Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Privatfernsehen

Berlin beschämt die andern

Und: der Fuchs Berlusconi im deutschen Hühnerstall

Noch kann niemand verbindlich sagen, wann uns endlich das 29-€-Ticket für Regionalverkehre deutschlandweit angeboten wird. Bund, Länder und kommunale Verkehrsunternehmen sind mit dem Pokern noch nicht fertig. Aber Berlin. Ausgerechnet die, die sonst überhaupt nichts mehr hinkriegen, ob es demokratische Wahlen, der Bau eines Flughafens oder ein Minimum an Höflichkeit und freundlichem Umgang ist, wo sogar Aquarien explodieren, weil es eine Nummer kleiner nicht ging – die bieten ihren Leuten einfach jetzt schon ein 29-€-Ticket an. Weiterlesen

Ich hab die BILDzeitung gesehen!

Mangels Möglichkeit bei warmem Wetter Cabrio oder Motorrad zu fahren, sehe ich derzeit eine gute Menge “Rentnerfernsehen”. Neben Phoenix sind das diverse Krimis und Krankenhausserien, Wissenschaft und Nachrichten, aber man verirrt sich auch mal. So landete ich bei der BILD-Fernsehen =BLÖD-Zeitung. Sie wissen schon, die man vor dem Lesen schräg halten sollte, damit das Blut rausläuft – oder besser bei ihrem Fernsehen. Weiterlesen

Music Goes Capitalism

Die “linke” Musikikone der 68er Generation Bob Dylan hat die Rechte an seinen Songs für 300 Mio. Dollar an einen kapitalistischen Konzern verkauft. Shakira, gefühlt auch immer auf der Seite der Armen und Schwachen Südamerikas und Afrikas, ist ihm auf dem Fuße gefolgt. Sogar David Hasselhoff hat einen Nachbau von K.I.T.T. ebenfalls für einen irren Betrag zu Geld gemacht.  Ich gehe jede Wette ein, dass eine Reihe von kleinen oder mittleren Sternchen jetzt gerade an ihren Plattenschränken oder CD-Regalen steht und phantasiert, wem sie vielleicht die Rechte an ihren Liedchen verscherbeln könnten – der nächste wird wahrscheinlich Heino sein. Was passiert da gerade? Weiterlesen

Gleichgeschaltet?

Vor wenigen Tagen beschwerte ich mich bei einem Rundfunkratsmitglied über die Tagesschau. Christiane Meier, die in ihrer Jugend bei Küppis ZAK und “Privatfernsehen” gelernt hat, und später sehr lange Hauptstadtberliner-Frondienste für das ARD-Morgenmagazin schob, hat sich vor einiger Zeit endlich einen der heissgeliebten New-York-Korrespondentinnen-Jobs des WDR gesichert. Es gibt noch Gerechtigkeit, dachte ich, und gönnte es ihr. Nun hatte sie der Tagesschau einen Bericht vom UN-Sicherheitsrat geliefert, Weiterlesen

Fußballmacht und Medienherrschaft

Dass im Fußball das Sportliche nur noch eine Nebenrolle in der Dramaturgie spielt, ist nichts Neues mehr. Kotzt aber viele Fans verständlicherweise immer mehr an. An einzelnen Orten spitzt sich das gelegentlich zu. Und Fans zeigen den Buzzynessmen des Fußballs schon mal, was ihr Geschäftsmodell ohne Fans noch wert ist. Der BVB weiss jetzt Bescheid, in Hannover dagegen sind die Hörschäden bei den Hörgeräteherstellern und ihren Freunden so gross, dass sie jeden Knall überhören zu können glauben. Nette Scharmützel.

Woanders auf der Welt geht es um wirklich grosse Räder. Rupert Murdoch, der reaktionäre Medienzar mit Drang zur Weltherrschaft, geht auf das Ende seines Lebens zu, und versucht sein Erbe zu regeln. Selbst schon ein Ungetüm, kommt nun der grösste Mediendrache der USA Comcast bei der Londoner Börse um die Ecke (hier Handelsblatt, hier FAZ), und will ihm seine Fußballbeute Sky wegfressen. Weiterlesen

Gaus – mehr Publikum als zu Lebzeiten?

In der nachrichtenarmen Zeit der Jahreswende hatte die Rheinische Post entdeckt, worauf ich hier schon mehrmals hingewiesen habe: das Interview von Günter Gaus mit Hannah Arendt. Es hat auf Youtube die Millionengrenze überschritten. Zu Recht.
RP und taz heben jede Menge Äusserlichkeiten hervor: schwarz-weiss, es wird geraucht etc. Das eigentlich Spektakuläre ist aber das inhaltliche Niveau. Und dass sich hier nur zwei Personen unterhalten, von denen schnittarm eigentlich nur eine wirklich, das aber sehr intensiv, zu sehen ist – wir sehen auch ihren Körper sprechen! – zwei Personen, die keine Show abliefern wollen, sondern sich persönlich füreinander und ihre Ansichten interessieren. Wann haben wir das das letzte Mal in der Glotze erlebt?

