Still und leise geht die Bonner Lokalpresse vor die Hunde. Die führende Bonner Tageszeitung, der General-Anzeiger, wurde an die Rheinische Post in Düsseldorf verkauft. Natürlich der Verlag, der seit über 70 Jahren in Familienbesitz war. Inwieweit sich dieser Deal auf die Redaktion und die dort arbeitenden Menschen auswirken wird, steht noch nicht fest. Das Bundeskartellamt hat dem Verkauf bereits zugestimmt.

Dieses Szenario wirft viele Fragen auf. Aspekte wie die Meinungsvielfalt, die Wächterfunktion der Presse gegenüber Politik, Unternehmen und Gesellschaft, die grundgesetzlich geschützt ist und für die Demokratie von großer Bedeutung sind, alles steht plötzlich zur Disposition. Die Digitalisierung sowie das fundamental veränderte Lese- und Informationsverhalten weiter Bevölkerungskreise scheint der Printpresse das Genick zu brechen.

Kann es sein, dass in einer Großstadt mit 320.000 Einwohner*innen keine Tageszeitung mehr verlegt werden kann? Wieso erscheinen im gesamten Ruhrgebiet bei der WAZ völlig identische Mantelteile, obwohl sich dort Großstadt an Großstadt reiht? Haben nur noch Blätter mit deutschlandweiter Verbreitung eine Überlebenschance? Verschwindet mittelfristig sogar der Beruf des Lokaljournalisten? Geben wir uns mit Facebook- und Twitternachrichten zufrieden?

Jenseits der Eigentümerstruktur des Verlags des GA kommt es jetzt darauf an, wenigstens die journalistische Unabhängigkeit in Bonn zu erhalten. Das sage ich bewusst auch unabhängig vom GA, der als konservativ gilt und viele Pressemitteilungen von Gewerkschaften und linken Parteien oftmals ignorierte. Ich will solche Kritik auch zukünftig in Bonn anbringen können und nicht in einem Callcenter in Düsseldorf oder sonstwo.

Wir alle müssen umdenken und die Lokalzeitung ganz allgemein stärken. Die Demokratie braucht sie und sie hat eine überragende Bedeutung als Korrektiv der Mächtigen. Das allein ist Grund genug dafür, den Verkauf des GA kritisch und mit gesunder Skepsis zu beurteilen.

Über Rainer Bohnet: