Union Busting — Discounter verliert seine Kündigungklage gegen Betriebsrat im Lidl-Lager Herne – eine neue Geschichte über ein “Klima der Angst”

Selbst für den oft kritisierten Discount-Riesen Lidl war es vor Jahren harter Tobak, als “Rabauke des Lebensmitteleinzelhandels” bezeichnet zu werden. Seitdem ist einige Zeit ins Land gegangen und nach einer starken Welle öffentlichen Drucks, an der ver.di mit ihrem “Schwarz-Buch Lidl” und vielen Aktivitäten im Rahmen einer Kampagne maßgeblich beteiligt war, ging es in den Filialen und Lagerbereichen beim Umgang mit den Beschäftigten merklich zivilisierter zu. Von einem “Klima der Angst” war lange nichts zu hören, doch das hat sich wieder geändert. Lidl geht aktiv gegen Gewerkschafter vor.

Zum Beispiel im Lidl-Lager Herne. Es ist eines von 39 Verteilzentren, in denen es gerade einmal vier Betriebsräte gibt. Vor drei Jahren wurde ein neuer Betriebsleiter eingesetzt, der von Anfang an seine Abneigung gegen Betriebsräte und Gewerkschaften deutlich machte. Der seit über 20 Jahren dort beschäftigte Ferhat A., damals noch Betriebsratsvorsitzender, bekam das ebenso zu spüren wie einige seiner Mitstreiter. Sie wurden mit Klagen und Kündigungen überzogen. Vorgesetzten gelang es, Teile der Belegschaft gegen die Kollegen aufzubringen, die zuvor viele Verbesserungen durchgesetzt hatten. Betriebsversammlungen wurden massiv gestört und man versuchte lautstark, den Gewerkschaftsvertreter Azad Tarhan am Reden zu hindern.

Haltlose Begründungen

Trotz aller Anfeindungen wollen sich die ver.di-Aktiven nicht kleinkriegen lassen und ein aktuelles Urteil des Landesarbeitsgerichts Hamm gibt ihnen Recht. Es entschied, dass die Kündigung von Ferhat A. jeglicher Grundlage entbehrte. Keine einzige Begründung des Arbeitgebers – unter anderem sollen Beschäftigte sowie Vorgesetzte beschimpft und beleidigt worden sein – wäre haltbar. Auch eine Revision hat das Gericht ausgeschlossen.

“Das bestätigt unsere Sicht auf die Vorgänge im Lidl-Lager”, sagt ver.di-Mann Tarhan zum dortigen “Union Busting”. Gegen diese gezielte Bekämpfung von Mitbestimmung und gewerkschaftlicher Organisierung hat er eine Petition bei “We act!” gestartet, für die bereits fast 6.000 Unterschriften ausgewiesen sind. “Beschwerden, Abmahnungen und Kündigungen gegen Betriebsratsmitglieder oder Versetzungen in unliebsame Schichten oder Abteilungen dienen einzig dem Zweck, die Kolleginnen und Kollegen mürbe zu machen.” Dass die Kündigung jetzt für null und nichtig erklärt wurde, sieht er als großen Erfolg. Gleichzeitig warnt er aber vor neuen schrägen Schachzügen des Arbeitgebers Lidl gegen seine Kritiker.

Dieser Beitrag ist eine Übernahme von ver.di-publik, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

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