Das BSW fühlt sich von den Wahlumfragen misshandelt. Während das AfD-nahe Insa ihm tapfer weiter 5,5% zubilligt, bewegt es sich bei den anderen Marktforschungsunternehmen zwischen 3 und 4. Was als Medienprodukt startet, und sich nicht zu einer demokratischen Partei entwickeln will, kann schnell die Handlungsgewalt verlieren, und zu einem leicht zerstörbaren Luftballon werden. Und die damit verbundene Panik kann eine beschleunigende Selbstzerstörung auslösen.
Mir fiel in diesem Gelärme ein grundvernünftiger Text eines einstigen saarländischen Spezis des jahrzehntelang rassistisch operierenden Oskar Lafontaine auf. Oskar, das werden die Jüngeren nicht wissen, war bei der Demontage des Grundgesetz-Artikels 16, an die Roland Appel hier eben erinnert hat, Teil der “politischen Mitte”, und zwar als Stimmführer der SPD-geführten Länder im Bundesrat. Nur so war die verfassungsändernde Mehrheit möglich.
Als Lafontaine dann 1998 nach der gewonnenen Bundestagswahl Bundesfinanzminister wurde, ernannte er seinen saarländischen Spezi Heiner Flassbeck zu seinem Staatssekretär. Wikipedia dazu: “Er beriet den damaligen Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine bei dessen Vorhaben, gemeinsam mit dem französischen Finanzminister Dominique Strauss-Kahn eine keynesianische Finanz- und Währungspolitik auf europäischer Ebene zu etablieren sowie das Weltwährungssystem zu reformieren.” So weit kam es nicht. Die rechtsradikale britische Murdoch-Presse ernannte Lafontaine zum “gefährlichsten Mann Europas”, und Monsieur Strauss-Kahn stolperte später (2011) über einen vorgeworfenen Fall sexueller Gewalt in einem New Yorker Hotel. Der Fall wurde gerichtlich nicht aufgeklärt, “aussergerichtliche Einigung”. Aber ich will nicht abschweifen. 1999 trat Lafontaine als Bundesminister nach einem Zerwürfnis mit Bundeskanzler Schröder und dessen Chefintriganten Bodo Hombach (Kanzleramtschef) von allen Ämtern zurück und aus der SPD aus.
Heiner Flassbeck hat gestern bei overton einen Text publiziert, der zwar vorwiegend nicht menschenrechtlich sondern ökonomisch argumentiert, das aber aus meiner Sicht durch und durch grundvernünftig:
“Die Migration und die innereuropäischen Grenzen – Keinen Satz hat man in Deutschland in der vergangenen Woche öfter gehört als den, dass in Sachen Migration doch etwas geschehen müsse. Für viele Menschen und für eine ganze Reihe von Parteien folgt daraus, dass die Maßnahmen, die der Kanzlerkandidat Friedrich Merz vorgeschlagen hat, einschließlich der strikten Kontrolle der innereuropäischen Grenzen in den Katalog der Maßnahmen gehören, die einer deutschen Regierung zur Verfügung stehen. Das ist ein schwerwiegender Irrtum. Dieser Irrtum ist viel wichtiger als die Tatsache, dass der Antrag der CDU von der AfD unterstützt wurde. Die AfD ist ein Kind dieses fundamentalen deutschen Irrtums.”
Das Online-Magazin overton veranstaltet gelegentlich nichtrepräsentative Online-Leserumfragen, aus denen hervorgeht, dass eine Mehrheit beabsichtigt, BSW zu wählen (auf dem 2. Platz: AfD). Wie gesagt, nicht repräsentativ, und was die Leute klicken, müssen sie selber wissen. Ebenso wie Umfrager*innen wissen müssen, was sie wissen wollen.
Der Vernunft einzelner Autoren tut das zum Glück keinen Abbruch.
rassistisch operierenden Oskar….. geht es auch mit etwas weniger Fouror?
Ich habe sein Verhalten seinerzeit auch nicht gutieren können, muß aber aus heutiger Sicht schon Einräumen das es einen Unterschied zwischen Asylflucht und Wirtschaftsflucht gibt. Beides hat ja mitunter Ursachen in UNSERER Politik.
Okay, aber von einigen hier im Block wird ja auch penetrant das thematisieren von Braindrain als Fremdenfeindlichkeit interpretiert. Na, wer das für sein Seelenheil und geistigen Rettungsanker braucht, gegönnt.
Btw: das mit den Umfragenwürfeln ist ja nicht auf D beschränkt. Das gleiche hat man in F auch bei jeder sich passenden Gelegenheit praktiziert mit LFI.
In der Regel Differenzen von 4-8 %, also sooooo ganz abwegig ist dieser Gedanke nicht, das Prozedere war bisher hier in D noch nicht soo nötig da es in der Vergangenheit noch nicht so fundamental divergierende Strömungen gab die man partout mit allen Mitteln bekämpfen muß.
PS: DSKahn… vlll ist der ja auch dem DeeP State mit seiner Wünschelrute freudig (für den DState, (wohl nicht für die Betroffene) ) in die Falle gegangen ( nur so als Verschwörungstheoretischer Gedankengang)
Also DSK ( Dominique Strauss-Kahn). Ich kann nur meine Erinnerung wiedergeben, habe aber damals etwas mehr gelesen als die Boulevard-Schlagzeilen. Er war der favorisierte Kandidat der Sozialisten für die französische Präsidentschaftswahl 2012. In Meinungsumfragen führte er mit ca. 20% Vorsprung vor Amtsinhaber Sarkozy (der ab heute mit einer elektronischen Fußfessel rumläuft). Nach einem sexuellen Ereignis 2011 mit der Angestellten Diallo im New Yorker Hotel Sofitel wurde er wegen Vergewaltigung, sexueller Belästigung und Freiheitsberaubung angeklagt und zeitweise im Gefängnis von NY eingesperrt. Die Anklage ließ sich nicht aufrechterhalten, die Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Opfers waren zu stark. Strafrechtlich gesehen behielt DSK demnach eine reine Weste. Diallo führte jedoch einen zivilrechtlichen Prozess, der mit einem Vergleich beendet wurde.
Es gibt eine Vielzahl von Indizien, die darauf hindeuten, dass man DSK (damals Chef des IWF) im Sofitel eine Falle gestellt hat. Am deutlichsten waren die Aufnahmen der Videoüberwachung des Hotels. Sie zeigten zwei security Leute von Sofitel, die in Jubel ausbrachen, als sie auf den Kameras bemerkten, dass Diallo das Zimmer von DSK verließ. Sarkozy wurde mit bemerkenswerter Schnelligkeit unterrichtet.
DSK wurde in demütigender Weise festgenommmen und dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Am Ende stellte sich insbesondere der Vorwurf einer Gewaltanwendung als haltlos heraus.
Ich dachte, das wäre eigentlich ein Thema für einen Roman von Philip Roth. Dann merkte ich, dass es diesen Roman schon gab (“Der menschliche Makel”).
kleiner Nachtrag: auf meinem Briefwahlzettel ist relativ weit unten ein “Bündnis Deutschland” und direkt drunter “BSW” platziert.
Ein Schelm wer pösses dabei denkt 🙂