#metoo wälzt die Gesellschaft um – zum Guten
Ob es eine gute Idee der WDR-Programmdirektion war, die Schimanski-Tatort-Wiederholungen auf Mitternacht zu verschieben, kann angezweifelt werden. Die gestrige Folge “Kielwasser” hatte mit 8,6% immer noch einen höheren Marktanteil, als das Hauptabendprogramm des WDR-TV (rund 7%). Schimmi werden jüngere Tatortwiederholungen vorgeschaltet, weil die Yuppies in den WDR-Büros glauben, bei Schimmi funktionierten die heutigen “Sehgewohnheiten” nicht mehr. So sah ich gestern beiläufig einen Köln-Tatort von 1997. Der hatte – zufällig – eine mehrfache besondere Bedeutung.
In ihm spielte Nina Petri eine bedeutende Rolle als verkrachte Lebensgefährtin des Mörders. Neben ihrer Darstellungskunst ist Petri in weiterer Hinsicht besonders: als eine der wenigen sich namentlich bekennenden #metoo-Opfer von Gebhard Henke, der ein Jahr nach der Produktion dieses Tatorts zum Fernsehspielchef des WDR befördert wurde. Ich begann seinerzeit nichtsahnend meine Amtszeit als stellvertretendes WDR-Rundfunkratsmitglied. Obwohl: “nichtsahnend” ist falsch formuliert, nichtwissend ist treffender. Eine Ahnung von den Machtverhältnissen der Geschlechter in dieser Branche hatte ich sehr wohl, und Karin Knöbelspies, deren Vertreter ich damals war, sowieso.
Dieser Erinnerungseindruck von vor jetzt genau 23 Jahren verbindet sich heute mit revolutionärem Fortschritt im deutschen (Sport-)Vereinswesen. Noch später als in der Katholischen Kirche, von der immer alle glauben, sie werde als Letzte vom gesellschaftlichen Fortschritt erreicht, beginnt der deutsche Sport in seinen eigenen Reihen den Unrat an Gewalt und sexuellem Missbrauch aufzuräumen.
Es ist gut, dass das endlich geschieht, und den mutigen Opfern zu verdanken, die sich trauen darüber öffentlich zu sprechen. Held*inn*en unserer Zeit. Ich glaube, es war sicher auch eine öffentliche Frau wie Nina Petri, die ihnen Mut dafür gemacht hat.
Männer, das geht gerade erst los!
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