Empowerment für Demokrat*inn*en aller Farben und Geschlechter
Das war ein gutes Wochenende. Zu danken ist das globalen gesellschaftlichen Tiefenströmungen und den USA. Für ersteres ist vor allem der Fridays-For-Future-Bewegung zu danken, die wichtige ermutigende und gesellschaftsklimatische Grundlagen geschaffen hat. So ist es dann nicht mehr überraschend, dass die Black-Lives-Matter-Bewegung sich mit grosser Geschwindigkeit über den Atlantik hinweg ausgebreitet hat.
Damit hatten am vergangenen Wochenende hier In Deutschland wohl weder die Anmelder*innen von Solidaritätsaktionen noch die Behörden gerechnet. Es ist ein altes Leiden fortschrittlicher Kräfte hierzulande, dass sie ihre Möglichkeiten und Chancen, gesellschaftliche Wirkungsmacht zu entfalten, unterschätzen. Und damit auch die Verantwortungslast, die sich daraus ergibt, und die viele Sektierer*inn*en so gerne vermeiden würden.
Regelrecht zählbare Fortschritte haben die Schwarzen in Deutschland erzielt. Endlich sind sie als politische Subjekte sichtbar. So einen Impuls hatte schon Barack Obama bei seiner TV-Rede 2013 in Berlin gesetzt – so viele hoffnungsvolle, optimistische Gesichter. Viele haben schon damals scheinbar objektiv eingewandt: alles Illusionen. Das ist jedoch nur die neunmalkluge Analyse politischer Oberflächen. Mittel- und langfristig entscheidend ist, wenn zusätzliche Kräfte und Menschengruppen sich selbst ermächtigen, emanzipatorisch aktiv zu werden, politisch und in ihrem eigenen Alltagsumfeld.
Kaum zu überschätzen war schon der Impuls, den die #metoo-Bewegung für junge Frauen gesetzt hat. Hier geht es nicht nur um Gerichtsurteile gegen Vergewaltiger, es geht vor allem um im Alltag wirksame Neuaushandlung der Geschlechterverhältnisse. Wer Augen hat zu sehen, und Ohren zum hören, kann das überall wahrnehmen. Junge Frauen lassen sich immer weniger einschüchtern und setzen sich ihre Ziele immer selbstbewusster. Viele von ihnen haben diese Stärken in der aussergewöhnlich frauen- und mädchenstarken Fridays-For-Future-Bewegung ausgebildet. Und bringen sie auch in anderen gesellschaftlichen und politischen Feldern, in denen sie sich bewegen, zur Anwendung.
Eine ähnlichen Effekt bewirkt die Black-Lives-Matter-Bewegung bei Schwarzen, und darüber hinaus bei allen, die nicht weiss, alt und männlich sind. Allen, die also so sind, wie ich es auch selbst bin, möchte ich tröstend und ermunternd zurufen: auch unser Leben wird dadurch besser als zuvor. Die intensivsten politischen Lehren für mein politisches Leben, und die wichtigsten persönlichen Bindungen hatte ich persönlich z.B. alle hier gewonnen. Nutzen auch Sie solche Chancen, zu Ihrem eigenen Besten, und für die demokratische Immunabwehr der Gesellschaft, in der wir hier zusammenleben.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net