Sport- und Kulturdezernentin Birgit Schneider-Bönninger
sprach gestern Abend bei den Bonner Grünen vor. Seit wenigen Monaten im Amt hat sie sich schon gründlich in unserer Stadt umgesehen, und zeigt dabei einen offenen Kopf. Die unselig gegeneinander aufgehetzten Lobbys des Sports und der Kultur, ein bonnspezifischer Schwachsinn, an dem der letzte SPD-OB Jürgen Nimptsch nicht unschuldig war, hat sie schnell identifiziert und arbeitet bereits dagegen. Bei sich selbst anfangen: eine 40-köpfige verwaltungsinterne Arbeitsgruppe aus beiden Bereichen, ausschliesslich Freiwillige aller Hierarchieränge, hat sie installiert und hat mit der Arbeit begonnen. Mal ganz was Neues: statt Revierkämpfe interdisziplinäres Arbeiten – für die Bonner Verwaltung könnte das ein Kulturschock werden.
Etliche Ideen: Green-Juice-Veranstalter in Römerbad, eine Operninszenierung, die im Schwimmbad spielt – ja, auch ein Ruhrpottderby zwischen S04 und dem BVB war auf der Ideenliste. Das Echte wäre aber wohl zu teuer und zu gross für unser Viertligastadion. Ausserdem würden die anreisenden Fangruppen die wohlsituierte, bildungsbürgerliche Bonner Bevölkerung restlos verängstigen. Das will natürlich niemand; gemeint sind die “Allstar”-Teams beider Vereine, also die Alten Herren.
Das ewige Problem des Sanierung-oder-Neubau kennt Frau Schneider-Bönninger selbstverständlich schon lange. Die Bonner Probleme mit dem stadteigenen Städtischen Gebäudemanagement (SGB) natürlich auch. Es wird nur gebaut, nicht gepflegt. Die Frage nach den Lehren aus der Beethovenhallensanierung und den Baukatastrophen andernorts (Kölner Oper&Theater) fasste sie darum gestern aus begründeter Vorsicht nur mit spitzen Fingern an. Vorstellen kann sie sich Vieles, insbesondere auch mit dem jetzigen Operngebäude am jetzigen Standort – “Stadt zum Rhein”. Aber eine Festlegung gestern wäre übergriffig und unbedacht gewesen. Die Lady lernt, und zeigt das als Persönlichkeitsprofil, nicht dumm.
Nicht dumm war auch die Grünen-Einladung an sie. Sie zog interessiertes Fachpublikum aus Kultur und Sport an. Sollte die Partei das methodisch ausbauen, würde sie nicht nur kommunalen Gestaltungswillen zeigen, sondern sich auch zu einem gesellschaftlich relevanten öffentlichen Diskussionsort machen. Da ist noch viel Luft nach oben.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net