Beueler-Extradienst

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Gesammelte Ukraine-Expertise

mit Update nachmittags

Gen. a.D. Erich Vad

Ein Facebook-Kollege, Sebastian Christ, hat sich einmal die Mühe gemacht, die (Fehl-) Einschätzungen von BW-General a.D. Erich Vad zusammenzustellen. Hier Teil 1 der Ukraine-Expertise des „Experten“.

Was mir besondere Sorge macht ist, dass Vad langjähriger Merkel-Berater war.

Ich gehe davon aus, dass die Fakultäten für Neueste Geschichte in der Bundesrepublik demnächst mit vielen Doktor-Arbeiten zum Thema „Russland-Appeasement in der jüngeren deutschen Außenpolitik“ am Start sein werden. Da ist weiß Gott viel zu erforschen und aufzuarbeiten!

Sebastian Christ:

Aus Aktualitätsgründen kommt hier nun doch schon mein Erich-Vad-Medley mit dessen schlimmsten Fehleinschätzungen zum Krieg in der Ukraine.

Vorweg: Es ist eine Menge Arbeit, sich den gesamten Unsinn des früheren Beraters von Angela Merkel in Gänze noch einmal anzuhören und durchzulesen. Deswegen mache ich mehrere Folgen daraus. Wir starten heute mit Vad-Zitaten aus den Monaten Februar bis Mai 2022, jeweils mit Quellen belegt (sonst glaubt einem das ja niemand).

Die folgenden Inhalte können Spuren von Realsatire beinhalten. Film ab!

„Militärisch gesehen ist die Sache gelaufen. Und meine Bewertung ist, dass es nur um ein paar Tage gehen wird und nicht mehr.“ Erich Vad bei Maybrit Illner, 24.2.22

„Die militärstrategische Ausgangslage des ganzen Konfliktes war auch nicht so, dass man die Ukraine verteidigen kann, mit den Kräften, die die Ukraine eben auch hat – zahlenmäßig weit unterlegen gegenüber den russischen, auch bei den Waffensystemen weit unterlegen. Die Russen haben die Luftherrschaft, sie stoßen aus allen Himmelsrichtungen vor.“ Erich Vad bei n-tv, 25.2.22

„Ich denke mal, es ist nur eine Frage von Tagen oder ein paar Stunden, bis die Sache militärisch erledigt ist.“ Erich Vad, ebenfalls bei n-tv, 25.2.22

„Die Russen greifen aus der Krim heraus derzeit Richtung Odessa an. Ich denke, die Stadt wird auch in Kürze genommen werden.“ Erich Vad im Interview mit Marietta Slomka, ZDF Heute Journal, 1.3.22

„(Der russische Konvoi) steckt nicht fest. Man sieht daran, dass sich die Russen sehr sicher fühlen. Es gibt keine ukrainische Luftwaffe, die Ukrainer haben keine Möglichkeiten, dieses lächerlich wirkende Ziel auszuschalten. Sie (die Russen) lassen sich Zeit. Und ich denke mal, aus diesen Kolonnen heraus sind auch die Kräfte, die sie für den Kampf um Kyjiw brauchen.“ Erich Vad im ZDF-Morgenmagazin, 7.3.22 – wenige Tage, bevor der russische Konvoi in Richtung Kyjiw ausgeschaltet wurde.

„Diese urbanen Zentren in der Ostukraine sind alle eingeschlossen, auch der Nachschub wird da irgendwann nicht mehr reinkommen, sodass da perspektivisch keine Aussicht besteht, letztlich sich durchzusetzen. Rein militärisch betrachtet ist es für die Ukrainer sinnvoller, den militärischen Widerstand in den Westen der Ukraine zu ziehen.“ Erich Vad zum Kampf um Kharkiw, ZDF-Morgenmagazin, 7.3.22

„Die Russen marschieren jetzt aus mehreren Richtungen auf Kiew zu, vor allen Dingen aus Nordwesten und Osten, um diesen Ring um die Stadt zu schließen. Und es ist auch so, dass sie von Süden wahrscheinlich Richtung Kiew marschieren werden. Das Ziel ist tatsächlich, die Stadt einzuschließen und dann sozusagen austrocknen zu lassen.“ Erich Vad im Interview mit n-tv, 14.3.22 – als der russische Vormarsch auf Kyjiw längst zum Erliegen gekommen war.

„Diese ukrainische Offensive sehe ich ehrlich gesagt nicht. Einige kleinere Geländegewinne bei Kiew sind noch keine Gegenoffensive.“ Erich Vad am 25.3.22 im Interview mit dem Focus – wenige Tage, bevor die gesamte Nordfront der russischen Armee zusammengebrochen ist.

„Die Ukrainer selbst machen nur kleinere, begrenzte Gegenaktionen. Aber ich möchte nicht sagen, dass das richtig groß angelegte Gegenangriffe sind, die dann die operative Situation wirklich verändern. Das ist im Moment so die Situation. Die Russen haben schon das Heft des Handelns in der Hand, auch wenn das in den westlichen Medien anders dargestellt wird. Aber das ist einfach nicht so.“ Erich Vad im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, 3.4.22

Die Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine sei der „Weg in den Dritten Weltkrieg“. Erich Vad im Interview mit der dpa, 12.4.22 – kurz bevor Länder wie Polen, Tschechien und die Slowakei schwere Waffen lieferten, und der Dritte Weltkrieg trotzdem ausblieb.

