die rapide Biennalisierung der zeitgenössischen Kunstwelt in den letzten Jahren von Gwangju bis Istanbul. Soll man jetzt auf Saudi-Arabien setzen? Dort startete am Wochenende die erste Ausgabe dieses Erfolgsformats in der Hauptstadt Riad.

Diriyah-Biennale nennt sich diese Premiere nach einem für seine traditionellen Lehmbauten bekannten Vorort Riads. Das klingt kulturbewusst, ist aber politische Strategie. Weiterlesen

Wiederaufbau und Zerstörung

Wie nachhaltig kann Kulturarbeit in Krisengebieten wie Afghanistan sein? Die documenta in Kabul 2012 steht nachträglich im Zentrum eines aktuellen Streits um Kunst und Macht
Tagelöhner, Krüppel, Soldaten. Als William Kentridge im Sommer 2012, vor mehr als neun Jahren, seine Arbeit „Shadow Procession“ im Queens Palace von Kabul zeigte, verstand das Publikum sofort, worum es ging. Das Scherenschnitt-Video schien wie aus dem Alltag der Af­gha­n:in­nen gegriffen. Weiterlesen

Alarm an Quay 6

Klimaneutrales Sinfonieorchester, klimaneutrale Biennale, klimaneutraler Diesel. Finnland will 15 Jahre vor der Europäischen Union klimaneutral werden. Eindrücke von Kunst und Nachhaltigkeit in Europas Norden
Ein riesiges Gerüst aus Stahlrohren, gekrönt von einem roten Kassettendach. Wer an der kleinen Insel Vallisaari an Land geht, 15 Minuten mit der Fähre von Helsinki entfernt, hält den Aufbau für ein Baugerüst oder die Reste einer Schiffswerft.

Doch „Quay 6“, die Installation des finnischen Künstlers Jaako Niemelä ist das erste Werk, das Be­su­che­r:in­nen der neuen Helsinki-Biennale sehen, die seit Juni auf dem verwilderten Eiland stattfindet, das Jahrhunderte als militärisches Sperrgebiet diente. Weiterlesen

Nur Vögel kennen keine Grenzen

Ziel der Dritten Berlin Britzenale soll es sein, multimediale Kunst am Stadtrand zu zeigen. Ort des Ganzen ist ein eigentlich kunstferner Ort: 62 Parzellen der Kleingartenanlage „Morgentau“ an der Neuköllner Blaschkoallee
Ein Tempeltor aus weißen Pyrophor-Steinen, eine himmelblaue Hollywood-Schaukel und ein Pflanzenkleid mit grünen Kugelaugen in einem Baum. Wer an diesem Wochenende eine der Parzellen in der Britzer Kleingartenanlage „Morgentau“ im Südwesten Berlins betritt, kommt ins Stutzen. So richtig scheint das Ensemble nicht zu einem Schrebergarten zu passen. Zu allem schillernden Überfluss bekommen Be­su­che­r:in­nen dazu auch eine Portion Götterspeise serviert. Weiterlesen

„Der Machismo war schon immer hier“

Interview mit der türkischen Künstlerin Hale Tenger über den Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention und die Freiheit der Kunst am Bosporus
Hale Tenger, am 20. März zog Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Türkei aus der Istanbul-Konvention zurück. Heftige Proteste waren die Folge. Die Rechte von Frauen in dem muslimischen Land sind aber nicht der einzige Streitpunkt am Bosporus. Angesichts sinkender Umfragewerte macht Erdogan Jagd auf die Opposition. Wie haben sie reagiert, als Erdoğan entschied, aus der Istanbul-Konvention auszutreten?

Hale Tenger: Ich war so wütend und frustriert. Frustration als Folge seiner Politik ist nichts Neues, aber so, wie seine undemokratischen Züge eskalieren, wird man jedes Mal, wenn etwas Neues passiert, sofort in Alarmbereitschaft versetzt. Weiterlesen

Teil eines Kreislaufs

Kunst und Ökologie – Mit seiner Ausstellung „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ wirbt das Kunsthaus Dresden für ein symbiotisches Verhältnis von Natur und Zivilisation
Hitzewelle in Sibirien; die Insekten in aller Welt sterben aus; der deutsche Wald im Dürre-Stress. Kein Tag vergeht, der uns nicht vor Augen führt, dass das Verhältnis der Zivilisation zur Natur mehr als nur aus den Fugen geraten ist.

Zwar sollen die Deutschen inzwischen nur noch halb so viel Restmüll entsorgen wie 1985, heißt es. Trotzdem scheint alles immer katastrophaler zu werden. Kann da ausgerechnet die friedliebende Kunst einen Ausweg aus dieser tödlichen Mesalliance weisen? Weiterlesen

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