Zum Beginn zwei prägnante Beispiele, wie es gehen kann und wie nicht. Richard Meng kenne ich schon aus seinen Juso-Zeiten in der Studentenpolitik der 80er Jahre. Er wirkte immer etwas weichgespült und wehleidig-selbstverliebt, in seiner Jugendorganisation stand er immer eher rechts, links von ihm standen seinerzeit Leute wie Gerhard Schröder oder Olaf Scholz. Das hat sich dann im Laufe der Jahrzehnte sehr verändert. Meng wurde ein anständiger, sogar bisweilen qua Sachkenntnis SPD-kritischer Journalist (Mitglied ist er bis heute), während viele Genossen von links nach rechts an ihm vorbeizogen. Ein reflektierter, nachdenklicher Typ ist er damals gewesen und bis heute geblieben, wie er mit diesem Carta-Beitrag zeigt, bei dem wir ihm lesend beim Nachdenken zuschauen können.

Jens Berger, Redakteur der Nachdenkseiten, ist ein fleißiger, konsequent-linker Typ, vermutlich schon immer gewesen. Er schreibt seit langem viele kluge Sachen. Wenn wir aber dazu hier mal das aktuellste Beispiel nehmen, so hat er einerseits nach meiner persönlichen Meinung weitgehend Recht. Doch was hilft rechthaben? Und diese Schlagzeile (im Sinne des Wortes) und Sprache? Wo ist das Nachdenken? Am Schluss trifft er für sich und alle, die ihm zu folgen bereit sind, eine klare Unterscheidung in “Wir und die Anderen”, konsequente, glaubwürdige Linke und Verräter an der guten Sache. Was sollen wir mit dieser Erkenntnis anfangen? Hat alles keinen Zweck? Sollen wir uns aus den politischen Prozessen abmelden, weil wir es mehrheitlich mit Arschlöchern zu tun haben? Oder sollen wir sie radikal bekämpfen (wie radikal? mit welchen Mitteln?) und am Schluss heroisch untergehen? Sollen wir also historische Fehler der Linken des 20. Jahrhunderts wiederholen?/nichts gelernt? Wieviele werden wohl Lust haben, dabei mitzumachen?

Wir dürfen unsere Diskursfähigkeit nicht gegenseitig vernichten. Wir müssen mit Leuten zusammenarbeiten, von denen wir annehmen, dass sie schwere Fehler machen und haben. Wir werden uns in ihr Denken hineinversetzen müssen, ihre Motive verstehen lernen, beständig mit ihnen streiten – und trotzdem mit ihnen allen gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit zusammenarbeiten müssen. Geschichte wird gemacht, ob wir uns davon abmelden wollen oder nicht.

Leben und Arbeit gehen weiter.
Stefan Niggemeier porträtiert den Lügenpresse-Entlarver Mario Barth, der sein Geld von der Lügenpresse RTL/Bertelsmann kassiert ….
Hans Hütt bringt in seiner Talkshow-Kritik für die FAZ eine Menge nützlicher eigener Gedanken unter.
Martin Krauss berichtet in der taz über den politischen Widerstand der US-Sportszene gegen Trump; da können unsere Sportprofis noch was von lernen.
In meiner Abiturstadt Gladbeck kassiert ein Startup, das u.a. für correct!v arbeitet, einen Designpreis. Wenn denen mal nicht der Bottroper Schraven den Auftrag verschafft hat 😉

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net