Der DFB als Vorbote der Laschet-Republik
Im nachfolgenden Text setze ich voraus, dass Armin Laschet Bundeskanzler wird, egal in welcher Koalition. Nicht wenige Mitmenschen, z.B. Extradienst-Autor Helmut Lorscheid oder Extradienst-Leser Peter Kramer, legen immer wieder grossen Wert auf ihre demonstrative Fussballignoranz. Ich kann und will sie keineswegs zwingen, morgen das EM-Finale zu glotzen. Aber unabhängig davon ist das ein politischer Fehler, den gewiss auch viele Grüne begehen. Denn der Fussball, sein gesellschaftliches und Medien-Umfeld ist ein aussergewöhnlich relevanter Marktplatz zum treffen politischer Absprachen – manche nennen sie auch Verschwörungen.
Darum ist die bevorstehende Absprache des DFB mit dem Emirat Qatar von besonderer politischer Bedeutung. Ökonomisch ist sie von der Vorahnung geleitet, dass es nicht mehr lange “so” weitergeht, und deswegen alles schnell noch mitgenommen werden muss, was als reife Frucht an den Kapitalbäumen hängt. Beim DFB geht es dabei unter Führung eines “Sozialdemokraten” so schmerzfrei zu, wie bei Laschets CDU mit der Klimapolitik. Schnell noch so viele Konzernsubventionen ernten, wie es geht, bevor das vom Bundesverfassungsgericht längst vorhergesehene Unwetter kommt.
Eine vergleichbare Schmerzfreiheit zeigt Laschet und sein Berater*innen*kreis mit einem bekannten Kardinal in einem sehr, sehr reichen und mächtigen katholischen Erzbistum. Sie kennen sich alle untereinander, weil sie als junge Männer den gleichen fundamentalistischen Sekten angehört haben. Dazu, so wie Laschet, weniger als nichts zu sagen, ist die beste Chance, damit nicht in Zusammenhang gebracht zu werden. Denn so schlechte PR-Arbeit wie der Woelki, das wollen sie sich nicht nachsagen lassen.
Das Unwetter kommt dann schneller als alle denken. Aber wen auf der Welt juckt noch Europa? Emire und Oligarchen, die nicht wissen, wie sie ihre Milliarden “sicher” anlegen sollen. Alle anderen gucken, was China als nächstes macht. Das ist nicht amüsiert, dass Europa und türkische Despoten sich um Uigur*inn*en in China sorgen, wg. “Einmischung in innere Angelegenheiten”. Während in Qatar Nepales*inn*en, ihrer Reisepässe beraubt, von den Baugerüsten fallen.
Ich habe immer noch nicht verstanden, wie jemand, die*der aus solchen Verbrechen gesogenes Profitkapital guten Gewissens bei sich einbuchen will und kann, dann die mächtigste Weltmacht der Welt über “Human Rights” belehren will. Mit dieser Begriffsstutzigkeit mag ich hierzulande in einer Minderheit sein, auf der Welt bin ich es nicht.
Ich will jedoch auch freimütig bekennen, Richtung Wolfram Elsner u.a.: ich verstehe mich nicht als “Sozialist”, eher als im US-amerikanischen Sinne Linksliberaler (was dort als weit radikaler angesehen wird, als hier), aber ich will weder in einem CDU/CSU- noch in einem KPCh-Überwachungsstaat leben, und werde mich die Zeit des Lebens, die mir als Rentner noch bleibt, dagegen wehren.
Dass der Scheuer bleiben will, könnte mich sogar dazu verleiten wahlzukämpfen. Aber wer sichert mir zu, dass der sich nach der Wahl einen anständigen Beruf suchen muss?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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