Zur Spekulation um OB Katja Dörner
mit Update nachmittags
Das hat nahegelegen. Dass Lisa Inhoffen/General-Anzeiger Gerüchte aufgreift, und damit mitverbreitet. Das erhöht alle: unsere Oberbürgermeisterin, unsere Stadt und ihre lokale Monopolzeitung. Katja Dörner hat als Bundestagsabgeordnete (2009-20) in der Grünen Bundestagsfraktion nicht nur als stellv. Vorsitzende die interne “Friedensrichterin” gegeben, sondern fachlich exakt die Ressorts betreut, die jetzt in der Bundesregierung neu zu besetzen sind. Aber sie ist nicht dumm (= karrieregeil) genug, sich ins Berliner Haifischbecken schubsen zu lassen. Das wäre kein gutes Leben.
Wir haben uns zwar jetzt schon länger nicht mehr persönlich getroffen, so dass ich hier nichts Gegenwärtiges ausplaudern kann. Ich weiss aber, dass die Oberbürgermeisterin einen schnell heranwachsenden Sohn und einen aussergewöhnlich politischen und sympathischen Gatten auf dem Paarungsmarkt ergattert hat: Till Winkelmann, Vorstandsmitglied bei “Ausbildung statt Abschiebung”, und, zu einer anderen Zeit als ich, politisch in den Jungdemokraten aufgewachsen. In den 11 Berliner Jahren hat Dörner die Problematik einer Fernbeziehung hautnah kennen gelernt. Es ist eher ein Wunder, wenn eine Familie und eine Liebesbeziehung sowas aushält. Ein grausames Gegenstück war vor einiger Zeit im Kino und in der Glotze: “der schöne Leo”.
Die Katja Dörner, die ich kenne, pflegt keinen “evangelischen” Lebensstil, sondern strebt nach dem schönen Leben. Als Politikerin für alle, also schlüssigerweise auch für sich selbst. Das steht im Widerspruch zu einem Bundesministerinnenleben in Berlin. Bundesministerin Svenja Schulze (BMZ, aus Münster) hat eine ähnliche politische und private Einstellung zum Leben, auch einen ähnlichen Gatten, aber keine Kinderpflichten. So macht es jede, wie es am besten für sie selbst – und für uns – ist.
Zu Dörners Entscheidung und klarer Linie gehört ein gerütteltes Mass an Ich-Stärke. Das ist es, was sie für ihre Gegner*innen gefährlich macht. Man kann ihr einfach kein “Angebot machen, das sie nicht ablehnen kann”. Nicht viele Städte habe so viel Glück bei der Wahl ihrer Spitze.
2006 schauten wir zahlreiche WM-Spiele zusammen. “Sommermärchen”, es war tatsächlich eine tolle Fetenatmoshäre in der sommerlichen Stadt. Katja und Till sind politische Fussballfans (Werder Bremen). Beim Finale hatten wir eine ernste Meinungsverschiedenheit. In der überfüllten Nordstadtszenekneipe “Lichtblick” war ich der einzige Gast weit und breit, der den Kopfstoss von Zinedine Zidane gegen Marco Materazzi unsportlich und den Platzverweis sowie den Sieg Italiens berechtigt fand. Wir stimmen aber zweifellos darüber überein, dass Zizou der grössere Fussballer war. Und ist. Ich bitte mögliche Leser*innen aus Katjas Umgebung, ihr den unter diesem Link stehenden taz-Text in die Pressemappe zu legen. Es wird ihr den Tag verschönern.
Update nachmittags: die Grünen haben im Laufe des Tages die Bundestagsabgeordnete Lisa Paus als neue Ministerin nominiert. Der DLF verbreitet schon seit Stunden unkorrigiert, dass sie “aus Nordrhein-Westfalen” stamme. Nicht falsch, aber irreführend. Seit 1988 ist Paus Berlinerin, also die grössere Zahl (34) ihrer Lebensjahre. Dennoch hat sie, u.a. im Wirecard-Untersuchungsausschuss, gute Arbeit geleistet. Nicht alle Berliner*innen sind bekloppt.
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