Bekanntlich lässt der Bielefelder als solcher nichts unversucht, zu beweisen, dass es seine Stadt tatsächlich gibt. Ich bin ja der festen Überzeugung, dass die Bielefeld-Verschwörung vom Stadtmarketing ausgedacht wurde. Wie sonst sollen sie auffallen? Obwohl: nach meiner Zählung halten die ICEs dort sogar öfter, als in Wolfsburg.
Jetzt behauptet ein Fritz Tietz in der Jungle World, Bielefeld sei in die Bundesliga aufgestiegen. Er selbst sei persönlich dabei gewesen, als das zum ersten Mal passiert sein soll: 1971. Ich erinnere mich gut an die Saison, die mit dem gebrochenen Torpfosten am Bökelberg, nach dem uns der DFB die Meisterschaft zu stehlen versuchte.
Die Spannung nicht mehr aushaltend, überbrückte ich am entscheidenden letzten Spieltag den Nachmittag vor der Sportschau mit einem Besuch des Gladbecker Freibades. Anders war die damalige Hitze, ja, auch in den 70er Jahren gab es schon Hitzewellen, nicht mehr auszuhalten. Kofferradio hatte ich dabei. Fürs Schwimmbecken blieb keine Zeit. Meine Borussia gewann ihr Auswärtsspiel in Frankfurt sensationell mit 4:1 durch Tore von Netzer (43.), Köppel (69.) und einen Doppelschlag von Heynckes (78., 81.) und verteidigte dadurch als erste Mannschaft überhaupt ihren Meistertitel.
Schon nach Köppels 2.1 packte ich meine Klamotten zusammen, um mit dem Fahrrad nachhause zu rasen, um den Beginn der Sportschau um keine Sekunde zu verpassen. Meine Geschwister (5 und 3 Jahre alt) musste ich in ihr Kinderzimmer einsperren, weil sie ständig um “Daktari” (ZDF) quengelten. Ich war 13, und Gewalt doch eine Lösung.
Aber Bielefeld? Kann ich mich nicht dran erinnern.
Obwohl: neulich bei RWE (= Viertligist) war eine Gastmannschaft, trainiert von RWE-Urgestein Uwe Neuhaus, die gab sich in der ersten Runde des DFB-Pokals 0:1 geschlagen. Für RWE eröffnete das die Chance, in einer zweiten Runde, dann vielleicht sogar mit erlaubten Zuschauer*inne*n, mit einem entsprechenden Los die Weiterexistenz des Viertligafussballs in der zweitgrössten Stadt NRWs zu retten. Mit Friedrich Küppersbusch bin ich da einer Meinung: das wäre ein schöner Zwischenschritt zu “RWE mittelfristig Bundesliga. Wir feiern bald 45 Jahre ‘Dieses Jahr klappt´s’ !
Dank Uwe Neuhaus und einem Verein, den es bestimmt gar nicht gibt. Wie erfunden die oben erwähnte Geschichte von Fritz Tietz sein muss, ist schon daran zu erkennen, dass das (vollständige!) Bilder-Sammelalbum von 1970/71 in seinem Text auf nur 50 € taxiert wurde. Völlig realitätsfremd. Ich würde es nicht unter 1.000 weggeben. Die mit der Jungle World zerstrittene Junge Welt weiss schon vor dem Start, wie die nächste Bundesligasaison ausgeht. Ich lese solche Tabellen immer von oben nach unten. Bis zu einem “Bielefeld” bin ich gar nicht gekommen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net