Patrik Baab und Robert E. Harkavy haben ein Buch herausgegeben, das politische Zusammenhänge zwischen den Morden an Olof Palme, Uwe Barschel und William Colby in den 80er Jahren sieht. Hier in einem Textauszug auf Telepolis und hier in einem besser lesbaren Interview mit den Nachdenkseiten stützen sie sich auf ein bisher nicht bekanntes Sitzungsprotokoll, das sie bei ihrer Recherchearbeit beschaffen konnten.
Ich kann das nicht fachlich bewerten, an einen “Selbstmord” habe ich bei Barschel schon als damaliger Zeitgenosse nicht geglaubt. Einen Monat nach Barschels Tod wurde die Leiche des IG-Metall-Schatzmeisters Norbert Fischer, also des Finanzmannes der für die Rüstungsindustrie zuständigen Gewerkschaft, in Rosenheim auf den Bahngleisen gefunden. Es gibt kaum digitale Quellen aus dieser Zeit. Diese Spiegel-Meldung, die vermutlich mehr verdeckt und verkleidet als offenlegt, legt mindestens nahe, dass Fischer mit konspirativem Arbeiten kein Mentalitätsproblem hatte. Überhaupt keine Quelle finde ich heute zu der Tatsache, dass in der gleichen Zeit ein Haus (oder eine Wohnung) einer damaligen Sekretärin von Egon Bahr in Königswinter (oder Bad Honnef?) ausbrannte. Egon Bahr war zu dieser Zeit Spitzenkandidat auf der schleswig-holsteinischen Reserveliste der SPD zur Bundestagswahl, also im Bundesland Barschels mit der relevanten Marine-Rüstungsindustrie, um deren Geschäfte ausgiebig unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit kriminellen Methoden “verhandelt” wurde.

Was damals schon schlimm war, ist heute nicht besser geworden. Thomas Mosers aktuellem Telepolis-Bericht entnehme ich die Tatsache, dass ein Ex-Freund der NSU-Terroristin Zschäpe V-Mann unseres “Verfassungsschutz” genannten Inlandsgeheimdienstes war, und dass kurz vor dem Mord an der Polizistin Michelle Kiesewetter in Heilbronn am Tatort von Zeug*inn*en ein auffälliger Verkehr weiterer Streifenwagen wahrgenommen wurde. Nichts davon wird von den zuständigen Behörden offengelegt und aufgeklärt. Eines Tages wird es trotzdem rauskommen. Es ist beschämend. Wo haben die nur ihr menschliches Gewissen gelassen?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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