Die Kantine der Deutschen Welle (DW) ist in Bonn für ihre kulinarische Qualität bekannt. Veranstaltungen, bei der sie das Catering besorgt, werde gerne besucht. Eine gute Kantine ist eine gute Voraussetzung für ein gutes Betriebsklima. Aber offensichtlich nicht hinreichend. Die DW ist eine (sehr) grosse Arbeitgeberin in Bonn. Inkl. der “freien” Mitarbeiter*innen beschäftigt sie (rechnerisch, nicht alle wohnen hier) 1% der Bonner Bevölkerung. Fast jede*r Bonner*in kennt jemand, die*der da arbeitet. Ich auch.
Ich kenne die Einzelfälle nicht, die Peter Weissenburger/taz in seinem aufsehenerregenden Text beschreibt. Die Gesamtdarstellung des hierarchisch bestimmten schlechten Betriebsklimas werden von meinen persönlichen Quellen bestätigt. In vielem erinnern sie an die #metoo-Debatte im WDR.
Betrachte ich die Organisationsstruktur der DW, wäre jede bessere Darstellung und Nachricht auch eine grosse Überraschung. Die Deutsche Welle wird zwar von uns bezahlt, aber nicht per Haushaltsgebühr, sondern über das Steuernzahlen (von mir also z.B. z.Z. nicht). Ihre Aufsichtsgremien spiegeln den deutschen Korporatismus aus der Gründungszeit der BRD in den 50er Jahren, haben also mit der Welt der Gegenwart, da draussen in der real existierenden Gesellschaft, fast nichts mehr zu tun. Die Führungskräfte, die von solchen Gremien ausgewählt werden – Ausnahmen mag es geben – sind nicht nach Qualifikation, schon gar nicht nach solchen der Menschenführung, sondern nach vorgeblicher politischer Färbung und Proporz ausgewählt. Da wäre es ein achtes Weltwunder, wenn die Lage besser wäre, als von Weissenburger dargestellt.
Es wäre jedoch eine grobe Vereinfachung, solche Zustände einfach nur öffentlichen Medienunternehmen zuzuschreiben. Nach meiner Wahrnehmung treten Probleme von #metoo, Machtmissbrauch, erbarmungsloser Konkurrenz, Mobbing, Intransparenz und Willkür längst in (fast) jedem Unternehmen solcher (und kleinerer) Grösse auf. Es ist ein gesellschaftlicher Megatrend. Ursachen sind neben den grundsätzlichen Prinzipien des Kapitalismus auch in der Veränderung der Kommunikation zu suchen. Die meisten Menschen haben es kulturell noch nicht gelernt, adäquat mit den zahlreichen technischen und asozial wirkenden technischen Errungenschaften umzugehen. An vielen Stellen wirkt sich das aus wie Gift.
Es ist so ähnlich wie beim Alkohol. Wird er kulturell beherrscht, kann er eine berauschende Bereicherung sein. Übt er hingegen die Herrschaft über den Menschen aus, bringt er ihn um.
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