Flach zu Lindner / Gladbacher Hinrunde
Zum Zustand des WDR habe ich keine Lust mehr. Nicht zum Hören oder Sehen, nicht zum Schreiben oder Kommentieren. Wie schön, dass mir Friedrich Küppersbusch in der taz diese Arbeit abgenommen hat: Wenn ein paar Millionen Türkdeutsche im ZDF der Ziegenfickerei beigewitzt werden, hagelt es alle Fernsehpreise Deutschlands und Bild schwingt sich zur heldenmütigen Schildmagd der Satirefreiheit auf. Wenn ein paar Millionen Senioren im WDR als Umweltsäue provoziert werden, wird das Stück gelöscht, der Intendant zum Zensor und in Bild deliriert Wagner von „der Entlassung der Verantwortlichen“. So viel zum „linken Mainstream“ in diesem Land.
Interessanter Beifang der Posse: Vor gut einem Jahr präsentierte der WDR die Ergebnisse der Studie „Mehr als #metoo – die Verantwortung des WDR als Arbeitgeber“. Überraschend war die Gewerkschaftsveteranin Monika Wulf-Matthies auf der Fährte sexueller Belästigungen im Sender bei „weit mehr“ gelandet. Es gehe nämlich „häufig auch um das Erleben von Machtmissbrauch oder eine Unzufriedenheit mit dem Betriebsklima“. An dieser Stelle müsse man ansetzen, so Wulf-Mathies – „es gehe um mehr Wertschätzung untereinander und einen besseren Umgang miteinander“. „Die interne Kommunikation muss gestärkt, mehr Feedbackmöglichkeiten geschaffen und ein nachhaltiger Kulturwandel angestoßen werden.“ (Zitate: WDR-Homepage)
Statt sich hinter Mutter Beimer auf den Sozius zu schwingen und ein cooles Hühnerstall-Pressefoto rauszuhauen, erklärt der Intendant in einem Spiegel-Interview: Die „zuständigen Programmverantwortlichen“ hätten „das Video bereits aus dem Netz entfernt“, noch bevor er sich geäußert habe. Drei Absätze später: er „erlebe den WDR nicht so, dass hier eingeschüchterte Redakteure herumlaufen“. Vielleicht kann in der „Sendung mit der Maus“ erklärt werden, wie das mit der Zeitachse so ist und warum der WDR erst eine Studie vorstellt – und ein Jahr später die Krankheitssymptome öffentlich vorführt.
Der Witz der Woche ist der neue Arbeiterführer Christian Lindner. Ob der weiss, wie früh er aufstehen muss, um an Werkstoren Arbeitende abzupassen? Eine freudige Überraschung, dass ein Linkspartei-Realo wie Tom Strohschneider/oxiblog dazu seinen Karl-Hermann Flach gelesen hat. Treffer! Glückwunsch!
Es ist eine schreckliche, eine fussballlose Zeit. In Deutschland. Zeit für einige besinnliche Kolumnen. Jürgen Roth/Junge Welt – ich habe ihn, dank Dieter Bott, kennengelernt. Von all den vielen Jürgen Roths, die ich kenne, ist es der, der am besten schreiben kann. Und die Kollegen vom Borussia-Fanblog seitenwahl.de, die Aufschlussreiches zu Gladbacher Hinrunden melden. Es ist so schön, dass wir Borussia-Fans jede Woche und jeden Tag geniessen müssen, um Paranoia vor Rückrunden gar nicht erst aufkommen zu lassen. Die gute Nachricht: beim Fußballkonzern im süddeutschen Raum sind nach dem Abgang des verurteilten Steuerkriminellen alle Führungsjobs vergeben, ausser dem im Tor. Aber für den ist Max Eberl zu alt. Darum hat er vom Trainingslager aus verlauten lassen, dass er bleiben wird. Er hat Vertrag bis 2022. Von mir aus können sie ihn jetzt schon um 5 Jahre verlängern.
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