Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: LMd

Sachdienlich II

Joseph Vogl / Timo Rieg / Thomas Frank / Volker Perthes u.a.
“Der Mensch zerstört die Umwelt nicht” – mit dieser gelungenen weil aufreizenden Überschrift hat Jakob Augstein/Freitag sein Interview mit Joseph Vogl überschrieben. Die Jungs entdecken in ihrem Gespräch eine “Bedingung der Möglichkeit der Erschaffung von Solidarmilieus.” Ich wüsste nichts, was derzeit wichtiger wäre.
Bei telepolis ist der 5. Teil von Timo Riegs Reihe “Medienkritik zum Corona-Journalismus” online gegangen. Weiterlesen

Pandemiezentren Iran Indien

Mein ehemaliger Mitbewohner und Extradienst-Autor Ali Mahdjoubi hat, wenn meine Erinnerung noch korrekt ist, fünf ältere Brüder. Die haben Medizin studiert. Nur Ali wich ab: er studierte Hydrogeologie in Baku, damals noch UdSSR. Alle flohen vor dem Mullahregime nach Europa. Alis Brüder stärken jetzt das Gesundheitssystem Deutschlands und Europas. Er selbst stärkt die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth durch seine vielsprachige Mitarbeit.
Sie alle fehlen jetzt dem Iran, in dem sich – schon vor dem Pandemie-Ausbruch – seit Jahren eine Gesundheitskatastrophe abspielt, Weiterlesen

Indien / Smart Cities / Polizeidatenbanken / Genschere

Letzten Freitag erschien die deutsche Ausgabe der LeMonde diplomatique. Online frei zugänglich sind folgende interessante Texte:
Christophe Jeffrelot: Indien im Griff der Hindu-Nationalisten; dazu gibts auch einen Text in den Blättern: L.K Sharma: Indien: Die Wahl der Angst. Beiden Texten ist gemeinsam, dass sie analytisch informativ sind, aber strategisch hilflos bleiben. Indien ist ein radikal vielfältiges Riesenland, an Einwohner*innen*zahl das grösste der Welt. Aber kein deutschsprachiges Medium scheint Kenntnis von Weiterlesen

Europa-Inszenierungen

Billiges verbirgt Relevantes
Hoffentlich bringt das Sommerloch noch Abwechslung. Das, was uns die deutsche Parteipolitik als “Europa” inszeniert, schürt extremen Widerwillen und Langeweile, Sehnsucht nach Eskapismus (Frauen-WM endet Sonntag). Was bin ich froh, gestern gar nicht erst zu “Illner” gezappt zu haben. Hans Hütt/FAZ hat sich die Arbeit gemacht zu übermitteln, dass ich nichts versäumt habe.
Wieviel bedeutender, aber auch in der hiesigen Öffentlichkeit unbekannter, ist, Weiterlesen

Brasilien / Afrika / China / Mauern sterben langsam

Die deutsche LeMonde diplomatique, nur gestern als preisgünstige Beilage der taz zu bekommen, war gestern um 15 h nur noch in einem von vier Beueler Zeitungsläden vorrätig. Online stehen derzeit nur zwei lesenswerte Texte:
Brasilien: Rückfall in brutale Zeiten
Angriffe auf Expräsident Lula da Silva und seine Anhänger, das tödliche Attentat auf die linke Stadträtin Marielle Franco, die Ermordung von landlosen Bauern: Die zunehmende politische Gewalt in dem südamerikanischen Land geht in erster Linie auf das Konto der übermächtigen Agrarlobby von Anne Vigna
Die Fischräuber Weiterlesen

Im gefährlichsten Land der Welt

Von Eduard Fritsch
Die Berichterstattung über die Maras in den hiesigen Medien

Auf der letzten Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin, die vom 7. bis zum 11. März 2018 stattfand, war auch El Salvador vertreten. María Luz Nóchez, Journalistin der salvadorianischen Internetzeitung „El Faro“, besuchte die ITB und den Stand ihres Landes. Ihr Kommentar: „Zwischen all den Vorzügen des Klimas, den vielfältigen Landschaften und dem guten Straßennetz tauchen die Worte Sicherheit, Gewalt und Pandillas (gleichbedeutend mit Maras, Gangs, Verbrecherbanden, d. Red.) an keiner Stelle auf. In der offiiellen Darstellung, mit der El Salvador als Tourismusziel angepriesen wird, gibt es keine Pandillas. War El Salvador früher für seinen Kaffee bekannt, so macht es heute Schlagzeilen mit den Leichen, die 60 Morde auf 100000 Einwohner*innen im letzten Jahr hinterließen. Heutzutage wäre es nicht übertrieben zu sagen, dass in diesem Land mehr Tote produziert werden als Kaffee.“ Weiterlesen

LeMonde diplomatique (dt.) – April 18

Die April-Ausgabe der deutschen LeMonde diplomatique habe ich letzten Freitag rechtzeitig erwischt.
Diese Texte sind online zugänglich:
Mit Dschihadisten verhandeln? von Charlotte Wiedemann
In Asien und Afrika werden muslimische Terroristen als Kämpfer ernst genommen. Experten raten dazu, mit ihnen zu reden, statt sie umzubringen.” – weiterlesen hier
“Gefühlte Korruption von Benjamin Cunningham
In Zentral- und Osteuropa grassiert die Korruption – so könnte man meinen. In Wahrheit Weiterlesen

Wer dämmt Aggressionen gegen Russland ein?

Trump tuts nicht, seine Opposition auch nicht. Die Bundesregierung tuts nicht (oder heimlich?), Opposition hat sie nicht. Die EU tuts nicht, im Gegenteil. Frankreich? Ein Blick ins ARTE-Programm genügt. Auch Serge Halimi regt sich in der LMd darüber auf, erklärt uns aber nicht, was sich in dem Sender politisch verändert hat und welche Interessen die Entscheider*innen dort verfolgen. Extrem ärmlich: die schwache von Ränkespielen derangierte konservative Regierung des “Vereinigten Königreiches” (UK).

