Beueler-Extradienst

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Bericht von der rheinischen Impffront

mit Update vormittags
Immer wenn es aussieht, es ginge nicht mehr doller, dann wird es es. So wenig, wie es ein Leben ohne Risiko gibt, gibt es einen Impfstoff ohne Nebenwirkungen. Dass der Körper nach einer Impfung (Neben-)Wirkung zeigt, ist ein gutes, kein schlechtes Zeichen. Nur ein toter Körper reagiert nicht auf diesen Eingriff von aussen. Dass bei neuerfundenen Stoffen Dinge passieren, die niemand voraussehen konnte, ist der Kern jeder experimentellen wissenschaftlichen Forschung. Bei einer Impfung sind wir alle Versuchskaninchen. Wer darum herumdruckst, oder gar darüber hinwegschwätzt, erhöht seine Glaubwürdigkeit nicht. Die meisten deutschen Politiker*innen sind diesbezüglich schon in eine tiefe, tiefe Grube gefallen. Verzweifelt versuchen sie darauf den Namen AstraZeneca zu kleben.
Das scheint vorläufig gelungen, ist aber ein Pyrrhus-Sieg. Jetzt gab es auch hier in der Nähe im Kreis Euskirchen einen traurigen Todesfall nach einer AstraZeneca-Impfung. Es gibt dieses Risiko. Es wurde von einem interviewten Wissenschaftler für die betroffenen U60-Frauen auf 1 : 60.000 beziffert, für Männer geringer. Ein interviewter Vorerkrankter wies darauf hin, dass die Medikamente, die er nehmen müsse, so viele Nebenwirkungen hätten, dass es auf die eine mehr oder weniger auch nicht mehr ankomme, hauptsache er könne weiterleben. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit Covid-19 anzustecken ist definitiv höher – und richtig, zum Glück nicht alle gehen davon tot. Ursula Wiedermann-Schmidt, Mitglied der deutschen wie der österreichischen Impfkommission bezifferte die Covid-19-Todeszahl in der AstraZeneca-Risikogruppe in Österreich, das halb so gross wie NRW ist, auf “5 bis 6 – in der Woche”! (Interview, ZIB2, 30.3., ORF/3sat). Im Österreich des Sebastian Kurz und einer schwarz-grünen Koalition bewegt sich die 7-Tage-Inzidenz zwischen 288 und 450 (Bonn gestern: 111).
Gierig nach Zahlen und Planungssicherheit werden Tabellen angefertigt: von Infektionszahlen und Impfstatistiken. NRW geführt von einem Kanzlerkandidatenkandidaten, ist beim Impfen unter 16 Bundesländern Letzter. Bonn ist innerhalb NRWs Erste. Dieses Bedürfnis nach Sicherheit ist eine pathologische Halluzination.
Lesen Sie, nur mal zum Vergleich, was gerade in Brasilien los ist. Das ist zwar weit weg, aber an die Globalisierung verdammt gut angeschlossen, mit zweieinhalbmal so vielen Menschen wie Deutschland. Dort mutiert das Virus bereits nach Herzenslust. Und wenn unsere Bundesregierung, die EU, die USA und “unsere” Pharmakonzerne (und der Gangster Bolsonaro) so weitermachen, dann ist, wenn wir eines Tages endlich “alle” geimpft sind, alles umsonst gewesen. Weil wir für neue Mutationen schon wieder neue Impfungen benötigen, und mit höherer Wahrscheinlichkeit als durch eine AstraZeneca-Impfung weitere Todesopfer beklagen müssen.
Ein einfaches 8-Minuten-Filmchen (3sat, nano) erklärt es Ihnen (gleich zu Beginn des verlinkten Videos). Es ist keine Frage von barmherziger Solidarität, sondern im eigenen Interesse, in der Virusbekämpfung international mit allen Regimes zu kooperieren. Sonst nützt es nichts. Imgrunde wie beim Klima.
Update vormittags: am Tag des maximalen Astrazeneca-Mediensturms meldet Bonn über 2.000 Impfungen. Die 50.000er-Marke ist übersprungen (52.465), bei den Zweitimpfungen die 20.000 erreicht.
Wie schnell und leicht die nächsten Viren bei der gegenwärtigen Wirtschaftsweise die Menschheit überkommen können, lesen Sie hier (Laura Eßlinger, DLF)

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

3 Kommentare

  1. Helmut Lorscheid

    Wie ich hörte, kann man sich als über 60zig jähriger nun mit Astrabistdutot oder wie das Zeug heißt, impfen lassen. Steinmeier hat das auch gemacht. Zu seiner Impfung wurde erklärt, dieser Stoff würde jetzt an über 60jährige verimpft. Also auf, zum impfen. Besser den Stoff im Arm statt demnächst ständig irgendwelche Stäbchen in er Nase…Was Steinmeier aushält, schaffe ich auch. Vielleicht gehts auch schief, das merkt Ihr ja dann, wenn ich nichts mehr schreibe, dann hats nicht so gut geklappt.

  2. Gernot G. Herrmann

    Lieber Helmut, lieber Martin,
    habe mich auch impfen lassen (am Ostersontag mit 4000 Kölnerinnen, super organisiert) und seit zwei Tagen keinerlei Nebenwirkungen. Bin ich schon durch oder muss ich noch zittern? Zweitimpfung ist am 27.06. Und dann – Party?

    • Martin Böttger

      Sicher ist, dass Du sterben musst. Die Frage ist nur: wann? Darum prophylaktisch auf jeden Fall Party, bevor es zu spät ist 😉

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