Zu den politischen Auseinandersetzungen im US-Sport gab ich hier schon Hinweise. Die weissen Männer im europäischen Sport habens auch nicht leicht.
Im Fußballbusiness Europas gibt es ein besonders grosses Problem: die Fans. Die sind nun wirklich ein Problem bei der Renditeoptimierung. In England, dem Paradies aller DFL-Manager, haben sie wenigstens schon mal alle Stehplätze abgeschafft. Beim Gastspiel des FC Köln bei Arsenal London staunten die kölschen Gäste, dass es ihnen im Stadion spielend gelang, die Stimmung zu dominieren (obwohl es auf dem Rasen genau andersherum war). Es gab sogar Beschwerden von englischen Tribünengästen über extrovertierte Kölner Gästefans – also eher so, wie in einem Restaurant. Fans sind eindeutig Bekloppte, wie es dieses DLF-Feature letzten Sonntag deutlich machte. Es gibt sogar acht Gladbach-Fanclubs in Köln, Leute wie ich.
Ein ähnlich schwerer Fall sind die “Sechzger”-Fans in München: unverbesserlich haben sie den deutschen Meister von 1966 in die vierte Liga ruiniert, da, wo der Fußball noch uns gehört. Ein klarer Beweis, dass Fans in den Ruin führen.
Schwarze Frauen bringen nun den gerade so super gewinnträchtigen britischen Fußball ins Wanken. Gerade mit dem Scheffeln unbegrenzt fliessenden internationalen Kapitals beschäftigt, kommen nun die Damen um die Ecke und sagen, dass das alles Rassisten seien. Wissen die Ladys denn nicht, wie sie sich in Gefahr begeben? Vielleicht sind sie übermütig, weil sie in Britannien, anders als im lange so weissdominierten Deutschland, schon lange zum alltäglichen Strassenbild gehören, und ausser “Inspektor Barnaby“, und da auch nur die alten Staffeln, alle britischen Krimiserien und Medien jetzt gegendert und diversifiziert sind.
Heute bekennen alle weissen Funktionäre, die in der Öffentlichkeit stehen, voreilig “ich bin kein Rassist”. Womit sie bereits beweisen: sie haben es nicht verstanden. Rassismus entsteht und verschwindet nicht durch individuellen Beschluss. Ich hör’ jetzt auf – oder: ich fang jetzt an. Er entsteht sozial, nicht im wertenden sondern im analytischen Sinn dieses Wortes, in der Gesellschaft, von der Mrs. Thatcher einst behauptete, es gebe sie nicht. Rassismus ist strukturell, er wird gesteigert oder verringert durch Gruppen- und Kommunikationsprozesse. Prozessdenken: Du bist nicht, Du wirst!
Könnte sein, dass das neueste Buch von Uwe Timm darüber Aufschluss gibt. Er ist ein intellektueller Schriftsteller im besten Sinne, der sich schon seit Jahrzehnten mit diesem Thema auseinandersetzt. In früheren Jahrzehnten hat er die westdeutsche Anti-Apartheid-Bewegung in München aktiv und kontinuierlich unterstützt. In seinem aktuellen Sujet “Ikarien” berührt er die Tatsache, dass auch relevante Teile der Linken immer auf Rassismus-Trips waren: als Element der Weltverbesserung die “Verbesserung” des Menschen. Ein allzu bekanntes sozialdemokratisches Motiv, das z.B. bei Hartz IV wiederzuentdecken ist, bei der Begeisterung für den technischen Fortschritt, einst der Atom-, heute der Gentechnologie. Nach dem Motto, dass eine Technologie doch immer “neutral” sei, und entscheidend “wer” sie beherrscht – also, wenn ich es bin, ist doch alles gut. Das Problem: Du kennst Dich nicht gut genug!
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