Chinas Ökonomie dank Immobilien: abwärts – Feminismus dank Fussball: aufwärts
Das (deutsche) Statistische Bundesamt verkündet für China 2022 ein Wirtschaftswachstum von 3%. Ob Sie solchen Angaben trauen, müssen Sie selbst entscheiden. Tatsache ist, dass deutsche Regierungsmitglieder nur davon träumen können. ähnliche Daten zu verkünden. Ich spitze es so zu: chinesische Elektroautos verkaufen sich eben besser als deutsche Verbrenner. Längst ringt China – an Europa vorbeiziehend – mit den USA um die Rolle der weltweiten Führungsmacht. Und darum wird es für uns alle gefährlich, wenn dort nicht nur ein Sack Reis sondern eine ganze Scheune umfällt.
Was da ökonomisch in die Luft fliegt, könnte ein ganzes Gehöft plus anliegendes Dorf zerstören. Und vieles mehr. Evergrande wird von Wikipedia als zweitgrösstes Immobilienunternehmen Chinas bezeichnet. Es geht derzeit in die Knie. Ob es umfällt? Die chinesische Regierung steuert dagegen, und auf den hysterischen Finanzmärkten scheint das gut anzukommen. Die haben sich aber seit langem vom wahren Leben abgekoppelt, und befeuern sich selbst mit Projektionen, Erwartungen und Hoffnungen.
2007 war es eine Hypothekenkrise in den USA, die – unter führender Beteiligung der “Deutschen Bank” – die Finanzkrise 2007/8 auslöste, und die Regierungen aller kapitalistischen Länder zu ruinösen Bankenrettungen nötigte – auf Kosten ihrer Bevölkerungen (“Griechenland-Krise”). Weiss China das zu verhindern? Schön wärs.
Evergrande habe ich von Anfang an nicht über den Weg getraut, sensibilisiert durch die Fussballpolitik. Ich habe diesen Konzern erst durch den Guangzhou Evergrande Taobao F.C. überhaupt wahrgenommen, was eine Auskunft über die globalen Brandingqualitäten des Fussballs ist. Die Strategie des Vereins erinnerte mich stark an die eines Fussballkonzerns im süddeutschen Raum, den ich seit 1965 hassen gelernt habe. In China ging alles schneller: der Aufstieg wie die platzende Blase.
Hoffen wir also, dass diese Explosion nicht um den ganzen Erdball zieht.
Der Fussball stärkt den globalen Feminismus
Es ist zwar nicht Absicht, sondern eher ein Versehen. Aber das Motiv ist egal. Entscheidend ist, was unten rauskommt. Und hier erweist es sich als strategischer Vorteil, dass reiche, alte, weisse Männer eher lernunwillig und doof sind, weil sie sich für unverwundbar und unbesiegbar halten. Wer “den Längsten” hat, ist mit sich und der Welt zufrieden. Es sei denn, einer hat “einen Längeren”. Luis Rubiales wird als Repräsentant dieser Spezies in die Geschichte eingehen. Seine Artgenossen haben es nun eilig, sich aus seiner Nähe zu entfernen. Dass seine Mutter das nicht gerecht findet, ist nachvollziehbar. Dass eine Mutter ihr Kind schützen will, ist liebenswert, und ich bin weit davon entfernt, Müttern Dinge in die Schuhe zu schieben, die ein Gesellschaftssystem verursacht. Aber auch Señora Rubiales könnte den einen oder anderen Fehler gemacht haben bei der Aufzucht dieser Brut.
Rubiales’ Artgenossen haben nun ziemlichen Stress – in ihrem Alter durchaus gesundheitsgefährdend – um so einiges in ihren Mafiastrukturen umzuorganisieren (es muss ja nicht alles so laufen wie in Bulgarien).
Politisch relevant an diesem Intrigantenstadl ist, dass dieser Diskurs buchstäblich um die Welt geht. Und die (betroffenen) Frauen sich mit Hilfe ihrer Gewerkschaft selbst zu Subjekten ermächtigen.
Selbst in den “schmutzigen” Nischen und Winkeln der Gesellschaft dringt die Sache ein: “Paulita Pappel über Pornografie: ‘Einvernehmen ist wie ein Muskel’ – Paulita Pappel ist feministische Porno-Produzentin und Buchautorin. Wie sieht ihre Version von einer sexpositiven Welt aus?” Wenn sie aus ihrer eigenen Berufspraxis ausführt “Das glaubt immer keiner, aber die Filmbranche erlebe ich als viel sexistischer als die Porno-Industrie.” – dann ist das spätestens seit Til Schweiger glaubwürdig, der Luis Rubiales der Filmproduktion. Zu ihm traten exakt die gleichen Männerreflexe auf, die jetzt wieder zu beobachten sind.
“Missy” in Not
La pelea continúa! Wenn Sie dazu beitragen wollen, helfen Sie dem Missy-Magazin. Deren Hoffnung auf bedrucktes Papier halte ich für riskant, und glaube, dass die Autorin meiner Gewerkschaft da realistischer ist. Aber das müssen sie und Sie selbst entscheiden.
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