Es muss gespenstisch gewesen sein, die Regierungserklärung von Theresa May. Genauso gespenstisch wie die komplette Geheimdienstschnurre, die uns da ernsthaft aufgetischt wird, frei von eigenständigen kritischen Recherchen unserer Medien. Weiterlesen

Geldwäsche: Immobilien, Fußball

Dass ausgerechnet England mit einem WM-Boykott drohte, war ja vergleichsweise lächerlich. Ernster wäre es da schon, wenn die Behinderung der russischen Oligarchen in London mehr als eine Drohung wäre. Ist es nicht. Rowland Atkinson hat in der jüngsten Ausgabe der LeMonde diplomatique (hier: deutsche Ausgabe) unter dem Titel “Londons leere Luxustürme” (leider nicht online) illustriert, warum das unrealistisch ist.

Hier ein paar Schlaglichter seiner Darstellung:

Den Dealern von Multimillionen-Wohnungen geht es schon so schlecht, dass sie nicht nur Gratis-TV, sondern auch Luxuslimousinen als Zugabe anbieten “müssen”. Trotzdem wird weiter gebaut wie blöde: es geht nicht nur um die Ware Wohnung, sondern um den Kapitalprozess. Weiterlesen

Am Schnittpunkt von Grundproblemen linker Politik

von Peter Wahl

Der Erfolg von La France Insoumise
ist auch deshalb von besonderem Interesse, weil er in einer Phase intensiver Debatten über Grundfragen linker Politik zustande kam. Er steht am Schnittpunkt von Diskussionssträngen, wie:
• dem Verhältnis von linker Klassenpolitik zu den Themen neuer sozialer Bewegungen wie der Umwelt-, der Frauen- oder der globalisierungskritischen Bewegung,
• dem Stellenwert identitätspolitischer Themen, wie sexuelle Minderheiten, Ethnizität, Nation oder Anti-Rassismus in linker Politik,
• dem Spannungsfeld Kosmopolitismus – Kommunitarismus (s. Nölke 2017: 77 ff),
• der Organisationsfrage und der nach dem Subjekt politischer Veränderung,
• der Debatte um den sog. „Linkspopulismus.“

LFI positioniert sich explizit oder implizit zu all diesen Fragen und versteht sich damit auch als Reaktion auf die Krise der Linken, wie sie sich im Niedergang der kommunistischen Bewegung seit den achtziger Jahren, dem Verfall der radikalen Linken und in jüngerer Zeit dem Absturz der PS manifestierte (Aguiton 2017: 7ff.).

LFI – ERGEBNIS EINES STRATEGISCHEN SUCHPROZESSES

Konzept und Strategie von LFI sind nicht mit einem Schlag entstanden, sondern das Ergebnis eines zehnjährigen Suchprozesses und Experimentierens mit unterschiedlichen Ansätzen. Weiterlesen

SPD, Linke, Grüne, “Sammlungsbewegungen” – lest Greffrath

Letzten Freitag habe ich es wieder verpasst, mir die deutsche LeMonde diplomatique (der taz beigelegt) zu beschaffen. Nach einem angeregt verquatschten Mittagessen im Pastis habe ich immer nur im Kopf: Lotto abgeben nicht vergessen. So habe ich die Januar-Ausgabe verpasst. Die Rettung ist, was online steht.

In diesem Fall: Matthias Greffrath. Lange Zeit war er für mich ein typischer Berliner Salonintellektueller. Teil seiner Berufsbiografie war die Chefredaktion der “Wochenpost“. Im Zuge der Eroberung der DDR durch die BRD, hatte sich der Bertelsmann-eigene Gruner&Jahr-Verlag dieses Wochenblättchen einverleibt. Nach Greffrath, der die Auflage nicht hochkriegte, übernahm Matthias Döpfner. Auf den folgte der baldige Tod.

Ich weiss nicht, ob Greffrath geerbt hat. Oder eine feine Abfindung mitgenommen. Oder beides. Jedenfalls hat er beständig dazu gelernt, politische Bewegungen der Welt studiert, und der Publikationsort LeMonde diplomatique, die in Frankreich zu den Mitgründerinnen der Attac-Bewegung gehörte, ist nur folgerichtig.

Was er hier aktuell schreibt, ist ein aktuelles Aufgabenheft für deutsche Linke. Die Antworten wären der Inhalt. Wenn es die gibt, oder wenn sie wenigstens aktiv bearbeitet werden, dann könnte eine positive Dialektik mit der Formfrage (Partei, Koalition, Bewegung) ingang kommen. Ohne solchen Inhalt wäre – und ist – die Form vergeblich.

Lob der LeMonde diplomatique

Seit es sie in deutscher Sprache gibt, profitiere ich von dieser Monatszeitung. Mir war in der Schule Französisch-Unterricht nicht vergönnt, ich wurde stattdessen sinn- und nutzlos mit Latein gequält. So öffnete sich für mich das Fenster zur Welt erst, als die taz begann, die LMd in deutscher Sprache zu veröffentlichen. Immer am 2. Freitag im Monat. Das ist von Bedeutung, weil sie dann nur 2,50 kostet, als taz-Beilage. Im Einzelverkauf danach ist sie teuerer, und zwar sogar als Download: 4,20.

Warum öffnete sich ein Fenster zur Welt? Während deutsche Medien, wenn sie über Internationales berichten, in der Regel eine Personengeschichte wählen, weil sie meinen, ihr Publikum sei sonst zu doof für solche Themen, Weiterlesen

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