Der Tatort ist neben dem Fußball das Flaggschiff der ARD als dem grössten der öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland. Den gestern habe ich z.B. nicht geguckt, weil mich der angekündigte paranormale Gruselkram nicht interessiert, und mich die Hessen, ausser mit Tukur, und nachdem Kunzendorf und Krol weg sind, sowieso nicht mehr ansprechen.
Ziemlich krank kommt es mir aber vor, wenn die Audience-Flow-Manager in der ARD-Führungsetage in ihren ausgedehnten Koordinationssitzungen an dem Format rumsägen und verschlimmbessern wollen. So wurde offensichtlich durchgestochen und von zahlreichen Medien berichtet (u.a. auch vom ARD-Videotext selbst), es solle in Zukunft nur noch “zwei experimentelle Tatorte” im Jahr geben. Hallo, jemand zuhause? Gibt es ein blamableres Armutszeugnis?
Die öffentlich-rechtlichen Sender werden derzeit von den privaten Zeitungsmilliardären in übelster AfD-Manier attackiert. Da die Milliardäre für sich kein Geschäftsmodell mehr finden, gehen sie unter, und vorher schlagen sie noch einmal wütend um sich. Vielleicht, das ist noch offen, können sie sich immer noch darauf verlassen, dass ihnen die Politik willfährig ihre Wünsche erfüllt. Tatsache ist aber, dass öffentlich-rechtliche Medien wahrscheinlich das letzte überlebende der alten Organisationsmodelle sein werden, in denen demokratischer Profi-Journalismus praktizierbar bleibt. Das so militärisch-propagandistisch zu attackieren wie Matthias Döpfner, beweist, dass es nicht um Demokratie und Medienfreiheit sondern um Geschäft geht. Der Gegner, das werden Deutsche wohl nie lernen, ist nicht unter sondern über mir.
Mit dem aktuellen Tatort-Manöver macht es die ARD einem so schwer wie es nur geht, sie zu verteidigen. Man fragt sich, ob die Programmdirektoren, die meistens Ambitionen auf Intendantensessel haben, nichts Anderes zu tun haben, als ihr Publikum für dümmer zu halten als sich selbst.
Eine aktuell vernünftige Kritik gabs soeben von Klaus Raab bei der Zeit.
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