Rolf Bringmann, Randi Crott
Anlässlich des Endes der WDR-Mitternachtsspitzen, bzw. deren alter Mannschaft, verirrte ich mich gestern zu einem langen Gespräch, das der WDR mit seinem ehemaligen Redakteur und langjährigen Verantwortlichen für die Mitternachtsspitzen, Rolf Bringmann führte. Ich hatte Bringmann selbst in meiner Rundfunkratszeit (1997-2003) mal persönlich getroffen und kennen gelernt. Es war ein sehr informatives und angenehmes Gespräch, ganz wie auch dieses, das in der WDR-Mediathek vorgehalten wird.
Es ist Teil einer längeren Reihe, die der Sender linear in der Nacht verklappt hat.
Ich hatte zum linearen Sendetermin nur mal in die Ausgabe mit Ulrich Deppendorf reingezappt, Bedeutender als seine Nase vor der Kamera war der Mann in den 80ern und 90ern als Innovator im Rahmen der Redaktion “Zeitgeschehen aktuell”, aus der u.a. das legendäre “ZAK” und spätere “Privatfernsehen” mit Friedrich Küppersbusch hervorging.
Aus Anlass des Endes der Mitternachtsspitzen habe ich mir nun die Ausgabe zuerst mit Rolf Bringmann, und weil ich schon dabei war, noch die mit der von mir sehr verehrten (aber nie persönlich kennen gelernten) Randi Crott angesehen. Schreck: die ist 7 Jahre älter als ich, und niemand würde das merken.
Ich muss sagen: a.o. sehens- bzw. hörenswert.
Ein bisschen frech, es mit der Musik der legendären “Zur Person”-Reihe von Günter Gaus zu unterlegen, ansonsten wie bei Alexander Kluge: Standkamera und Redenlassen.
Kämpferisch: Bringmann, der Möglichmacher – Crott, die Unabhängige
Bei Bringmann und Crott gehts um meine eigene politische und Medien-Sozialisaton – sie waren mittendrin in wichtigen, weitgehend verlorenen Medienfreiheitskämpfen im Sender. Die Kanalarbeiter der NRW-SPD drehten den WDR auf rechts – alle linken Redaktionsnester wurden zerschlagen. Schlüsselprojekt war die Verlegung der Landesredaktionen von Köln nach Düsseldorf an den Regierungssitz (vieles davon wurde weit später wieder rückgängig gemacht): Projektleiter dieser Rechtswende waren die bei Bringmann und Crott ungenannten Cornelius Bormann und Harald Brand.
Von Frau Crott war für mich noch mal die Rede, als Küppi mir in den 90ern erzählte, er habe sie als Alternative zu Maischberger (damals noch ntv) gecastet: wir hätten sie beide persönlich vorgezogen, aber er als damaliger Produzent meinte, von den Interviewgästen hätte sich dann keine*r mehr getraut, wiederzukommen. Frau Crott war nicht so “lieb”, wie es Maischberger später bei Helmut Schmidt zur Vollendung brachte, sondern scharf, wie es sich für eine gute Journalistin gehört.
Zu Crott noch bemerkenswert: sie erwähnt “Echo West”, ein regionales Vormittagsmagazin aus dem Studio Dortmund unter der Leitung von Claus Werner Koch “CWK”, einer Berühmtheit im WDR – er und sein damaliges Dortmunder Team ist auch für mich als Hörer Legende geblieben: ich habe beim Hören gemerkt, welchen Spass den Macher*inne*n ihre Arbeit machte. Bei einer IC-Fahrt sass er mal an meinem Speisewagentisch: er war vielleicht der beste Ausbilder, den der WDR je hatte. Ein Genie der Menschenführung und Talentförderung.
Das war richtiges Radio. Schöne Zeit.
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