Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Imperialismus

Erinnerungskultur kontrovers

Die Erinnerung an die deutschen Kolonialverbrechen darf nicht aus der Erinnerungskultur hinauskomplimentiert werden

Der von mir wegen seiner Filmkritiken ansonsten sehr geschätzte Andreas Kilb geht in Sachen deutscher Erinnerungskultur in der FAZ von heute (Paywall) etwas irritierende Wege. Die deutschen Kolonialverbrechen in Afrika wurden über Jahrzehnte verdrängt und vergessen. Die Namen der Täter von damals stehen immer noch auf Straßenschildern. Es war staatlich beauftragter und durchgeführter Massenmord, und nicht nur ein aus dem Ruder laufender Exzess einer blutrünstigen Soldateska. Weiterlesen

“Imperialismus” heute

Die freihändige und geistfreie Verwendung dieses Begriffs geht mir schon länger auf den Zeiger. Das verbindet mich mit Jörn Schulz/Jungle World, dem dazu ein ernstzunehmender Diskussionsbeitrag gelingt: Der Begriff Imperialismus dient mehr der moralischen Verdammung als der Analyse: Die Macht und ihr Preis – Der vage Imperialismusbegriff ist nicht geeignet, um die neuen Herrschaftsformen in Russland und China und deren aggressive Außenpolitik zu analysieren.” Wer heutige Machtkämpfe verstehen will, muss sich damit beschäftigen. Weiterlesen

Ein europäisches Imperium?

Ein ewiger Traum französischer Präsidenten – Europa soll eigenständig werden? Keine schlechte Idee. Aber dazu müsste Europa mit einer Stimme sprechen. Und das tun weder Scholz noch Macron.

Ein Kontinent ohne Hegemon

Seit dem 15. Jahrhundert versuchte der deutsch- und französischsprachige Raum, Hegemonie über Europa zu erlangen. Karl der Große, Ludwig der XIV., Napoleon I., Napoleon III., Wilhelm II. und Hitler. Alle scheiterten sie daran, den Kontinent unter Kontrolle zu bringen und ihn politisch unter einem Banner zu konsolidieren, wie es China mit seiner Expansion in Asien geschafft hat. Denn immer dann, wenn die Deutschen oder Franzosen versuchten, Hegemonie zu erlangen, wurden sie vom Rest des Kontinents ausbalanciert. Weiterlesen

Einige Vorschläge

Eine Niederlage Russlands bringt noch keinen Frieden – Was würde eine Niederlage Russlands in der Ukraine bedeuten? Der Westen versperrt sich dieser Frage. Dabei gibt es kluge Wege, um einem Frieden zumindest näherzukommen.

Viel ist derzeit von Sieg und Niederlage die Rede, was den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine angeht. Beide Begriffe scheinen recht eindeutig: Ein Sieg der Ukraine würde bedeuten, die russischen Invasionstruppen vom illegal besetzten Territorium zu vertreiben. Eine Niederlage hieße: Kyjiw wird besetzt, ein moskaufreundliches Regime installiert, die politische Opposition verfolgt und die Ukraine in ein zweites Belarus verwandelt. Weiterlesen

Kontrolle zurückgewinnen

Möglich, dass die Menschheit in der Klimakrise die Kontrolle schon verloren hat. Wir wissen es nicht, zum Glück. Bei der Coronapandemie sieht es noch unentschieden aus. Manche Regierungen, die die Globalisierung immer noch nicht verstanden haben, glauben sie national mit Impffortschritten zurück zu erlangen. Wenn sie sich international weiterhin so verantwortungslos verhalten, wofür öffentlich alles spricht, wird es ein böses Erwachen geben. Kluge Krankenhausärzt*inn*e*n wie Cihan Çelik in Darmstadt bereiten sich schon auf das nächste Desaster vor (FAS-Interview).
Die Kontrollverlustparanoia der begüterten Gesellschaften und Länder grassiert schon lange. Gestern strahlte die ARD-Nische One so lautlos wie möglich die britische Produktion The Uncivil War von 2019 aus Weiterlesen

Religion und Verschwörungsmythen

Seit Beginn der Kulturgeschichte der Menschheit entstanden immer wieder Mythen, Sagen, Fantasien und Legenden, um mit dem Unbekannten und Unerklärlichen umzugehen. Fast jedes Volk hat sich eine fiktive Welt von Gottheiten geschaffen bzw. ausgedacht, hat Vorstellungen über die Entstehung der Welt und der Menschheit entwickelt, hat Vorhersagen über den Zustand nach dem Tode getroffen und hat aus all diesem Verhaltensregeln abgeleitet. Weiterlesen

