weiter unten: Achse Bonn-Wuppertal? / Riesen-Blinder-Fleck bei Lucke
Mein Namensvetter, der SonnebornMartin, ich wusste es schon immer, kann nicht nur lustig. Er ist auch ein grosser politischer Kopf. Durch eine Verlinkung der nachdenkseiten wurde ich darauf aufmerksam. Es geht um den kriegerisch wiederaufgeflammten Konflikt Armenien-Aserbaidschan. Denkende Köpfe sehen klar, dass es sich um eine Stellvertreter-Auseinandersetzung zwischen Russland und der Türkei handelt. Doch die Sache ist grösser. Reinhard Lauterbach/Junge Welt sieht eine geopolitische Dimension gegen Russland. Und Sonneborn kommt am Ende auf die deutsche Regierung und ihre geliebte Kanzlerin. Gut gemacht.
Bonn, schau’ nach Wuppertal
Schwarz-Grün in Wuppertal. Schublade zu. Das wäre ein grober Denkfehler eines denkbaren Grün-Rot-Rot in Bonn. Der gewählte Wuppertaler OB Uwe Schneidewind war 10 Jahre Präsident des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie, dessen Existenz während der rot-grünen NRW-Koalition bisweilen in meinem Landtagsbüro gesichert wurde. Die wissenschaftliche Kompetenz dieses Instituts wird beim Regieren um einiges mehr benötigt, als beim Opponieren. Ironischerweise wird Schneidewind hier vom oxiblog interviewt, dessen Macher*innen am ehesten dem emanzipatorischen, denkenden Teil der Linkspartei nahestehen. Lesenswert. Für mich wird hier eine strategische Vision fühlbar, die auch für Bonn geeignet ist: die CDU muss vor den klimapolitischen und ökologischen Knoten geschoben werden. Sie kann mitmachen. Oder nach rechts abbiegen, in ein urbanes Sektendasein. Ihre Entscheidung. Müssen die Grünen ihr nicht abnehmen.
Luckes Riesen-Blinder-Fleck
Von Albrecht von Luckes strategischer Intelligenz habe ich immer sehr viel gehalten. Heute kommen mir erste Zweifel. Steht ihm seine Adelsabkunft intellektuell im Weg? Seine Texte in seinen Blättern neigen immer zum Rundumschlag. Umso kritischer, wenn er wichtiges, strategisch-zentrales weglässt. Vergisst? Nicht so wichtig findet? Luckes Zuspitzung lautet: “So oder so befindet sich die Demokratie an einem Kipppunkt: entweder in Richtung einer demokratischen Lösung der Klimafrage oder in Richtung eines neuen, aber altbekannten Autoritarismus.” Das leitet er aus den Frontstellungen der Coronakrise ab, die er in ähnlicher Weise in den Klimakrisen-Konflikt münden sieht. Es fehlt die drohende ökonomische Postcorona-Krise, die in ihrem Ausmass die Weltwirtschaftskrise der 30er des vorigen Jahrhunderts mit seinen Faschismus-Folgen zu übertreffen droht. Und es übersieht die katastrophale soziale Schieflage, die in der Coronakrise noch penetranter vor aller Augen tritt, und erst den Nährboden bietet, für all das, was Lucke in ähnlicher Weise fürchtet, wie ich. Wer das ausblendet, wird schwere strategische Fehler begehen, Probleme nicht lösen, sondern zu einem Teil von ihnen.
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