Und: Einschaltquoten aus! / Kolumnen-Konflikt
Neben dem die Welt quälenden Coronavirus gibt es hierzulande eine Todesursache in Krankenhäusern, die seit Jahren die Tabellenspitze markiert: die multiresistenten Keime. Wie konnte es dazu kommen? Die eine Kritik bezieht sch auf zu häufige Verschreibungen von Antibiotika für Menschen. Die Andere ist der zu häufige Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung – hier sehr gut und kompakt erklärt in einer Reportage von Alois Berger/DLF (Audio 7 min).
Sind die öffentlich-rechtlichen Medien noch zu retten? “Nur die Zuschauer können uns verändern” meint die ausgeschiedene WDR-Fernsehspielchefin Barbara Buhl, die jahrzehntelang die Ausputzerin hinter Gebhard Henke spielen musste, in einem Interview hinter der Bezahlmauer von Zeit-online. Dieser Meinung bin ich schon seit Jahrzehnten, und hätte es als Aufgabe der Ebert-, Böll- und Luxemburg-Stiftung angesehen, sich um entsprechende Diskurse zu kümmern. Aber auf mich hört ja keine*r. Da kommt der Kollege Matthias Dell/DLF, ehemals Medienredakteur des Freitag, mit einer Superidee um die Ecke: Abschaffung der Einschaltquotenmessung, mindestens für ein Jahr. So sollen die TV-Redaktionen gezwungen werden, wieder auf eigene Ideen zu kommen, selbst zwischen gut und schlecht zu unterscheiden. Wenn die AfD rechthätte, würde dann alles noch schlimmer. Andererseits: was die schlimm findet, gefällt mir. Dells Idee ist so gut, dass sie garantiert nicht umgesetzt wird.
Gestern habe ich Ihnen eine Kolumne von Franziska Augstein zur Lektüre empfohlen. Heute empfiehlt mir der geschätzte Kollege Martens in seiner Alpapier-Kolumne Anselm Neft, der sich die Mühe macht, Augsteins Text komplett auseinander zu nehmen. Neft ist ein interessanter Kerl, aus Bonn in die Welt hinaus gezogen, hat relevante Teile seiner Schulausbildung am berüchtigten Bonner Aloisiuskolleg erlitten, und das literarisch verarbeitet. Ich bin nicht der Meinung von Martens (zu ZeroCovid bin ich näher bei Demirovic) und Neft, vor allem weit entfernt davon Franziska Augstein mangelhaft klares Denken zu unterstellen – in dieser Disziplin überragt sie ihren Bruder und Freitag-Verleger Jakob. Aber bitte, bilden Sie sich Ihre Meinung selbst.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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