Den Deutschlandfunk höre ich nicht, um mich informieren zu “lassen”, sondern um mich zu informieren. Was haben sich die Spin-Doktoren in Berlin jetzt wieder ausgedacht, dass es dieser Sender morgens früh zuverlässig an mein Ohr transportiert? Heute ist es bei mir – und nicht bei mir alleine – der Gedanke: die nächsten Kriege sollen vorbereitet werden.
Die Unruhe in der politischen Klasse wächst. Immer mehr gerät ihr aus der Kontrolle. Nicht nur die Flüchtlinge, die es nach Mitteleuropa schaffen, sondern auch das “eigene” Volk: rechtsextremistisch ausrastend einerseits, öffentlich und untergründig solidarisch mit ihren Mitmenschen auf der anderen Seite. Doch keine Seite glaubt ihnen mehr irgendwas.
Wenn die Bundeskanzlerin intelligent auf der Stimmung der Mehrheit zu surfen versucht, dreht sie sich um und sieht: ihre Leute in Berlin und Bayern folgen nicht mehr ihrem Kommando. Sie laufen mit Panik in den Augen wild durcheinander, versuchen sich an den alten hergebrachten Ressentiments festzuhalten, mit deren Rückenwind sie schliesslich einst gewählt worden sind.
Ich habe schon vor einigen Jahren geschrieben, wie sich dieses Personal, das wir uns zu vertreten gewählt haben, an der Basis rekrutiert. Es ist das Gegenteil von Bestenauslese.
Was jetzt dabei herauskommt, kann Angst machen. Die Herrscher des Westens wollen in Syrien und Afghanistan, gerne mit den Russen aber zur Not auch gegen sie, die Macht jetzt selbst an sich reissen, um dort Lager einzurichten und zu verwalten, die die zivilen Kriegsopfer daran hindern sollen, es bis zu uns zu schaffen.
Abgesehen davon, dass selbst das ihnen nicht gelingen wird, macht es doch Angst, weil es die Dinge radikal verschlimmern wird. Es gibt in der herrschenden Klasse unserer Länder eine standhafte Weigerung aus Erfahrungen zu lernen. Nun gut, es sind ja nicht die Erfahrungen der Berliner, Londoner und Pariser Politiker. Die Erfahrungen haben die Flüchtlinge gemacht, die Erfahrungen machen die Eltern, die ihre Kinder beerdigen oder mindestens mit einer Traumatherapie versorgen müssen, die EntwicklungshelferInnen, die sich für nix und wieder nix den Arsch aufreissen müssen, weil Militär und Krieg kleine Erfolge schnell wieder zunichte machen.
Zu den Erfahrungen, die sie, die Herrschenden und ihre Ausführer, nicht lernen wollen, diese Lernunwilligkeit muss man sich auch erst mal leisten können, gehört, dass Kriege – von wegen “Mission accomplished” – in der Regel mittel- und langfristig ganz anders ausgehen, als gedacht. Am Beispiel der USA hat das Hannes Stein in einem lesens- und hörenswerten Radioessay beschrieben..
Ich mag Tomas Konicz’ apokalyptischen Ton nicht, aber zum Erkennen dieser Prozesse hilft er weiter. Ich weiss, dass auch die amtlichen Thinktanks sich größte Mühe geben, der Regierungsbürokratie und dem Parlament Dinge zu erklären. Doch es scheint nicht genug zu helfen. Wir dürfen ihnen die Politik nicht mehr überlassen. Wir müssen, wie es viele Millionen schon tun, selbst handeln.
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