Spiegelbilder des real existierenden Kapitalismus
Wolfgang Storz/bruchstuecke.info macht einen wichtigen Punkt: “Trump” ist nicht tot. Er lebt nicht nur als Person weiter, sondern insbesondere als repräsentatives Symbol einer spezifischen, faschismusnahen Form kapitalistischer Herrschaft. Und die USA sind zwar der mächtigste und gefährlichste Staat, haben aber diese Gefährlichkeit nicht exklusiv. Das wird in diesen Tagen bemerkenswert offengelegt.
Extradienst-Leser*innen wissen mittlerweile, dass ich die Analysen von Alexander Dubowy/Berliner Zeitung sehr goutiere. Nicht weil wir ähnlicher politischer Meinung wären. Nach meinem Gefühl unterscheidet sich unsere Weltsicht stark. Aber seine Analysen von Prozessen innerhalb der herrschenden Klasse Russlands, für mich eine fremde Welt, sind ungewöhnlich differenziert und darum informativ. So auch “Die russische Elite und ihr Verhältnis zu Wladimir Putin: Lassen sie ihn fallen? – In den Nullerjahren ist Wladimir Putin groß geworden: dank der russischen Elite. Werden sie ihn jetzt sitzen lassen oder weitermachen? Eine Analyse.”
Es wird Ihnen nicht schwerfallen zu bemerken: die beherrschte russische Bevölkerung kommt in dieser Analyse als Subjekt nicht vor. Das steht für das Scheitern einer Entwicklung russischer Demokratie. Allenfalls urbane Oberschichten haben Einfluss – alle andern schweigen. Und wenn nicht, werden sie dazu genötigt. Die herrschende russische Klasse versuchte im ICE-Tempo die Westdemokratie abzukupfern und mit ihr in ökonomischer und Systemkonkurrenz bestehen zu können. Nun, in der massiven Krise, liegt offen, was für eine gesellschaftspolitische Katastrophe daraus geworden ist. Ich bleibe bei meiner – zugegeben steilen – These: was “wir” da sehen, ist ein zur Kenntlichkeit “verzerrendes” Spiegelbild.
Wie komm ich drauf?
Die skandalösen Symbolfotos des dienernden Robert Habeck vor den arabischen Feudalverbrechern werden jetzt ergänzt durch “den mächtigsten Mann der Welt” Joe Biden himself: er ist entschlossen Mohammed Bin Salman, dem Mörder Jamal Kashoggis und dem Völkermörder und Hungerfolterer im Jemen – wenn Sie so wollen in Handlungseinheit mit seinen Feinden, dem iranischen Mullahregime – seine Aufwartung zu machen.
Dieser Vorgang ist nicht taktisch, sondern strategisch. Er zeigt, dass das herrschende Establishment der US-Demokraten keine Alternative zum Trumpismus repräsentiert, sondern nur eine taktische Abwandlung des US-amerikanischen Exzeptionalismus (“America first”). “Wertegeleitete Aussenpolitik”? – Haben wir gelacht …
Das ist der tiefere Grund, warum Joe Biden keine Wahl mehr gewinnen wird. Wobei uns Europäer*inne*n auch klar sein muss: der Grund ist nicht die gering unterscheidbare Aussen-, sondern die unsoziale Innenpolitik, an der er scheitern wird.
Übrigens: Rupert Murdoch lebt noch. So lange das andauert, wird er noch jedem Präsidenten den – politische Metapher! – Hals umdrehen, der nicht macht, was er will. Wahlergebnisse (s. Australien) sind dem sowieso wurst.
Deutsches PS: wenn ich unter diesen Rahmenbedingungen deutsche TV-Trashshows glotzen würde, wie es Marcus Klöckner/nachdenkseiten getan hat, würde ich depressionskrank. Dann lieber mit klugen, charmanten Freundinnen in Köln sündigen, quatschen und mich von der Deutschen Bahn quälen lassen. Und wenn die Ulrike-Guérot-Klicks dadurch weiterzählen – dann ist eben nicht alles schlecht.
Trumpismus lebt? Mein Reden: Eine Gefahr für die vitalen Interessen Europas! Das Klagelied unserer physischen Rohstoffabhängigkeit von bösen Despoten: Es ist Moralin-vergiftet, wenn wir nun vor "unseren guten Despoten" den Bückling machen. Btw.: Wo bleibt unsere "geistige Rohstoffversorgung", wenn Trump aus dem politischen Grab aufsteigt und mit GAMAM-Monopolrechten westliche Werte und westliches Denken abmoderiert? Volksempfänger 4.0, ick hör Dir rauschen..