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Privatmann Trump

Donald Trump ist ein unangenehmer Zeitgenosse. Dass ihn viele unerträglich finden, scheint ihm nichts auszumachen. Er versteckt sich nicht hinter einem Image. Er blieb auch im Amt des Präsidenten er selbst: ein Lügner.

Lug und Trug

Er zelebriert diesen Charakterdefekt, als handele es sich um eine Tugend. Er verbiegt die Wirklichkeit. Die Wahrheit erklärt er zur Lüge, die Lüge zur Wahrheit. Alles, was er tut, verdunkeln seine Lügen.

Deren Wirkung schwindet seit seiner Abwahl rapide. Verzweifelt versucht er, seine Wahlniederlage zu einem Sieg umzudeuten. Es gelingt ihm nicht. Er bestreitet sie zwar. Dennoch zollt er ihr Tribut. Sie zwingt ihn ins Privatleben zurück. Dort wird rechtswidriges Verhalten juristisch verfolgt. Trump sorgt für diesen Fall vor.

Die Erfahrung lehrt: Wo Lug ist, da ist Trug nicht weit. Um sich vor der Justiz zu schützen, amnestiert er nun seine Vertrauten: jene, die in seinen Diensten straffällig, verurteilt und eingesperrt wurden, und jene, die befürchten, demnächst bestraft zu werden. Er setzt darauf, dass sie ihn nun nicht mehr belasten werden.

Die Justiz wartet

So nützlich Trump die Amnestien erscheinen: Sie haben für ihn eine ärgerliche Nebenwirkung. Sie bezeugen, dass er und seine Clique es mit Recht und Gesetz nicht so genau nahmen. Trumps Not scheint so groß, dass er dieses indirekte Eingeständnis von Vergehen und Verfehlungen in Kauf nimmt.

Er hat offenbar triftige Gründe, den Auszug aus dem Weißen Haus zu fürchten. Sobald sich dessen Tor hinter ihm schließt, beginnt die Wirklichkeit, die Trump so emsig verbog, sich zu begradigen. Seine Anhänger und Gegner werden erleben, wie die Wahrheit immer mehr Platz greift gegen seine Lügen.

Trump schmerzt der Machtverlust. Der Schmerz kann sich noch steigern. Es heißt, die Justiz, die Finanzbehörden und seine Gläubiger warteten schon darauf, dass er Privatmann wird. Ob und wie sie ihn dann behandeln, werden viele Menschen in aller Welt mit großem Interesse verfolgen, besonders aufmerksam wohl die autokratischen Regierungschefs und ihre Opponenten.

Über Ulrich Horn (Gastautor):

Begonnen hat Ulrich Horn in den 70er Jahren als freier Mitarbeiter in verschiedenen Lokalredaktionen des Ruhrgebiets. Von 1989 bis 2003 war er als Landeskorrespondent der WAZ in Düsseldorf. Bis 2008 war er dann als politischer Reporter in der Essener WAZ-Zentralredaktion tätig. Dort hat er schon in den 80er Jahren als Redakteur für Innenpolitik gearbeitet. 2009 ist er aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden. Seine Beiträge im Extradienst sind Crossposts aus seinem Blog "Post von Horn". Wir bedanken uns für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe an dieser Stelle.

Ein Kommentar

  1. Martin Böttger

    Einen “rationalen” Hinweis zur Erklärung des “verrückten” Trump gibt es hier:
    https://www.fr.de/politik/donald-trump-us-dollar-millionen-praesident-usa-wahlkampf-jared-kushner-us-wahl-2020-90146519.html
    Ich liess mir von Michael Kleff (z.Z. NYC) bestätigen, dass das dort so ähnlich gesehen wird.

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