Dietrich Leder, einer der klügsten Medienkritiker deutscher Sprache, brachte mich mit seinem aktuellen Kommentar auf die Idee. Er schreibt richtig, dass die Dritten Programme inhaltlich alle als Regionalprogramme angelegt sind, aber längst nicht mehr regional senden, sondern alle gleichermassen empfangbar sind. Dem Internet sei dank.

Warum dann “haben wir immer so gemacht”? Warum baut die ARD dann keine gemeinsame Plattform für alle “Dritten Programme”. Lustige Frage am Rande an die Jüngeren: warum heissen die überhaupt so? Sie müssen wissen: es gab eine Zeit, da wurden in diesen Programmen Experimente gemacht, neue Sachen ausprobiert, internationale Kunstfilme in schwarz-weiss gezeigt, nicht alles war gut und besser als heute, aber die Macher*innen hatten keine Angst sondern Mut.
Die über 60-jährigen, die diese Programme heute überwiegend gucken, lernen doch mittlerweile auch alle, wie Internet geht. Manche von ihnen gehen gerne früh zu Bett. Andere schlafen lieber vor der Glotze. Gemeinsam ist ihnen: sie wollen alle die Regionalfenster sehen. Beim WDR sind sie zwischen 19.30 h und 20-Uhr-Tagesschau die einsame Spitze der Einschaltquoten. Und die zweitmeisten schauen die “Aktuelle Stunde”, eine Mischung aus Nachrichten, NRW-Berichterstattung und Bunter Illustrierter. Warum nicht, kann alles so bleiben. Aber warum macht jedes “Dritte” eine eigene Filmprogrammierung? Warum wiederholt jedes die Daily Soaps zu anderen Sendezeiten? Warum sollen redaktionell gut gearbeitete Formate wie “die story”, die bereits ans ARD-Erste zuliefert, “sport inside”,“markt” oder “Eisenbahn-Romantik” nur regional laufen? Das kann alles weiter produziert und auf eine gemeinsame ARD-Plattform gestellt werden. Und da guckt es jede/r, alt und jung, wann er/sie will.

Einsparen könnten wir so Programmdirektionen, Chefredaktionen, den ganzen “Overhead”-Kram, bleiben und weiterarbeiten könnten die produktiven Redaktionsteams. Film- und Serieneinkauf und -bestellung kann ein Team für die komplette ARD erledigen. Ebenso fusioniert werden können alle Talkshows: davon leben heute zahlreiche teure Produktionsfirmen: Will, Plasberg, Maischberger, Illner, Lanz, kriegen alle kein Gehalt, sondern einen fetten Auftrag, mit dem sie sich mit eigenen Produktionsfirmen selbstständig gemacht haben.

Diese teuren Verträge können alle gekündigt werden. Das kann ein Team unter Leitung von Michael Hirz, dem heutigen Phönix-Geschäftsführer billiger erledigen. Hirz hat das früher für den “Presseclub” gemacht. Dort und auch in der Phönix-Runde werden tatsächlich noch Informationen und Meinungen ausgetauscht, ohne Show: mehr Inhalt, weniger Kosten. So hätten wir alle was davon.
Und wenns dem Hirz zu viel Arbeit ist, weil er sich um den dringend erforderlichen Relaunch der Homepages seines Senders kümmern muss, soll es Küppi machen, einer für alle: der machts bestimmt besser und billiger.

Nur ein Vorschlag. Keine Angst, wird bestimmt nicht so gemacht.
Update: wie unrealistisch das alles ist, unpolemischer und realistisch hier bei der geschätzten Ulrike Simon nachzulesen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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