Hinweise zur Ökonomie des “James Bond”
Das Bonmot von der “oberen Mittelschicht” prägte einst ein gewisser Friedrich Merz, der Sarah Wagenknecht der CDU. Sehr unterhaltsam, aber jetzt nicht mein Thema. Es soll um Broccoli gehen, nicht das Gemüse, sondern die politische Ökonomie der Produktionsmaschine “James Bond”. Das jüngste Produkt dieser Fabrik, das sowieso schon zwischen Entertainment, Weltdiagnose, Ideologieproduktion schillert und glitzert, soll nun nicht weniger als ein ganzes Medium “retten”: das Kino.
Ich gestehe, ich habe mich noch von jedem “Bond” gut unterhalten gefühlt, bin aber nie Fan geworden. Das ganze Mediengewese darum langweilt mich nachhaltig. Mein Lieblings-Bond ist bis heute Sean Connery geblieben, wahrscheinlich, weil er so schön an “gute alte Zeit” erinnert, und noch nicht mit so viel Bedeutungsschwere von der Feuilletonindustrie überladen war. Aber vielleicht ist das auch schon eine nostalgische Schönfärbung meinerseits.
Möglicherweise gilt das auch für Gina Thomas’/FAZ-Geschichte über die Produzenten-Familie Broccoli. Frau Thomas ist Feuilleton-Korrespondentin im UK, meistens lesenswert. Diese Story war allerdings im Wirtschaftsteil platziert, zurecht. Eines Tages wird eine Erbengemeinschaft der Familie alles an Amazon verkaufen, so wie es schon Bob Dylan u.a. Stars getan haben. Nachkommen entwickeln sich anders, andere Interessen; die (Gross-)Eltern wollen sie versorgt wissen. Erst dann wird es spannend. Kann Amazon Bond? Verstehen sie den überhaupt? Dass sie die Familie Broccoli machen lassen, spricht dafür, dass sie sich das bemerkenswert selbstkritisch (noch) nicht selbst zutrauen. Weil es am Ende nicht ausschliesslich eine Frage des Produktionsetats ist.
Das hat Frau Thomas bemerkenswert beiläufig erklärt, und gilt für viele “Marken”, weit über was-mit-Medien hinaus.

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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