Das Thema “Merkel-Rücktritt” ist schon wieder tot. Wolfgang Michal/Freitag war nicht der, der es zuerst aufgebracht hat. Obwohl seine Genoss*inn*en vielleicht (letzte) Hoffnungen damit verbunden haben. Die Überbringerquelle war der Spiegel, windig genug. Und politisch kommt der Trash von Friedrich Merz und seinen Freunden. Womit die ganze Idee ihren sicheren Tod bereits gefunden hat. Welche Erkenntnis bleibt dennoch aus diesem Vorgang?
Eine allgemeine Meta-These ist, dass sich alles immer mehr beschleunigt. Es bleibt keine Zeit für Reflektion und Diskurs. Wer zuviel nachdenkt, hat im Konkurrenzkampf schon verloren. Ich halte das für eine Milchmännerrechnung. Aber die “Mechanismen des Geschäfts”, wie es im Fussballentertainment heisst, sind so. In diesem Fall sehen wir also, dass der vorhersehbare Zerfall der “Volkspartei” CDU schneller voranschreitet, als es die schwärzesten Raben vorhersagen konnten.
Kunstverachtung
Torsten Körner/Medienkorrespondenz beschimpft, völlig zurecht, die ARD für ihren Umgang mit einer gelungenen Folge des Rostocker “Polizeiruf 110”. Er ist schon seit langem eine Perle dieser Reihe, und übertrifft jeden Durchschnitts-Tatort deutlich. Sehr viel hat das mit Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner in den Hauptrollen zu tun. Sarnau muss gegen eine missratene Storyline anspielen, die sie von einer taffen LKA-Beamtin zu einer verliebten Partnerin zwingt, weil ARD-Redaktionen glauben, das Publikum sei happyendsüchtig, und “sie” müssten “sich kriegen”. Wenn Sarnau das irgendwann satt hat, muss sie sich wahrscheinlich tragisch erschiessen lassen. Aber ich schweife ab.
Was Körner absolut richtig beklagt, ist die Publikums- und Kunstverachtung, die die ARD an ihrer prominentesten Programmstelle sonntagsabends allen präsentiert, die es nicht sehen wollen.
Denen fällt es garnicht mehr auf, dass sich dieses Symptom überall durchzieht. Nur, wer solche Karambolagen im Programm fabriziert, kann das für “Satire” halten, was ein sadistischer Ressortchef die Autorin Katja Thorwarth gezwungen hat zu gucken.
Tönnies gibt auf
Das scheint mir die wichtigste Nachricht des Tages, gemeldet von Reuters. In der Familie Tönnies in Rheda-Wiedenbrück, also bei Mohns nebenan, geht es zu wie in einer x-beliebigen deutschen Zeitungsverlegermilliardärsfamilie. Sie haben keine Lust mehr. Das Geschäft läuft mässig, ein Absaufen ist absehbar. Darum ist Eile geboten, es zu Barmitteln zu machen, bevor es nichts mehr dafür gibt. Und diese Barmittel dann harmonisch unter den zerstrittenen Familienmitgliedern aufzuteilen.
Dass die Kaufanwärter global aufgestellte Konzerne aus den Weltmächten dieser Welt sind, verrät, dass das nicht das Ende der grossindustriellen Massentierhaltung ist, sondern eher ihre harte Rationalisierung. Für die Tiere verheisst das keine Verbesserung, und für die Menschen, die in der Branche arbeiten müssen, erst recht nicht. Aber die Tönniesse, bestens befreundet mit Friedrich Merz, Carsten Linnemann und Freunden (s.o.), bringen ihre Milliarden an Land.
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