Es ist nicht das des Deutschlandfunks, sondern mit Aladin El-Mafaalani

Über 99% der Jugendlichen hierzulande werden nicht wissen, wer Marcus Klöckner ist. Aber sie werden wissen, was er meint: Journalisten und Politiker: Weltanschaulich eng miteinander verbunden – Dunja Hayali erhielt kürzlich einen Ehrenreis von Markus Söder überreicht. Der bayerische Ministerpräsident nennt das »ein Statement und Zeichen des Respekts«. Über die Verquickung von Politik und Medien hat Marcus Klöckner in seinem Buch »Sabotierte Wirklichkeit« berichtet.”

Was dabei unten rauskommt, das hat kürzlich eine qualitative Studie untersucht, über die der Herr Welke/heute-show sich gestern gespielt aufregte, und die Thomas Pany/telepolis gründlicher als er gelesen hat: Nachrichtenmüde Jugendliche: Warum sie von den klassischen Medien nichts mehr wissen wollen – Das Leibniz-Institut für Medienforschung hat sich eine wichtige Parallelwelt genauer angeschaut. Es geht um Glaubwürdigkeit und Orientierung. Wie bange muss es den arrivierten Medien sein?”

Zu diesem Zusammenhang empfehle ich ergänzend Thomas Gesterkamp/bruchstuecke im Interview mit Steffen Mau: “Radikalisierte Ränder, keine Spaltung”. Das Interview hilft, anders als die meisten Mediendarstellungen, die Sackgasse binären Denkens zu vermeiden.

Doch das wichtigste Gespräch des Wochenendes führte Sabine am Orde/taz: “Soziologe El-Mafaalani über Integration: ‘Die Infrastruktur bröckelt’ – Aladin El-Mafaalani hat lange positiv auf die Integration in Deutschland geblickt. Nun sagt er: Wenn sich Bildungs- und Sozialpolitik nicht ändern, geht es bergab.”

El-Mafaalani ist privilegiert: er weiss mehr als Andere, wovon er redet. Was jedoch beide lesenswerten Interviews aussparen – warum nur? – ist die Klassenfrage, die implizit in den Auskünften der Interviewten durchaus enthalten ist. Frau am Orde bemüht ausgiebig das “Wir”, als wenn sie als schlichtbezahlte taz-Redakteurin schon selbst glaubt, oben auf der Suppe zu schwimmen. Deutsche Journalist*inn*en sind – s.o. Klöckner – vom wahren gesellschaftlichen Leben schon so weit weg und nicht im geringsten divers – dass sie ihnen gar nicht mehr einfällt.

Und das fällt mir als Liberalem auf. Als ehemaliges FDP-Mitglied war ich an der “Front” des Klassenkampfes. Der im öffentlichen Diskurs längst diskreditierte Neoliberalismus regiert in der Ökonomie mehr denn je. Und die in Berlin merken es nicht. Sie haben dafür keinen Begriff.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net