Malte Kreutzfeld war in seiner politischen Jugend mal Pressesprecher von Attac. Die Freund*inn*e*n, die ich dort persönlich kannte, beschrieben ihn als intelligenten und leistungsfähigen Mitarbeiter. Davon profitiert schon seit einigen Jahren die taz, bei der es Kreutzfeld schon bemerkenswert lange aushält. Was er hier meldet, hatte ich als DB-Stammkunde (Bahncard50) auch nicht mitbekommen:: nicht mit dem neuen Jahr, sondern schon mit dem Fahrplanwechsel im Dezember sind alle Vorteile der Rückfahrkarte abgeschafft.
Es gab eine Zeit, in der ich noch klein oder jedenfalls nicht erwachsen war, da ging ein Fahrkartenkauf noch schnell. Als Kunde hatte man seine Stichworte für die Fahrkarte parat, ein schweres mechanisches Gerät wurde vom Verkäufer bedient und in einer Minute hatte man eine ausgedruckte Fahrkarte im Kleinformat aber aus dicker beständiger Pappe. Dann kamen die Computer, die Fahrkartenschalter wurden in “Reisezentrum” umbenannt und die Warteschlangen entstanden, bzw. freitags und sonntags, an denen es sie immer gab, wurden sie lang und länger. Aber was wollte ich eigentlich erzählen?
Für eine Hin- und Rückfahrkarte gab es nicht nur eine Geltungsdauer von 3 Monaten, mit beliebig häufiger Fahrunterbrechung unterwegs, sondern sogar Preisrabatt von 20%, was man heute unter “Sparpreis” labelt (dieses Wort gabs damals noch nicht). Man war als Fahrgast im Reich der Freiheit. Als in den 70er Jahren der IC im Stundentakt eingeführt war, war das die beste aller bisher existierenden Bahnwelten, in der BRD.
Die CDU-Bundesregierung von Helmut Kohl hatte es sich leider zur Aufgabe gemacht, die Deutsche Bundesbahn unter dem Namen Deutsche Bahn AG zu privatisieren, und statt Bürokratie den Kapitalismus das Unternehmen regieren zu lassen. Diese Aufgabe sollte Bahnchef Mehdorn umsetzen, der wohl verhassteste, der jemals diesen Job ausgefüllt hat. Er brachte von der Lufthansa Anna Brunotte mit, die sich ein Preissystem ausdachte, das die Bedürfnisse eines renditeorientierten Unternehmens als Leitlinie nahm, die im diametralen Widerspruch zu den Bedürfnissen der Fahrgäste stand. Ihr Preissystem war so revolutionär, dass es sowohl politisch als auch ökonomisch krachend scheiterte, und sie als Bauernopfer, um Mehdorn den Job zu retten, 2003 das Unternehmen verlassen musste. Seit ihrem Weggang versucht die DB nun, ihr Preissystem nicht revolutionär, sondern scheibchenweise, von Fahrplanwechsel zu Fahrplanwechsel, durch die Hintertür einzuführen.
Mit der faktischen Abschaffung der Rückfahrkarte ist damit ein weiterer großer Schritt getan.
Die DB gehört uns nicht mehr – sie arbeitet seit den 90ern mit dem Selbstverständnis eines global aufgestellten Logistikdienstleisters gegen uns Fahrgäste. Eine lefzende Schnauze bekommt sie, wenn sie an die riesigen Containergüterzüge aus China denkt, und an demnächst selbstfahrende LKW, und an arabische Feudalherren, die sich echte Eisenbahnen in ihrem Emirat bauen wollen. Wir Fahrgäste, oftmals renitent und zu Widerspruch neigend, Wutbürger, wir sind so ökonomisch lächerlich. Aushalten müssen das die DB-Beschäftigten; die meisten werden krank und schaffens nicht bis zur Rente.
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