Wie unwichtig der DFB-Pokal für das Fußballgeschäft geworden ist, wird wohl nirgends deutlicher demonstriert, als von der Außendarstellung des Finalisten in Dortmund. Dort wird ein offener Bürgerkrieg ausgetragen; niemand versucht mehr das zu verbergen. Als Aussenstehender muss man wohl offenlassen, wer “angefangen” hat.
Das Vorgehen der Vereinsführung ist jedenfalls zielstrebig. Ihre Offensive gegen den Trainer begann mit diesem Interview von Boss Watzke mit der WAZ.
Trotzdem hat die Mannschaft, mit schlechter Leistung und Schiri-Hilfe zwar, das wichtige Punktspiel um Platz 3 gegen Hoffenheim gewonnen. Da Platz 4 als CL-Quali-Platz aber sowieso nicht gefährdet ist, fallen wohl alle Hemmungen vor verbrannter Erde. Das Presseecho ist einhellig: Tuchel hat ausgeschissen. Theweleit (taz/FR) macht mit, und der viel in den Verein hineinhörende Röckenhaus (SZ) ebenfalls – alle volles Rohr.
Wer so offen(siv) agiert, muss einen Grand mit Vieren in der Hand haben, oder von Katastrophenangst angetrieben sein. Oder beides.

Gehört das auch zu deutscher Leitkultur? BVB-Fan Küppersbusch hat zu der heute jedenfalls in der taz das Richtige geschrieben: “Kartoffeln. Höchst invasive Migranten aus Lateinamerika, die das exakte Gegenteil von ‘Leitkultur’ sind: eine Kulturpflanze, die Gegebenheiten von Boden und Klima folgend am besten gedeiht. De Maizières Gastbeitrag übersieht den Gastbeitrag der ‘Gastarbeiter’, von Kartoffel bis Türke. Deutschland ist der Verkehrsknoten Europas, und so bleibt es ein possierliches Unterfangen, für eine brodelnde Kreuzung eine Schrebergartenordnung zu entwerfen. Richtig schreibt der Innenminister, ‘Sprache, Verfassung und Achtung der Grundrechte’ seien aller Leitkultur vorangestellt. Hier bietet sein Amt reizvolle Aufgaben, ‘Sprache, Verfassung und Grundrechte’ in Teilen Ostdeutschlands bekannter zu machen, Du volksverräterischer Merkelvotze. Doch gemach: Die Debatte ist klasse, eben weil wir uns dieser Grundfrage endlich mal stellen müssen: Bedingen Blut und Boden, wer hier leben darf und wer nicht? Die Verfassung – kleiner Tipp für den Innenminister – stellt die Menschenwürde, die freie Entfaltung der Persönlichkeit und das Verbot jeder Diskriminierung über alles andere. Heißt schlicht: Die Grundrechte sind ein must, jeder Vorschlag für eine Leitkultur ein nice to have. De Maizière führt unter ‘Kultur’ Bach und Goethe an, andere würden Marx und Nietzsche nennen. Dann wirft er unter ‘kollektives Gedächtnis’ noch den 9. November und Fußballweltmeisterschaften in einen Topf, da fehlt nur ‘wir können auch nicht kochen’, ‘Müll wird getrennt’ und ‘draußen gibt’s nur Kännchen’. Aber lustig, dass der Typ einen französischen Namen hat.”

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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