Ich weiss ein Beispiel. Klaus Pokatzky (gestern in Fazit/DLF, mein Zimmervorgänger in meiner Beueler WG in den 70er Jahren) verdanke ich den Hinweis auf ein Interview der grössten deutschen Schauspielerin Corinna Harfouch zu #metoo in der NZZ. Weiterlesen

Mit einer guten Sache gemein machen – Medienkritik vs. asoziale Medien

von Christian Nürnberger / Otto-Brenner-Stiftung
Keynote zur medienpolitischen Tagung / Verleihung des Otto-Brenner-Preises am 21.11. in Berlin

1 Von der Informations- zur Desinformationsgesellschaft

Zwischen 2014 und 2016 ist auf die deutschen Medien die heftigste Medienkritik niedergeprasselt, die es je gegeben hat. Dann aber wurde der Fakenews-Produzent Donald Trump US-Präsident, und gleichzeitig begann sich herumzusprechen, dass die größten Desinformations-Schleudern nicht die Mainstream-Medien sind, sondern die tausend Plapper-Foren in den sozialen Medien und die Propaganda-und Fakenews-Fabriken in Russland. Retten wird das die Medien trotzdem nicht, denn

2 Das Raumschiff Erde gleitet gerade von der Guten- in die Zuckerberg-Galaxis

Und gerade dort, in der Zuckerberggalaxis, verhungern die Medien. Der Geldstrom, der einst aus der Werbung in die Zeitung und das Privatfernsehen floss, fließt jetzt zu den vier großen Big-Data-Konzernen, vor allem zu Facebook und Google.

3 Kommt ein Narrenschiff gefahren …

Die solchermaßen in ihrer Existenz bedrohten Verlage haben darauf zuerst zu spät, anschließend falsch reagiert, und sind dann auch noch von einem Narrenschiff gerammt worden. Auf dem Schiff tummelte sich das zu Verschwörungstheorien neigende, an Fakenews und alternative Fakten glaubende Aluhut- und Pegidavolk und rief Lügenpresse und Haut die Presse auf die Fresse.

Rund zwei Jahre lang wurde von diesem Schiff aus auf die Presse geschossen wie noch nie. Aber nur dank des Echoraums der mittlerweile erfundenen sozialen Medien konnte die Lügenpresse-Lüge eine so hohe Aufmerksamkeit erzielen, dass die beschimpften Journalisten zuletzt selber glaubten und schrieben, dass ihnen niemand mehr glaube. Weiterlesen

Privatfernsehen – bald mausetot

In den 80er Jahren verfolgte die CDU-Bundesregierung Kohl die Absicht, konservative Herrschaft in Deutschland durch die Einführung privaten Fernsehens abzusichern. Die öffentlich-rechtlichen Sender erschienen ihr rot (das war den Sozialdemokraten zugeordnet) unterwandert, vor allem NDR und WDR, die mit der Tagesschau in Hamburg und dem Hauptstadtstudio in Bonn die politische Berichterstattung dominierten. Mit seinem Grossspender Leo Kirch zog Kohl an einem Strang. Strippenziehen war sein grösstes Talent.

Nachdem anfangs die überwiegend konservativen Zeitungsverlegerfamilien das Angebot annahmen, sich an privaten TV-Sendern zu beteiligen, merkten manche schnell, andere langsam, das sie das nicht können und liessen sich wieder rauskaufen. Übrig blieben im Geschäft die Konzerne Kirch und Bertelsmann, Senderflaggschiffe Sat1 und RTL.

Bertelsmann wurde fälschlich der SPD zugeordnet, nur weil es im SPD-regierten NRW seinen Konzernsitz hatte und dort selbstverständlich gepflegte diplomatische Beziehungen unterhielt, auch zur zeitweiligen Regierungspartei Grüne. Bei einzelnen Begegnungen in Gütersloh und Köln war ich dabei. Leitendes Interesse war aber keine bestimmte Politik, sondern Geldverdienen. Weiterlesen

Medienbashing = Whiteout

Albert Schäffer verdanke ich die Lektion vom “Whiteout”: wenn mann am Horizont die Grenze zwischen Himmel und Erde nicht mehr erkennen kann. Davon ist die deutsche politische Klasse offensichtlich sehr geplagt. Es ist richtig, dass sie von “den Medien” dabei keine Hilfe bekommen. Doch die umschwirren sie nur, wie Satelliten oder der Mond. Sie für die grassierende eigene Orientierungslosigkeit und Diskursunfähigkeit verantwortlich zu machen, ist abgrundtief billig, nur doof.

Lustig: die Kritik konzentriert sich auf die “öffentlich-rechtlichen Medien”. Warum? Weil von den Anderen sowieso nichts mehr erwartet wird. Das Privat-TV betreibt keine Informationsprogramme mehr, sondern nur noch “Unterschichtenfernsehen” (Harald Schmidt). Die Mittel- und Oberschichten unter 50 Jahren verzichten bereits ganz auf TV-Konsum. Die privaten Printmedien wiederum, davon gehen unausgesprochen bereits auch alle aus, machen klar ausgerichtete Gesellschafts- und Parteipolitik, und zwar im Zweifel immer für “die da oben”. Wenn das allgemein als gegeben vorausgesetzt wird, gibt es da nichts mehr zu kritisieren. Bleiben übrig die Medien, die uns gehören.

Die werden jedoch leider nicht von uns kontrolliert, Weiterlesen

Body-Positivity: “Fat is a feminist issue”

Neue Welle? Neue Bewegung? Auf jeden Fall gut. Niemand ist hässlich. Das Leben kann schön sein, und zwar vor allem durch das Sündigen. Wenn wir uns gegenseitig stärken, das Positive an uns selbst und unseren FreundInnen sehen, darüber sprechen, darüber schreiben, und soziale und asoziale Netzwerke damit bespielen.
Und nein, Heidi Klum und das Privatfernsehen sind nicht alles schuld. Es ist ein System, in dem Ausbeutung und Selbstoptimierung ineinander greifen. Das funktioniert auch ganz ohne Fernsehen. Aber Widerstand ist möglich, individuell und kollektiv. Und der Jungle World ist zu danken, dass sie in ihrer neuen Ausgabe darauf aufmerksam macht.

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