Der weisse Mann Josef Janning gab mir Anfang der 80er Jahre seine Stimme bei den Fachschaftswahlen am Seminar für Politische Wissenschaften der Universität Bonn. Er sprach heute morgen im DLF-Magazin “Europa heute” zur Österreich-Affäre und warnte vor zu grossen Hoffnungen im europäischen Kampf gegen Rechts. Der weisse Mann Norbert Mappes-Niediek, mit dem ich zu jener Zeit AStA-Koalitionen aushandelte (er, der heute im schönen Graz lebt, für den SHB, ich für den LHV), hebt ein Bonn-Buch in der FR hervor, das noch ein paar Jahre früher spielt: 1972, im Frühjahr war ich hier auf Klassenfahrt, im Herbst nach dem SPD-Wahlsieg spielt das Buch von Brigitte Glaser: Rheinblick. Viele meinen heute, da sei die Welt noch heil gewesen. War sie nicht, es war nur unser provinziell-deutscher Blick auf sie.
Die historische Bedeutung des Mutes der damaligen SPD und FDP zu einer “Wandel durch Annäherungs”-Politik, zu deren Chefstrategen Willy Brandt und Egon Bahr gehörten – im Rückblick wächst und wächst sie so gross, weil sich heutige Mächtige dagegen als ausgemachte Feiglinge erweisen. Die mächtigsten Konzerne der Welt knicken vor Trumps Isolationsstrategie ein, und überlassen es China, ökonomisch die Welt zu erobern. Trump selbst sieht in Österreich, was ihm noch blüht, wenn es erst rauskommt.
Zur Überschrift inspiriert hat mich dieser erhellende Bericht von Frauke Steffens/FAZ zur Strategiediskussion bei den US-Demokrat*inn*en. Erstaunlich, dass Steffens als FAZ-Korrespondentin über eine grössere strategische Übersicht verfügt, als viele der egomanisch angetriebenen Politiker*innen. Von einem erhöhten Stehplatz ist ein Spiel besser zu überblicken, als auf dem Spielfeld selbst.
Vor diesem Hintergrund mutet es grausam bescheuert an, wie Deutschland seine politischen und sportökonomischen Wachstumschancen verblühen lässt, z.B. im Volkssport der Bevölkerungsmehrheit, dem Frauenfussball. In wenigen Wochen beginnt die nächste WM. 2011 war sie noch hier bei uns. Es gab traumhafte TV-Quoten (Marktanteil bis 60%). Tausende junge Mädchen drängelten sich bei den Vereinen an der Basis um mitzuspielen. Ich agitierte seinerzeit einen Führungsmann des Bonner SC, sich auf die Mädels zu konzentrieren. Gegen die Männerkonkurrenz in Köln und Mönchengladbach habe Bonn, zweiter deutscher Frauenfussballmeister 1975 mit der Schwarzen Beverly Ranger als demokratisch gewählter Torschützin des Monats Juni, sowieso keine Chance. Hier um die Ecke war der Erstligist SC Bad Neuenahr, mit einer ebenfalls schwarzen (!) Bonnerin, Celia Sasic (damaliger Mädchenname: Okoyino da Mbabi), der damals stärksten deutschen Nationalspielerin, existenzbedroht. Eine Zusammenarbeit oder Fusion hätte den BSC im Rheinland zum Marktführer des Frauenfussballs machen und den Sportpark Nord endlich mal mit Zuchauer*inne*n füllen können. Selbstverständlich wurde das verpennt, wie der DFB bis heute immer noch alles verpennt. Sind ja nur Frauen. Lesen Sie mal bei Alina Schwermer hier und hier, wie das die andern Profis in Europa machen.
Ich weiss, das nicht wenige Leser*innen meine Texte immer überspringen, wenn sie von Fußball handeln. Aber die hier beschriebene Konstellation ist paradigmatisch, ökonomisch und gesellschaftspolitisch steht sie beispielhaft für die Bräsigkeit, mit der hierzulande Problemstellungen und Aufgaben durch Ignorieren zum Verschwinden gebracht werden sollen. Natürlich scheitert das.
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