„Mich stört es wenn deutsche Politiker von den Grünen militärische Lösungen als das ultimative Ziel darstellen. Das ist doch verrückt. Und das machen Politiker, die mit dem Militär nichts am Hut hatten, die von der Bundeswehr nicht wissen wollten, die den Militärdienst verweigert haben. Das geht doch nicht.“ Erich Vad bei Maybrit Illner, 21.4.22

„Ich glaube schon, dass einfach in der Ostukraine, in diesem offenen Gelände, die ukrainischen Verteidiger ihren infanteristischen Vorteil im urbanen Umfeld nicht voll ausspielen können und die Russen mit ihren mechanisierten Bataillonskampfgruppen weitgehend Erfolge erzielen werden. Das ist absehbar.“ Erich Vad am 22.4.22 im Interview mit n-tv – kurz vor der so genannten Frühjahrsoffensive der russischen Armee im Osten, die nach wenigen Wochen gescheitert war.

„Man läuft Gefahr, die Russen zu unterschätzen.“ Erich Vad im Interview mit der Weltwoche, 14.5.22

„Wenn man objektiv auf die militärische Lage schaut, dann ist das weit von dem entfernt, was teilweise von ukrainischer, auch von der offiziellen ukrainischen Seite behauptet wird – und was sehr oft auch in den Medien kolportiert wird. Die Russen haben schon in operativ-militärischer Hinsicht das Sagen.“ Erich Vad im Interview mit n-tv, 14.5.22.

„Nun, die ukrainischen Kämpfer laufen in der Ostukraine tatsächlich Gefahr, eingekesselt zu werden. Sie haben recht, da ist noch nicht ausgemacht, ob das gelingt. Die Russen gehen operativ inzwischen sehr langsam, breit gefächert, koordinierter vor, nicht mehr so in tief gestaffelten Kolonnen wie zu Beginn des Konfliktes. Aber unterm Strich haben sie die militärische Dominanz und die Lufthoheit im Raum. Und das muss man stärker beachten, auch wenn man an Waffenlieferungen denkt.“ Erich Vad im Interview mit n-tv, 14.5.22.

„Derzeit bestimmen die Russen, wo als nächstes zugeschlagen wird. Die einzige Chance der Ukrainer besteht darin, die Dauer des Konflikts zu verlängern, die Kosten für die Russen hochzutreiben und sie abzunutzen. Am Ende kann das zum Sieg führen. Oder sagen wir besser, dazu, nicht zu verlieren.“ Erich Vad im Interview mit n-tv, 14.5.22.

„Wenn man die Option, die Präsident Selenskyj angesprochen hat, die eines Gegenschlages zur Rückeroberung der eigenen Gebiete – militärisch-operativ ist das weit weg von der Realität.“ Erich Vad im Interview mit dem Deutschlandfunk, 21.5.22

„Ich rechne damit, dass (Russland) die restliche, strategisch wichtige Schwarzmeerküste samt Odessa einnehmen und eine Verbindung nach Transnistrien schaffen wird.“ Erich Vad im Interview mit der „Presse“, 27.5.22

Update nachmittags: das vollständige “Vad-Medley” hier bei uebermedien.

Mehr zum Autor hier.

Über Reinhard Olschanski / Gastautor:

Geboren 1960, Studium der Philosophie, Musik, Politik und Germanistik in Berlin, Frankfurt und Urbino (Italien). Promotion zum Dr. phil. bei Axel Honneth. Diverse Lehrtätigkeiten. Langjährige Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referent im Bundestag, im Landtag NRW und im Staatsministerium Baden-Württemberg. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Politik, Philosophie, Musik und Kultur. Mehr über und von Reinhard Olschanski finden sie auf seiner Homepage.

2 Kommentare

  1. Martin Böttger

    Womit bewiesen ist: Krieg ist ein akzeptables Mittel der Politik, bisweilen gefährlich, ein paar Tote, Verletzte, Traumatisierte, Flüchtlinge, Verluste an Meinungsfreiheit, Inhaftierung von Kriegsdienstverweigerern … aber doch mit Vorteilen für “uns” und “unsere Freunde” – und der Dritte Weltkrieg ist auch ausgeblieben.

  2. Peter Kramer

    Natürlich ist die Kritik an der militärischen Expertise von Erich Vad berechtigt, ich frage mich nur was daraus folgt.
    Die “Sportifizierung” des Krieges verbietet sich von selbst (Ätsch, ich habe mehr Ahnung von Militär als du).
    Da ist die Methode “hätte, hätte, Fahrradkette” schon hilfreicher.
    Also, hätten wir (“wir” hier im Sinne von: die europäische Friedensbewegung der 80er ff., dazu zähle ich mal viele Leser des Blogs) unseren politischen Einfluss besser umgesetzt, wäre die Konfliktlinie der Großmächte nicht um 1.500 km nach Osten gewandert.
    Stattdessen hätten wir optimalerweise in Zusammenarbeit mit den Reformern der Sowjetunion ein atomwaffenfreies Europa schaffen können. Haben wir aber nicht.
    So zu tun, als wäre dieses Versäumnis nur der östlichen Seite zuzuschreiben ist absurd. Wir im Westen haben uns jahrzehntelang nicht gegen unser eigenes Militärbündnis durchsetzen können/wollen.
    Natürlich freue ich mich für die Bevölkerung der westlichen Ukraine darüber, dass Putins Plan nicht vollständig aufgeht, wenn dann mit den Ukrainern im Süd-Osten (und allen “Moskowitern”) aufgeräumt wird, werde ich wieder verzweifeln.
    Mich hat dieser Krieg dazu gebracht mir nochmal die Großwetterlage vor dem 1. Weltkrieg vor Augen zu führen, auch damals war das Versagen der internationalen Arbeiterbewegung entscheidend und nicht die militärischen Details.

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