2013 muss in der Redaktion der “Zeit” eine Granate eingeschlagen haben, und zwar in den Fluren, in denen ihre “Atlantiker” sitzen. Selbst mit teuersten Medienanwälten konnten sie sich dieser empirisch gesättigten Studie des Kommunikationswissenschaftlers und Medienkritikers Uwe Krüger aus Leipzig nicht erwehren. So einen Hammer hat Krüger jetzt nicht rausgehauen. Sondern “nur” einen Kommentar zur vorherrschenden deutschen Corona-Berichterstattung für die Frankfurter Hefte geschrieben. Ich schliesse mich seiner Sicht an.
Zu den Tiefenwirkungen der Coronakrise hatte die Jungle World der Vorwoche einen wichtigen Schwerpunkt: wie wirkt sich die Pandemie auf liebes- und Sexverhältnisse aus? Vor allem Georg Seesslens Beitrag erschien mir – mal wieder – als analytisch und intellektuell erhellend. Jetzt alles offen online.
On the Top sehe ich – ebenfalls mal wieder – Charlotte Wiedemann/taz, die das Umstürzende der Weltverhältnisse treffend auf den Punkt bringt. Nicht im langsam der Wirklichkeit hinterhechelnden Deutschland, aber in der Welt, auf allen Kontinenten, kündigen sich tiefgreifende Veränderungen der alten kolonialen Macht- und Gewaltverhältnisse an. Die davon dominierten und diktierten Geschichtsschreibungen werden korrigiert. Die Nachkommen der Ermordeten und Versklavten ermächtigen sich selbst zum Eingreifen. Die Nachkommen der Verbrecher reagieren irritiert, viele von ihnen wissen nicht, wie ihnen geschieht.
Westfalen – letzte Zuflucht der Nichts-Merker
Zwischen Rheda-Wiedenbrück, Lippstadt und Marsberg muss etwas Besonderes in der Luft sein. Oder im Boden. Oder im Trinkwasser. Oder war es zuviel Inzucht? Es scheint dominant auf dem Y-Chromosom abgelagert zu sein, bei westfälischen Männern. Wie sind sonst Erscheinungsformen wie die Herren Tönnies, Rummenigge oder Watzke (hier repräsentiert durch seinen nicht minder westfälischen Pressesprecher bei der SZ Freddie Röckenhaus) zu erklären. Sie merken noch nicht mal, wenn ihre Zeit vorüber ist, ihre besten Freunde und Kollegen an ihnen sägen, sie in öffentliche Messer laufen lassen, wie einst Gaius Julius Cäsar. 2000 Jahre ist das her, und nichts draus gelernt. Ich habe Latein seinerzeit (1976) mit einer glatten “5” abgeschlossen – aber das nicht vergessen. Gut, meine Schule war ganz am westlichen Rand Westfalens, täglich bin ich mit dem Fahrrad ins Rheinland zurückgekehrt. Das war diesen armen Multimillionären halt nicht vergönnt.
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