Sascha Lobo ist jetzt auch schon 44. D.h., seit knapp 30 Jahren kann er seine Existenz darauf gründen, der Berliner Blase die Welt da draussen zu erklären. Die Welt derer, die zuweilen unter 50 sind, und ihr Leben mit Arbeiten bewältigen müssen, zu den heutigen kapitalistischen und technologischen Bedingungen. Woher sollen Politiker*innen und Medien in der Hauptstadt das auch erfahren, wenn nicht von Sascha Lobo? Heute hat es das Leitmedium SZ wieder versucht, auf seiner wertvollen Seite 3 (online nur hinter Paywall).
Lobo kann nichts dafür. Er ist politisch anständig und vernünftig, und kann ausserdem gut Reden und Schreiben. Mehr sagt es über die aus, die ihn buchen: die können es offensichtlich nicht (so gut, dass sie auf ihn verzichten könnten).
Was da in Altenstadt-Waldsiedlung passierte, war unbeabsichtigt spektakulär. Im Kern ist es symptomatisch dafür, wie Deutschland aktuell regiert und verwaltet wird. Und intellektuell sowie in allem, was menschlichen Fortschritt ausmacht, immer weiter zurückfällt. Farhad Dilmaghani hat es in der Richtung völlig zutreffend diagnostiziert. In einem weiteren Leitmedium. Der Kerl hat sogar schon im Kanzleramt gearbeitet.
Ein Medium mit dem Volksmundtitel “Lügenblatt”, in der verkauften Auflage, also seinem Ansehen beim Volk, in 20 Jahren auf 20% geschrumpft, diktiert immer noch die Themen, an denen sich deutsche Presse”vielfalt” und ihren Daumen in den Wind haltende Politiker*innen sich abarbeiten, mit so einer Drecksack-Charaktermaske an der Spitze, ist mir schlecht.
Wie konnte es also so weit kommen?
Meine These: weil in solchen Organisationseinheiten, also: grossen Medien, Ministerien, Parteien, Verbänden etc. jede*r gegen jede*n um sich selbst kämpft. Nur in seltensten Glücksfällen gelingen Teamgeist und Teamspiel. That’s Neoliberalism, stupid! Hallo Grüne Bundestagsfraktion! – Ach so, grad’ keine Zeit …
Mit welchen Bandagen der Neoliberalismus um die Rettung seiner Pfründe kämpft, das hat Tina Ternus/nachdenkseiten mal gründlich aufgearbeitet und präsentiert. Die Autorin arbeitet als Beraterin in der Solarbranche. Sie hat also schon erfahren, wie rücksichtslos Arbeitsplätze vernichtet werden, wenn Alte Macht sich wehrt. Diese Macht wird sich jetzt auf die klimakämpfenden Jugendlichen stürzen, um sie zu fressen oder zu kaufen. Auch bei Ternus’ Diagnose drängt sich die Frage auf, wie Medien, die von uns dafür bezahlt werden, dass sie uns über demokratische Politik informieren, in alle aufgestellten Fallen laufen, statt ihre Arbeit, Journalismus zu machen.
Nicht alles ist schlecht, nicht überall. In Afrika brennen zwar noch mehr Tropenwälder als in Lateinamerika. Aber dort wird auch dagegen gekämpft. Mit Wissenschaft und politischer Basisarbeit. Susanne Aigner/telepolis berichtet. Ein Erfolg dort ist wichtig für uns alle.
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