Ich muss zugeben, dass meine Weltsicht aktuell durch die Lektüre der Epstein-Saga, ich habe bisher erst drei Teile geschafft, negativ und pessimistisch geprägt ist. Wladimir Kaminer, ein mir sympathischer Mann, sagte heute morgen “Ich glaube, eine sehr wichtige Säule des heutigen Regimes in Russland ist der Glaube, dass man alles mit Geld kaufen kann …” Das ist zweifellos ein Glaube, den das russische Regime nicht exklusiv hat. Schauen Sie sich nur die folgenden Kreaturen an.
Krieg
Da sind die Herren Erdogan und Aliyev, die Krieg führen lassen, und Menschen verheizen, um ihre eigene Macht zu retten. Moralische Aufregung wird nicht helfen, sie zu stoppen, sondern nur kühle Analyse der treibenden Interessen, wie sie Jürgen Gottschlich/taz vorbildlich vornimmt. Die von der deutschen Bundesregierung geführte EU hätte alle Mittel in der Hand, das verbrecherische Treiben zu stoppen. Stattdessen wird es von der Bundesregierung sogar gedeckt.
#metoo im SWR
Anne Fromm/taz ist zunächst zu ihrer Wahl als Belegschaftsvertreterin in den Vorstand der taz-Genossenschaft zu gratulieren. Sie glänzt mit einer Recherche über eine “alte” #metoo-Affäre im Südwestdeutschen Rundfunk (SWR), die dem Sender und seinen führenden Männern jetzt vor einem Arbeitsgericht auf die Füsse fällt. Die Sache zeigt, wie “lästig” solche “Geschichten” der verantwortlichen Männlichkeit sind – sie stören ihre Herrschaftskreise, weil das “haben wir immer so gemacht” nicht mehr funktioniert. Dieses Nichtfunktionieren fängt gerade erst an, und wir alle sind live dabei.
Sogar in der Kirche. Das bisweilen angenehm kritische DLF-Religionsmagazin “Tag für Tag” berichtete heute, wie die Aufklärung an der Church of England (Audio 3 min) und am Katholischen Bistum Mainz (Audio 7 min) nagt.
Wie es einst war, ein “einst”, als wäre es gestern gewesen, erzählt gegenwärtig eine der ersten bekennenden Lesben Hollywoods Anne Heche. Was sie erlebt hat, gibt es auch heute noch massenhaft. Dennoch ist es ein Gestern. Fegen wir es weg.
Update 10.10.: Herrenwitz
Beachten Sie zu diesem Thema die kleine Abhandlung von Georg Seesslen/taz.
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