Einerseits ist es besserwisserisch. Andererseits wird das nicht die letzte Krise dieser Art sein. Neue Viren kommen immer wieder, immer wieder wird die Medizin in ein Wettrennen mit ihnen gezwungen: um Gegenmittel, Impfungen, Eindämmung. Darum ist es durchaus sinnvoll, über die Fehler, die schon begangen sind und Schaden verursacht haben, auch nachher noch zu diskutieren.
So leid es mir fürs Rheinland tut, steht hier auch der Karneval weiter zur Debatte. Wie sähe es um die Corona-Krise hierzulande aus, wenn die Karnevalssitzung in Gangelt nicht stattgefunden hätte? Das Virus war seit langem anwesend, die Informationen aus China gingen schon seit Wochen um die Welt. Insbesondere die fürs Krisenmanagement Verantwortlichen in Politik und Behörden waren – im wörtlichen Sinne – nicht ahnungslos.
Neben dem faktischen Krisenmanagement sind sie jedoch allzu bedacht darauf, wie sich im Verhältnis dazu ihr öffentliches Ansehen entwickelt. Da gibt es Ungleichzeitigkeiten. Rechthabende Kassandras gefährden ihre Wiederwahl, Spassbremsen kann niemand leiden, auch ich nicht.
Markus Völker/taz beschreibt die Langsamkeit der Wahrnehmungen anhand eigener China-Kontakte. Die stehen unserer Regierung, und den meisten ihr nahestehenden Medien selbstverständlich in weit grösserem Ausmass und besserer Qualität ebenfalls zur Verfügung. Die Politik-, Bürokratie- und Profitmaschinen mahlen für ein globalisiertes Virus nicht nur zu langsam. Mit ihrem Mangel an menschlicher Empathie und sozialer Solidarität, im Kern ihren natürlichen Gegnern, dämmen sie die Virengefahr nicht ein, sondern vergrössern sie. In diesen Kreisen wird sogar über Viren als Waffe nachgedacht, und entsprechende Forschungen veranlasst. Die Reflexe der Despoten, von Xi Jinping bis Trump sind allzu verräterisch: sie schliessen von sich auf die Anderen.
So wie die rheinische Profitmaschine Karneval, die sich dieses Jahr nicht zum ersten Mal als Virenverbreitungsmaschine entpuppt hat. Jahrzehntelang haben wir darüber gescherzt – jetzt soll es plötzlich ernst sein? Schnell noch so viel wie möglich durchziehen und einsacken, bevor die Krise offiziell ausgerufen ist … in der “Fastenzeit”.
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