Wie die Doktrin der Chicago Boys scheiterte

von Joaquín Molina und Maximiliano Morón (Übersetzung: Britt Weyde)
Hintergründe zum neoliberalen Modell in Chile

Der Putsch von 1973 war eine Niederlage der Sieger. Natürlich war er ein Sieg über das Linksbündnis Unidad Popular von Salvador Allende, aber er war auch eine Niederlage der rechten Parteien. Schließlich waren sie nicht in der Lage, innerhalb des institutionellen Rahmens einen Prozess aufzuhalten, in dem die Forderungen der Arbeiter*innen und Landarbeiter*innen die Gesetzgebung mitbestimmten. Wegen dieser Unfähigkeit mussten die Parteien der Rechten ihre Führungsrolle an das Militär abtreten und dessen Entscheidungen übernehmen. Dies bedeutete einen Wandel in der Art zu Regieren, Weiterlesen

Venezuela

von Informationsstelle Lateinamerika
Der Sturz des venezolanischen Chavismus wäre für die lateinamerikanische Linke schlimmer als der Zusammenbruch der Sowjetunion, meint der uruguayische Autor Raúl Zibechi. Zweifellos würde sich die Krise vieler linker Bewegungen, bei weitem nicht nur solcher, die noch immer in Nibelungentreue an ihre Unterstützung für das Maduro-Regime festhalten, weiter vertiefen. Aber was kann aktuell in Venezuela überhaupt noch schlimmer werden? Weiterlesen

Fluchtursache Francafrique / Kipping

In Afrika finden heimliche Stellvertreterkriege zwischen Teilen des angloamerikanischen und Teilen des EU-Imperialismus statt. Den Teil des französisch dominierten Imperialismus und Kolonialismus, in den sich zunehmend unsere Bundesregierung militärisch hineinzudrängen versucht (Näheres im Blog german-foreign-policy.com, der seine älteren Beiträge leider immer in einem Paywall-Archiv verschwinden lässt), beleuchtete am Freitag ein Feature von Ruth Jung im Deutschlandfunk (Redaktion: Birgit Morgenrath). Eine vor einigen Monaten auf ARTE gesendete Doku “Die Mafia in Frankreich”, aus der hervorging, dass die korsische Mafia nicht nur die Politik Frankreichs, sondern auch Afrikas langjährig beherrschte, ist ärgerlicherweise nicht mehr in der Mediathek verfügbar. Hier eine Zusammenfassung der FAZ, und hier ein Hinweis, dass auch Präsident Hollande sich erpressbar gemacht hatte.

Ausserdem hörens-/lesenswert: Linken-Vorsitzende Katja Kipping im DLF-“Interview der Woche”. Kipping gründete einst in der PDS/Linkspartei die “Emanzipatorische Linke” mit, die sich sowohl von Stalinismus-Dogmatikern als auch anpasslerischen Reformisten absetzen wollte. Ihre Strömung erreichte aber nie eine hohe Organisationskraft; jetzt ist Kipping zusammen mit Bernd Riexinger – das immerhin bisher erfolgreich – damit beschäftigt, den Laden zusammenzuhalten.

Die Linke, der Nationalstaat und der Internationalismus

von Peter Wahl

Die EU befindet sich in einer existentiellen Krise. Spätestens seit dem BREXIT steht die Entwicklungsrichtung der Integration und das Endziel des Prozesses zur Debatte. Quer durch alle politischen Lager verbreitet sich die Einsicht, dass Business as usual nicht mehr möglich ist. So kam selbst EU-Ratspräsident Tusk im Mai 2016 – also noch vor dem Brexit – zu dem Schluss: „Heute müssen wir zugeben, dass der Traum eines gemeinsamen europäischen Staates mit einem gemeinsamen Interesse, mit einer gemeinsamen Zukunftsvorstellung, … eine gemeinsame europäische Nation eine Illusion war.“
Demgegenüber hält in der deutschen Linken eine zwar schrumpfende, aber doch noch große Strömung an der Vertiefung der Integration und am Endziel einer europäischen Föderation, den Vereinigten Staaten von Europa fest.
Gleichzeitig werden praktisch alle Projekte, in denen sich die Integration materialisiert – Flüchtlingspolitik, Austerität, Unterwerfung Griechenlands, TTIP, CETA, Kapitalmarktunion, Sanktionen gegen Russland, immer engere Verzahnung mit der NATO, Militarisierung etc. – abgelehnt. Natürlich völlig zurecht. Es gibt also keinen positiven Bezug mehr, Weiterlesen

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